Humorvoll und seinen Prinzipien treu
Nur zwei Tage nach seiner überraschenden Einlieferung in das Welser Klinikum ist für den Welser Uhrmachermeister Sepp Stockinger die Lebenszeit abgelaufen: Der 79-Jährige ist am 2. April einem multiplen Organversagen erlegen.
Die Welser schätzten den zweifachen Vater aufgrund seines Humors. Dabei hielt Stockinger aber nicht hinter dem Berg und sagte offen heraus, was er sich über Menschen, Dinge und Situationen dachte. Auch seinen Prinzipien blieb er Zeit seines Lebens treu.
"Die Sozialdemokraten haben meinen Vater beim Aufbau seines Uhrenfachgeschäftes in der Welser Innenstadt sehr unterstützt, daher wurde er Parteimitglied – und blieb es bis zuletzt. Er war auch ein sehr guter Freund des verstorbenen Landesrates Ernst Neuhauser", sagt Sohn und Goldschmiedemeister Andreas.
Ihm gelang im Frühjahr 2007, die Welser Nachbargemeinde Thalheim politisch umzufärben: Freilich von einer roten in eine schwarze Kommune. Politische Debatten hätte es mit seinem Vater allerdings nie gegeben. Sozialisiert wurde Sepp Stockinger auch von dessen Vater, einem engagierten Gewerkschafter in der ehemaligen Welser Papierfabrik.
In den Nachkriegjahren entschied sich der Welser für eine Uhrmacher-Lehre bei der Firma Bartak auf dem Kaiser-Josef-Platz. Ein kleines Zubrot verdiente sich der Bursch damals mit seiner Ziehharmonika: "Er unterhielt die Gäste – vor allem im Wirtshaus Huber in der Wiesenstraße", erinnert sich Stockinger an Erzählungen seines Vaters. Seine Frau Erika lernte er in der Uhrmacherschule in Steyr kennen und lieben. Sie stammt aus einer Znaimer Uhrmacher-Familie.
1956 legte Stockinger die Meisterprüfung ab und machte sich im Herbst 1961 mit einem kleinen Geschäft in den Arkadengängen bei der Vorstadtpfarre (heute Traunpark) selbstständig. 1966 übersiedelten Erika und er das Geschäft in das Haus Ringstraße 24. "Mein Vater war der Handwerker und Außenminister, meine Mutter hatte die Finanzen im Griff", sagt der Sohn.
Enkel führt das Geschäft weiter
Vor 20 Jahren wechselte Stockinger in den wohlverdienten Ruhestand. Nach Sohn Andreas führt nun bereits Enkel Valentin die Geschäfte. Stockingers zweiter Sohn Joachim betreibt in der Welser Innenstadt und im Haid-Center Optiker-Fachgeschäfte.
Bis ins hohe Alter war Sepp Stockinger leidenschaftlicher Skifahrer. Vor knapp fünf Jahren erhielt er allerdings die Diagnose "Morbus Alzheimer". Seine Frau umsorgte ihn liebevoll in der gemeinsamen Wohnung in der Innenstadt – bis zum 31. März, als er überraschend ins Spital eingeliefert werden musste. Der 79-jährige Welser hatte sechs Enkelkinder und vier Urenkel.