Pfarrer Johann Schicklberger: Gmundens Kanonikus
Der langjährige Gmundner Stadtpfarrer Johann Schicklberger verstarb am Dienstag überraschend im Alter von 87 Jahren.
Ein Platz für ihn im Seniorenheim wäre schon reserviert gewesen, doch Kanonikus Johann Schicklberger ging seinen eigenen Weg (was irgendwie typisch für ihn war). Der langjährige Gmundner Stadtpfarrer verstarb am Dienstag überraschend im Alter von 87 Jahren. Die Traunseestadt verliert mit ihm eine monumentale Persönlichkeit.
Seit er 1959 seinen Priesterdienst in Gmunden antrat, kamen und gingen fünf Bürgermeister und zwölf Kapläne. Schicklberger war immer da. Kaum ein Gmundner, der sein Taufwasser nicht von ihm auf die Stirn geträufelt bekam und später seine Sünden bei ihm deponierte.
Dass der Kanonikus praktisch jeden duzte (in die andere Richtung aber gerne auf Distanz blieb), ist so gesehen nur logisch. Praktisch alle Gmundner waren seine Schafe.
Ein Faktor in Gmunden
Schicklberger wurde 1930 in Linz geboren, wuchs in St. Florian auf und wurde so wie sein Bruder Pfarrer. Er entstammte der Zeit vor dem Vatikanischen Konzil, einer Zeit, als Priester sich in ihren Gemeinden als Autoritäten verstanden. Und auch Schicklbergers Wort hatte in der Bezirkshauptstadt großes Gewicht – weit über die Seelsorge hinaus.
Johann Schicklberger machte den Wandel aber durchaus mit. "Das Evangelium steht über allem", sagte er stets – und reihte im Zweifel auch das Kirchengesetz in die zweite Reihe. Dass Geschiedene die Kommunion erhalten, war in seinen Gottesdiensten keine Frage. Und in seiner Pfarrköchin hatte er tatsächlich auch einen Lebensmenschen an seiner Seite.
"Er lebte vollkommen für seine Berufung", sagt sein Nachfolger Gerald Geyrhofer. "Es gab keinen Tag, an dem er nicht arbeitete. Seine Korrektheit war immer phänomenal. Aber er konnte auch schweigen. Das ist für einen Priester wichtig."
Seinen letzten Gottesdienst hielt Gmundens ewiger Stadtpfarrer im September des vergangenen Jahres, danach half er weiter aus, wo er konnte.
Johann Schicklberger wurde 1984 von Bischof Maximilian Aichern zum Ehrenkanonikus des Linzer Domkapitels ernannt. 1994 erhielt er den Ehrenring der Stadt Gmunden und 1999 das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich. Er war Feuerwehrkurat des Bezirks Gmunden und Präses der Gmundner Kolpingfamilie, in deren Reihen er gerne ein Glas Wein trank.
Jetzt duzt er vermutlich jeden im Himmelreich. Die Gmundner nehmen währenddessen am kommenden Dienstag um 10 Uhr mit einem Requiem in der Stadtpfarrkirche Abschied von ihm.