Eugen Pell: Ein gnadenloser Rat-Geber
Wer Eugen Pell (1954 - 2015) um einen Rat, um seine Meinung gefragt hat, der hat nie eine gefällige Antwort gekommen. Immer aber eine reflektierte.
Das haben jene Menschen, die ihn gekannt haben und die ihm besonders nahegestanden sind, geschätzt. Viele seiner Weisheiten gelten heute noch. Neue werden nicht mehr dazukommen. Denn Eugen Pell ist tot. Gestorben am 29. September mit 61 Jahren, zu Hause in St. Valentin, auf eigenen Wunsch alleine.
Vor acht Jahren war bei dem Lehrer der Neuen Mittelschule Ennsleite (Deutsch, Musik, Religion, Geografie, Geschichte) Darmkrebs festgestellt worden, Lebenserwartung ein Jahr. "Das hat mein Vater so nicht hingenommen. In dieser Phase war er so stark wie nie zuvor, er legte seine vorher gezeigten Zukunftsängste ab", sagt sein Sohn Johannes. Der erfolgreiche Dirigent und sein Vater begegneten einander auf Augenhöhe, "zerredeten" Gott und die Welt. "Diese Gespräche fehlen mir", sagt der Sohn.
Das Leben des Vaters von drei Kindern (Judith, Johannes, Julia) war eines in Dur und Moll, gesungen und gespielt. Den Kirchenchor St. Valentin leitete er 17 Jahre, beim Chor Ad Libitum war er mehr als 20 Jahre ein mitbestimmender Geist. Dort konnte der Bass seine Liebe zur Musik des Barock - neben der Renaissance - ausleben. Mit Chorleiter Heinz Ferlesch verband ihn eine tiefe Freundschaft. Eugen Pell, bester Freund, Trauzeuge. "Ich habe ihn oft um einen Rat gefragt. Er hat nie verurteilt und nie hochgejubelt, aber er war immer ehrlich. Er war von allen höchst respektiert und ein von manchen Menschen zutiefst geliebter Mensch", sagt Ferlesch, der mit Eugen Pell einst in einer Band spielte.
Ein gemeinsam geplantes Projekt wird Ferlesch mit seinem Chor Ad Libitum nun ohne den besten Freund angehen: die Marienvesper von Monteverdi, Pells Lieblingsstück. Beim Begräbnis schenkte der Chor dem Verstorbenen den Eröffnungschor des Werkes.
Für die große Trauergemeinde war die Verabschiedung tröstlich: "Es war schön zu sehen, dass er so vielen Menschen am Herzen gelegen ist", sagt sein Sohn.