Mai 1967. Die Narzissen standen in ihrer vollen Blüte. Wie auch so manche junge Ausseer, die sich möglicherweise damals in eine der Kandidatinnen für die Wahl zur Narzissenkönigin verschauten. Die Frühlingsgefühle waren los. Denn bei der Abstimmung, die in der achten Folge des Narzissenfests noch mittels Eintrittskarten im Ausseer Kurhaus durchgeführt wurde, kam es vor 50 Jahren zum Krach, wie die OÖNachrichten nach dem Publikumsspektakel berichteten.
"Einige Burschen hatten während der Veranstaltung versucht, möglichst viele Stimmzettel für die Wahl der Narzissenkönigin zu ergattern und damit ein bestimmtes Mädchen zur ‚Miss Narzisse‘ zu machen", wurde Bericht erstattet. Zur obersten Narzissen-Botschafterin wurde schließlich nicht die Favoritin der Ausseer Jünglinge gewählt, sondern "wirklich die Hübscheste", wurde damals geschrieben. Eine kurzfristig einberufene Jury stimmte ab, die 24-jährige Hausfrau Ruth Marnul aus Graz wurde zur Königin auserkoren und die Eskalation im Publikum konnte verhindert werden, die Stimmzettelhamster wurden ausgebootet.
Der Bericht aus 1967 über den Krach und die „Miss Narzisse“ aus Graz und den Narzissen-Wecker, der möglicherweise so manchen vom Sessel hob.
Doch nicht nur die Auseinandersetzung machte damals Schlagzeilen. Eines der 59 geschmückten Autos, die tags darauf, am Sonntag, 28. Mai, beim Korso präsentiert wurden, war besonders umjubelt. "Der Wagen der Bad Ausseer Alpenvereinsjugend, auf dessen Dach ein aus Narzissen gebasteltes Gipfelkreuz verankert war, schoss den Vogel ab." Begeistert waren die Zuseher auch vom Bergsteiger, der vor diesem Narzissen-Kreuz angeseilt saß.
Der junge Bergsteiger vor dem Gipfelkreuz, das die Alpenvereinsjugend von Bad Aussee zum Bootskorso im Jahr 1967 schickte.
Dass sie seit jeher voll Ideenreichtum sind, bewiesen einige Teilnehmer bereits damals. Beim Bootskorso, der in den Anfangsjahren am Samstag und mit weniger Teilnehmern stattfand, wurde ein Riesenwecker auf den Grundlsee geschickt. Und der rasselte, sodass so manch stiller Betrachter flott vom Sessel auf den Zuseherreihen gerissen wurde. Im Archiv der OÖNachrichten liegt auch ein Zeitungsausschnitt aus dem Folgejahr auf. Damals erregte neben der beliebten Live-Sendung "Autofahrer unterwegs", die vom Narzissenfest gesendet wurde, auch ein internationales Tanzturnier viel Aufmerksamkeit. Und mit viel Pomp und pyrotechnischen Effekten wurde damals der Narzissenball mit der Wahl der Narzissenkönigin veranstaltet. Zuvor luden die Liedertafel und der Männerchor Bad Aussee zum Konzert- und Gesangsabend.
Nur zwei Jahre später wurde bereits von einem Megaansturm berichtet und das Narzissenfest als größtes österreichisches Frühlingsfest betitelt. Mehr als 30.000 Menschen kamen nach Bad Aussee, Altaussee und Grundlsee.
"Die Veranstalter hatten allen Grund, zufrieden zu sein, denn noch nie gab es einen derartigen Zustrom an Gästen. Hotelbetten, Sitzplätze in den Restaurants und Parkplätze waren begehrt wie nie zuvor", schrieben die OÖN am 27. Mai 1969. Erwähnt wurden auch die fleißigen Schulkinder, die von ihren Lehrkräften von Hausaufgaben verschont wurden, um Narzissen pflücken zu können. Ihre Hilfe war unerlässlich, denn alleine beim Fahrzeugkorso nahmen siebzig Fahrzeuge, die mit Blumen geschmückt wurden, teil.
Ein weiterer Schnappschuss aus der Vergangenheit: eine junge Teilnehmerin auf der Narzissen-Schnecke. Das Bild entstand im Jahr 1991.