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Günter Hochegger: Ein sanftmütiger Widerständler

Von Herbert Schorn, 23. September 2014, 00:04 Uhr
Ein sanftmütiger Widerständler Von Herbert Schorn
Der "Brandzinken-Günter" Bild: (H. Rafezeder)

Der Brandzinken-Günter war ein Linzer Original. Er führte ein eigenwilliges Leben, stets an der Grenze zwischen Künstler, Autor, Denker, Aufrührer und Ausgestoßenem.

Der gebürtige Innviertler hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, war Sargträger und schrieb Beiträge für die Obdachlosenzeitung "Kupfermuckn’n". Viele Legenden ranken sich um ihn, die er selbst am launigsten unter die Leute brachte.

So berichtete er, dass eines nebligen Tages die Sargträger am Linzer Stadtfriedhof wegen schlechter Sicht das Grab nicht fanden und daher mitsamt dem Trauerzug so lange betend durch das Friedhofsgelände irrten, bis sie zur Aussegnungshalle zurück irrten und von dort erneut ihr Glück versuchten. "Wenn wir mit einem Kondukt recht weit gehen mussten, haben wir das Wandertag genannt", schrieb er in der "Kupfermuck’n". "Das war sicher der längste."

Geboren wurde Hochegger 1945 in Raab. Seine Eltern betrieben eine Schlosserei. Er wuchs in einem tiefkatholischen Milieu auf. Doch Strenge und Strafen vertrug das sensible Kind schlecht. Nach einer missglückten Schulkarriere geriet er auf die schiefe Bahn.

Zu Beginn der 1980er-Jahre landete er in Linz, wurde zu einem Aktivisten mit linken Idealen, besetzte mit Freunden ein Haus in Urfahr und war an der Gründung der "Stadtwerkstatt" beteiligt. Daneben war er Maler. Seine Probleme mit der Wirbelsäule führten dazu, dass er mit 50 Pensionist wurde.

Ab dann beschäftigte er sich intensiv mit Geschichte und Kultur der Gauner, deren Sprache und Zeichen, den so genannten "Brandzinken". Er gab darüber mehrere Bücher heraus. "Die Vergessenen, die Ausgegrenzten waren seine Welt", sagt Wolfgang Aistleitner, ehemaliger Senatspräsident des Oberlandesgericht Linz und Hocheggers Freund. "Er war ein beharrlicher Widerständler mit kritischem Blick auf die Gesellschaft. Doch trotz seiner Widerständigkeit war er liebevoll, sanft und humorvoll."

Er habe eine anarchistische Ader gehabt, erzählt Heinz Zauner, Chef der ARGE für Obdachlose. "Aber er war auch ein Intellektueller." Der Brandzinken-Günter starb an einem Gehirnschlag und wird heute um 14 Uhr auf dem Friedhof in Raab verabschiedet.

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