Wie hält man Pendler in der Region? „Wir müssen über das Geld reden“
NEUFELDEN. Die Mühlviertler Wirtschaft wächst - trotzdem pendeln Tausende in den Zentralraum.
„Wir müssen das Arbeitsplatzangebot in der Region kommunizieren. Wir müssen die Gehalts-Schere zum Zentralraum reduzieren oder zumindest klar darlegen, dass es diese nicht mehr gibt. Wir müssen die Attraktivität der Arbeitgeber in der Region hervorstreichen und immer wieder den Lebenszeitverlust aufzeigen, der durch das Pendeln entsteht.“
Diese Handlungsempfehlungen gab Meinungsforscher Werner Beutelmeyer als oberste Gebote aus, als er am Donnerstag eine von seinem Market-Institut durchgeführte Pendlerstudie im „Biohort-Unternehmerforum“ präsentiert hatte. Auf der Habenseite der Mühlviertler Unternehmen stünden das positive Betriebsklima, die hohe Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitsplatz-Flexibilität.
Die Wirtschaft wächst
Warum sind gerade die Pendler im Blickpunkt der Personalchefs der heimischen Firmen? „Wir suchen Fachkräfte und finden sie nicht“, sagte Josef Priglinger, Chef der Priglinger Holding. Alleine mit Biohort legte er in den vergangenen zehn Jahren eine beachtliche Entwicklung hin: Der Umsatz wurde von zehn auf 57 Millionen Euro gesteigert. Das schlägt sich auch in den Mitarbeiterzahlen nieder: „Wir haben bei der Weihnachtsfeier 62 neue Mitarbeiter begrüßt und alleine im Jänner schon wieder 18 eingestellt“. Knapp 270 Mühlviertler finden aktuell bei Biohort einen Arbeitsplatz. Dabei ist das Werk in Herzogsdorf noch gar nicht fertig und Priglinger wälzt schon Pläne für den weiteren Ausbau in Neufelden - spätestens 2024 soll die alte Müller-Wipperfürth-Halle geschleift und durch eine neue ersetzt werden.
Mitarbeiter gesucht
Eine ähnliche Performance legt Priglingers Aufzug-Firma Ascendor hin. Auch hier finden 70 Menschen Arbeit und der Neubau steht vor der Tür. Die Priglinger Holding ist nur ein Beispiel für zahlreiche aufstrebende Unternehmen im Mühlviertel – was sich auch an der prominent besetzten Besucherschar des Wirtschaftsforums zeigte. Um genügend Mitarbeiter zu finden, schielen die Personalchefs also auch auf die Pendler und beißen sich an ihnen oft die Zähne aus. Genau deshalb gab Priglinger die Studie bei Beutelmeyer in Auftrag.
„Müssen über das Geld reden“
Bei seiner Präsentation zeichnete der Marktforscher ein eindeutiges Bild: „Wir müssen über das Geld reden“, gab er den interessierten Unternehmern mit. Für fast 70 Prozent der befragten Pendler ist ein ansprechendes Gehalt das Einser-Argument warum man die tägliche Anreise zum Arbeitsplatz auf sich nimmt. Arbeitsplatzsicherheit, Lohn und Gehalt und das Betriebsklima stellen – unabhängig davon, ob jemand pendelt oder nicht – die wichtigsten Faktoren bei der Auswahl des Arbeitgebers für Menschen in der Region dar.
Die Bezahlung wird aber im Hinblick auf die Motive für das Pendeln sogar mit größerem Abstand zu den übrigen Faktoren an erster Stelle genannt.
Ein großes Thema sei zudem die Abfertigung nach altem Modell: Viele langjährige Pendler haben überhaupt nicht im Sinn, einen Arbeitsplatz in der Region zu suchen. Sie seien mit ihrer Firma „verheiratet“. Dennoch: „Mehr als ein Viertel der Pendler hat bereits nach einem neuen Arbeitsplatz in der Region gesucht oder plant dies“, so die Erkenntnis der Studie. Beutelmeyer: „Dieser Wert ist deutlich von der jüngsten Altersgruppe getrieben. Ältere wollen meist nicht mehr wechseln“. Obwohl sieben von zehn Pendlern auch in Zukunft zum gewohnten Arbeitsplatz pendeln wollen, gebe es durchaus Potential.
Zusammenfassend könne man sagen, man habe eine Wissenslücke zu füllen: Denn die Gehalts-Schere zu Firmen im Zentralraum gebe es nur bedingt. Zudem bringe das Nicht-Pendeln einen massiven Zuwachs an freier Zeit und damit verbunden mehr Lebensqualität mit sich. (fell)
Pendlerstudie
Meinungsforscher Werner Beutelmeyer führte im Auftrag der Priglinger-Holding die Pendlerstudie durch. Befragt wurden 208 Pendler oder pendlernahe Personen aus den Bezirken Rohrbach und Urfahr-Umgebung. Der Erhebungszeitraum war von 15. bis 22. Dezember. Die Befragungen wurden online und telefonisch durchgeführt. Es gibt eine maximale statistische Schwankungsbreite von +/- Prozent.
Präsentiert wurde die Studie im Biohort Unternehmerforum 2018 zu dem die Chefs der führenden Unternehmen aus dem Oberen Mühlviertel eingeladen waren.
Dann siehst täglich auf der Nibelungenbrücke die Firmenfahrzeuge mit RO - natürlich im Stau der Heimfahrer. Oder wird der Rückweg bezahlt?
Das musst auch "kommunizieren"
Landespendlerbeihilfe abschaffen!
Ich halte die Pendlerbeihilfe für ein Sponsoring der Linzer Unternehmen. Um diesen Betrag können die Löhne reduziert werden.
So ist sie auch gedacht gewesen, nämlich für die Verstaatlichten und für die Öffentlichen Betriebe.
Gedanke und Ansinnen SEHR zu begrüssen mE
Befragung von 208 Leuten? OK? Aber was ist die Grundgesamt, die Pendler insgesamt? Danke. Zusätzlich Schwankungsbreite nicht angegeben.
Zur Orientierung an euch: Die Wahrscheinlichkeitsrechnung, basierend auf der Gaus'schen Verteilung, besagt, dass von einer kleinen Menge, einer repräsentativen Stichprobe, auf die Gesamtheit geschlossen werden kann.
ZB bei den Wahlen in Ö, bei über 7 Millionen Wählern, ergibt eine Stichprobe von ca 1000 Personen ein schon sehr exaktes Ergebnis. Schwankungsbreitenangaben sollen mW dies darstellen.
ABER: Je größer die Stichprobe, desto teurer wird die Umfrage. Drum begnügen sich mE in Ö, zB die Zeitungen, häufig mit einer Stichprobe in der Anzahl von 500 Leuten bei Österreich-Umfragen.
Zusätzlich zur Orientierung: fast nichts ist linear, meistens entstehen selbstfütternde Wachstums- oder Bremseffekte mit quadratischer oder e^x Kurve - umgekehrt mit dem "natürlichen" Logarithmus.
Leute, die nicht nach Linz fahren, geben mehr Geld daheim aus und fördern so den heimischen Konsum. Steuern ...
Wachstum der Bezirkshauptstädte
> Wir müssen das Arbeitsplatzangebot in der Region kommunizieren
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