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Josef Wimmer: Er war Kirchschlägers Schneider

Von Erik Famler, 28. September 2015, 00:04 Uhr
Josef und Johanna Wimmer   Bild: Privat

Noch vor zwei Jahren stand Josef Wimmer vor dem Traualtar.

Der Anlass war sein 65-jähriges Ehejubiläum. Er tauschte mit seiner Johanna die Ringe. Kinder, Enkel, Urenkel – sie alle gratulierten. Die Familie schenkte dem Jubelpaar eine Kutschenfahrt durch Wels. Der Wunsch der Oma nach einem großen Fest mit Kirche, Blumen und Festmahl ging in Erfüllung.

Drei Monate später war Johanna tot. „Für meinen Vater begann eine schwere Zeit, die er mit Hilfe der Familie meisterte“, erinnert sich Christa Raunegger. Am 13. September folgte Josef seiner Johanna. Der 97-Jährige schlief friedlich ein. So hatte er sich den Tod immer gewünscht.

Rückblende auf das Jahr 1939. Als 29-Jähriger musste Josef Wimmer zur Infanterie einrücken. Unter dem Kommando des späteren Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger erlebte er den Krieg. In Russland und Frankreich standen der Schneidergeselle und das spätere Staatsoberhaupt gemeinsam an der Front.

Abgemagert und entkräftet kam Josef Wimmer 1945 vom Krieg nach Hause. An seinem Geburtstag, einem 6. November, ging der Heimkehrer ins Welser Hotel Post, dem heutigen Hotel Hauser, um nach der Frau eines Kameraden zu fragen. In der Küche traf er auf Köchin Johanna Kitzberger. Sie bot ihm einen Platz an und servierte dem „Krispindl“ einen Schweinsbraten mit Knödel. Aus der flüchtigen Begegnung wurde die Liebe seines Lebens. 1948 wurde geheiratet, 1951 absolvierte Josef Wimmer die Meisterprüfung und machte sich selbständig: „Sein Beruf war seine große Leidenschaft. Als Schneidermeister war er immer im Einsatz“, sagt seine Tochter.

Christa und ihr jüngerer Bruder Hans-Georg hatten einen liebevollen Vater. Nahezu jeden Sonntag war er für seine Kinder da. Er unternahm Ausflüge mit dem Zug oder spielte mit ihnen Matador und andere Spiele.
„Als Jugendliche durften wir keine Jeans tragen. In seinen Augen war das eine Arbeitskleidung. Die brauchten wir nicht, da wir noch zur Schule gingen“, erinnert sich Christa Raunegger.

Mit Rudolf Kirchschläger traf der Welser Schneidermeister nach dem Krieg noch öfter zusammen. Bei ihm bestellte der Präsident seine Anzüge. Die Anprobe fand oft im Zug statt. Wenn sich der Bundespräsident auf dem Weg nach Salzburg befand, stieg Josef Wimmer in Wels ein und nahm Maß.

Seinen Lebensabend verbrachte der Schneidermeister im Altenheim Bruderliebe. Dort fühlte er sich wohl und genoss die liebevolle Betreuung. „Beim letzten Faschingsgschnas in der Bruderliebe verkleidete sich der Papa noch als Conchita Wurst. Das hat er sichtlich genossen“, sagt seine Tochter.

Josef Wimmer wurde am Dienstag auf dem Welser Friedhof beigesetzt. Seine Johanna hat ihn dort erwartet.

Traueranzeige auf wirtrauern.at ansehen

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