Radikale Fußballfans: Ein realistisches Szenario
BAD LEONFELDEN. 270 Polizisten der Einsatzeinheiten aus Oberösterreich und Südböhmen übten in Bad Leonfelden den Ernstfall.
Sprechchöre, Hundegebell, Hubschrauberlärm und jede Menge Pyrotechnik – in Bad Leonfelden herrschte am Mittwoch Ausnahmezustand. Die Einsatzeinheiten der Polizei aus Südböhmen und Oberösterreich probten den Ernstfall.
Annahme war das Aufeinandertreffen zweier rivalisierender Fußballklubs beziehungsweise deren Fans. Dabei schenkten die radikalen Anhänger, allesamt dargestellt von Polizeischülern aus den beiden Ländern, ihren zukünftigen Kollegen nichts. Diese griffen besonnen, aber bestimmt durch und verhinderten das Aufeinandertreffen der Rowdies.
Als Einheit auftreten
"Es ist wichtig, dass man als Einheit funktioniert", sagte Landespolizeidirektor Andreas Pilsl: "Ein Eingreifen gibt es nur auf Befehl des Kommandanten oder bei unmittelbarer Gefahr." Dabei müssen die Polizisten oft ganz schön was einstecken. Das Fußball-Szenario kennen die Polizisten beider Länder aus dem Einsatz-Alltag. "Leider ist es im Fußball immer noch so, dass es solche Szenen gibt", sagte Pilsl.
Sprachbarrieren überwinden
Die große Herausforderung bestand in der Kommunikation untereinander. Die Sprach-Barriere wurde teilweise durch taktische Zeichen überwunden: "Die Kollegen verstehen sich untereinander", sagte Pilsl. Ein Vorteil seien auch die gemeinsamen Streifen, die es mehrmals monatlich im Grenzgebiet gibt. Hier fahren Tschechen und Oberösterreicher gemeinsam. Was die Sprache betrifft, habe man durchaus noch Nachholbedarf. Während etwa die Hälfte der Beamten aus Südböhmen Deutsch kann, gibt es in Oberösterreich an die 20 Polizisten, die Tschechisch sprechen – 15 davon im Mühlviertel. Immer wieder gibt es aber Kurse für interessierte Beamte. Außerdem sitzen Tschechen und Oberösterreicher auch gemeinsam in Englischkursen.
Den Übungseinsatz selbst meisterten die Einsatzkräfte sicher und schnell. Denn "leider" haben sie viel Erfahrung mit radikalen Fußballfans: "Es ist traurig, aber eine Realität, dass es im Fußball immer wieder zu Ausschreitungen kommt", sagt Pilsl. Entsprechende Gefahrenanalysen gibt es schon Tage und Wochen vorher – man kennt seine Sorgenkinder. Den oberösterreichischen Vereinen attestiert er zwar Bemühen, stellt aber auch klar, dass es noch Luft nach oben gebe.
Zur Beruhigung gab es nach der Übung ein Gulasch für Einsatzkräfte und "Feinddarsteller" sowie ein Fußball-Ländermatch der Polizeischüler. Dieses gewannen die Tschechen 3:1. (fell)
Video:
Bei diesen Bildern läuft es mir kalt über den Rücken!
Treffender hätte eine derartige Situation vom Fotografen nicht festgehalten werden können.