Johannes Baierl: Ein Trainer in allen Lebenslagen
Wenn sie an ihren Vater denkt, sind es nicht die Stunden auf dem Trainingsplatz, die Anita Baierl als Erstes in den Sinn kommen.
Die langen, intensiven Gespräche, bei der ihr der gebürtige Kremsmünsterer Mut machte, Hoffnung gab und Angst nahm, haben das Leben der Marathon-Staatsmeisterin seit Kindestagen geprägt. "Papa hat für die Familie gelebt. Er war nicht nur mein Trainer, sondern auch mein bester Freund", beschreibt die 27-Jährige die enge Verbindung. Johannes Baierl war vielseitig, betrachtete die Dinge gerne aus mehreren Blickwinkeln. Die Konstante blieb die Liebe zum Sport und der Musik.
Nach seinem Abschluss im Stiftsgymnasium Kremsmünster ging er durch die strenge Schule der Polizei, bevor er eine gänzlich andere Richtung einschlug und zuerst als Versicherungsberater und später als Wirtschaftsprüfer tätig wurde. Weil seine eigene sportliche Karriere durch eine schwere Verletzung frühzeitig beendet worden war, machte der frühere Gymnasialmeister im 800-Meter-Lauf seiner Tochter schnelle Beine. Ehrgeizig, aber nie fordernd. "Johannes hat sich mit seiner Tochter weiterentwickelt, hatte einen sehr großen Wissensstand und war ein angesehener und vor allem gern gesehener Mann in der Laufszene", erinnert sich auch der Sportdirektor des Österreichischen Leichtathletikverbandes, Hannes Gruber, gerne an die Gespräche mit Baierl.
Wenn der Sport begann, belastend zu wirken, nahm Johannes Baierl seine Tochter bei der Hand und ging mit ihr und seiner Frau Helga auf Reisen. An Kenia und Südspanien erinnert sich Anita besonders gerne zurück. "Er hatte noch ganz viele Ziele, wollte mit dem Wohnwagen durch die Welt reisen." Eine schwere Krankheit stoppte den Tatendrang des Kremsmünsterers. Für die Anliegen seiner Familie hatte er weiterhin zwei offene Ohren, unterstützte seine Tochter bei der Suche nach einem neuen Trainer und blieb trotz schwindender Kräfte immer optimistisch.
Johannes Baierl starb am 6. Juni im 56. Lebensjahr. Er hinterlässt zwei Kinder, seine Ehefrau und eine große Lücke im Laufsport.