Hans Jüngling: Seine Leidenschaft galt dem Go-Spiel
Er war Professor für Geschichte und Geographie am BRG Fadingerstraße, arbeitete mit Weitsicht und Gefühl und dachte trotzdem häufig nur in Schwarz und Weiß.
Hans Jüngling war sein ganzes Leben lang untrennbar mit dem Go-Spiel verbunden.
Linsenförmige schwarze und weiße Steine werden dabei auf einem Spielfeld platziert und so bewegt, dass sie möglichst große Gebiete umranden. Wer am Ende über das größte Territorium verfügt, gewinnt. Die vermeintlich einfachen Regeln machen das in China erfundene "Go" zu einem der vielschichtigsten Brettspiele überhaupt.
"Hans hat seine akribische Arbeitsweise und Feinsinnigkeit im Spiel ausleben können", sagt seine ehemalige Kollegin Helga Stark. Seine introvertierte, aber freundliche Art habe ihn besonders sympathisch gemacht. Weil seine Leidenschaft immer stärker wurde, gründete Jüngling 1971 in seiner Heimatstadt Linz einen Go-Club. "Hans war maßgeblich daran beteiligt, dass das Spiel in Österreich überhaupt bekannt wurde", erinnert sich Stefan Fischmeister an den Beginn. Er habe Hans Jüngling als hochintelligenten Menschen kennengelernt. Niemand habe mit seinem Enthusiasmus so viele Menschen anstecken können. Das sah der größte japanische Profi-Verband 1974 nicht anders. Jüngling wurde mit einer Anerkennungsurkunde geehrt.
Die Kultur Japans faszinierte den Professor mindestens so wie das asiatische Spiel. "Hans sprach fließend Japanisch und war auch vom arabischen Sprachraum begeistert", erzählt Helga Stark.
Traf man Jüngling einmal nicht referierend in seinem Club an, war er auf dem Rad durch Europa unterwegs. Im Sommer 2015 spielte der Lehrer mit weit über 90 Jahren das letzte Mal eine offizielle Partie "Go". Nun hat er seinen letzten Stein gesetzt. Hans Jüngling hinterlässt zwei Kinder, viele Freunde und eine große Spielgemeinde.