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"Bei der Heimkehr aus dem Lazarett hatte Vater 40 Kilo"

Von Norbert Blaichinger, 23. April 2015, 02:15 Uhr
"Bei seiner Heimkehr aus dem Lazarett hatte Vater kaum mehr als 40 Kilo"
Stefanie Hartmann mit dem Kriegstagebuch ihres Vaters Bild: Blaichinger

MONDSEE. Tochter von Franz Beer über Auswirkungen des Krieges auf das Leben ihres Vaters.

Der Publizist und OÖN-Mitarbeiter Norbert Blaichinger aus Zell am Moos veröffentlicht das Kriegstagebuch des ehemaligen Mondseer Bürgermeisters Franz Beer. Es erscheint Mitte Mai in der Edition Innsalz.

 

OÖN: Frau Hartmann, Sie waren drei Jahre alt, als Ihr Vater aus dem 2. Weltkrieg zurückkam. An welchen ersten Eindruck können Sie sich noch erinnern?

Hartmann: Ich weiß noch, dass er eine Woche vor Weihnachten 1944 aus dem Lazarett Deutsch-Krone in Pommern mit meiner Mutter nach Haus gekommen ist. Ich war ja schon vorgewarnt, dass er nur noch einen Fuß haben würde. Er hatte nur noch etwas mehr als 40 Kilo. Dass ihm ein Fuß fehlt, hat mich übrigens nicht gestört.

Wie hatte Ihr Vater die schwere Kriegsverwundung erlitten?

Er sagte immer, gegen die Verwundungen wäre selbst die Hölle nichts gewesen. Das letzte Mal war es durch einen Panzer, da erwischte es den Fuß und die Lunge. Er kroch noch 400 Meter, dann ritt er auf einem Pferd ohne Sattel 30 Kilometer. Dann blieb er liegen und ist schließlich auf einen Lkw gekommen, der bei seiner rasenden Fahrt umgestürzt ist. Dann wurden die Verletzten in einen Viehwaggon verladen, mit dem sie vier Tage ohne Verpflegung zurückfuhren. Sumpfwasser war das einzige. Mein Vater kam zum Glück in ein Lazarett in Deutsch-Krone mit guten Ärzten. Der Fuß war inzwischen schon schwarz geworden und musste amputiert werden. Der Splitter von der Granate war einen Zentimeter am Herz vorbei in die Lunge gedrungen und hat sich nach einiger Zeit dort eine Handbreit unter dem Herzen verkapselt. Wetterumschwünge machten meinem Vater bis an sein Lebensende zu schaffen.

Ihre Mutter konnte im Lazarett mehrere Monate bis zur Rückkehr bei Ihrem Vater sein.

Meine Mutter wurde verständigt, weil seine Überlebenschancen gering waren. Sie konnte durch eine gute Bekannte meiner Großmutter ins Lazarett fahren und dann fünf Monate dort bleiben, bis mein Vater so weit wieder hergestellt war, dass er die lange Heimreise antreten konnte. Mit dem damaligen Lazarettkommandanten verband meine Eltern später übrigens eine Freundschaft. Er und seine Frau besuchten uns in Mondsee mehrmals.

Hat Ihr Vater in späteren Jahren noch unter seinen Verletzungen gelitten?

Ja, natürlich. Beim amputierten Bein hatte er sehr oft Phantomschmerzen: Er spürte bei den Zehen, die er gar nicht mehr hatte, Schmerzen. Besonders an heißen Tagen hat auch die Prothese gescheuert und geschmerzt. Und den Splitter in der Lunge hat er bei jedem Husten gespürt.

Wie hat Ihr Vater in den ersten Jahren nach dem Krieg seine Erlebnisse verarbeitet?

Er ist anfangs gar nicht so richtig zum Nachdenken über seine Kriegsjahre gekommen, weil er mit der Absicherung seiner Familie beschäftigt war. In den Beruf konnte er ja nicht, wegen seiner Parteimitgliedschaft. Deshalb hat er gemalt, gezeichnet und gebastelt, vor allem Puppenwägen. Ich habe von ihm ein Puppenhaus mit Einrichtung bekommen. Das hat mich sehr gefreut, ich habe es bis heute zur Erinnerung aufgehoben.

 

Franz Beer Bild: privat

Biografie

Franz Beer, 1912 geboren, besuchte die Höhere Lehranstalt für Forstwirtschaft in Bruck/Mur. Von 1939 bis 1944 leistete er Kriegsdienst und wurde verwundet. Nach dem Krieg war er in der Forstverwaltung Mondsee tätig. Er war Mitglied der NSDAP, nach dem Krieg beim VdU, dann in der FPÖ. Von 1973 bis 1985 war er Bürgermeister von Mondsee. Beer ist 2004 gestorben.

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6  Kommentare
6  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Alcea (10.015 Kommentare)
am 23.04.2015 12:14

empfehle ich dieses Buch: Surviving Hitler Das Buch ist in der Kindle Edition erhältlich und beschreibt das Leben eines SS Soldaten, welcher in Norwegen ausgebildet wurde, um in Hallein bei der Waffen SS eingesetzt zu werden.
Auf der anderen Seite eine Jüdisch Ungarische Familie. Beides in der Zeit während 1939 bis 1944.

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 23.04.2015 12:23

.

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ElimGarak (10.744 Kommentare)
am 23.04.2015 12:27

die Physiker lesen zwinkern

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 23.04.2015 12:32

Soll ich dir was sagen, zum Schluss heiraten beide und leben bis 2004 in Schweden mit ihrer Familie.
Merke dir Zappo: Lesen bildet und hat noch niemanden geschadet objektives denken zu lernen. Glaube es mir und versuch es einfach einmal!

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 23.04.2015 12:37

aha darum bist du so gebildet !

ps. mit uns zwei wird das nichts.... !

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holzauge (504 Kommentare)
am 25.04.2015 07:42

für das Schreiben ist das Lesen gut, da kommt man dann schnell über ein "und" hinaus.

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