"Lange halten wir nicht mehr durch"

Von Bernhard Leitner   24.Mai 2016

Hell, luftig und vor allem artgerecht mit großzügig bemessenem Bewegungsraum – so hat Andreas Huber vor drei Jahren seinen neuen Milchvieh-Stall gebaut. Einen hochmodernen Melkstand und eine Tankanlage hat er sich ebenso geleistet. Zukunftssicher halt. Es sei keine einfache Entscheidung gewesen, diese Investition zu tätigen, und er habe sich das sehr gut überlegt, sagt Huber. Doch mit einem konnte der Landwirt aus Windhaag bei Perg nicht rechnen: Dass der Milchpreis dermaßen in den Keller rasselt, wie es in den vergangenen Monaten geschehen ist. 28 Cent pro Liter bezahlt ihm die Molkerei derzeit für die Milch seiner 27 Kühe. Pro Jahr produzieren die Kühe in Hubers Stall etwa 200.000 Liter. Die Milch ist die wichtigste Einnahmequelle des Hofs. Um das Einkommen der Familie aufzubessern, arbeitet Hubers Gattin Ingrid Teilzeit beim Maschinenring.

Nur mit Wachstum überleben

Dass er seinen Viehbestand aufgestockt hat, war die Grundvoraussetzung für Andreas Huber, den Familienbetrieb im Vollerwerb zu führen. "Das System ist leider so, dass man nur über die Menge verdienen kann", sagt der Windhaager Landwirt. Dennoch ist Huber keiner, der die Milchleistung seiner Kühe bis auf den letzten Liter ausreizt: "Mir ist eine gesunde, bodenständige Kuh mit 8500 Liter Jahresleistung lieber als ein Hochleistungs-Vieh, mit dem ich nur Probleme habe."

Der Hof der Familie Huber ist einer von 25 Milchbetrieben in der Gemeinde Windhaag. "Vor 20 Jahren gab es noch 60 Bauernhöfe mit Milchkühen – mehr als doppelt so viele", weiß der Windhaager Bauernbund-Obmann Peter Teufel. Den Grund für diesen Rückgang nennt Teufel auch: "Vor dem EU-Beitritt haben wir pro Liter Milch umgerechnet 52 Cent bekommen. Seither sind die Betriebskosten und Abgaben stark gestiegen. Dass sich das für viele nicht mehr ausgeht, ist klar."

Ein Beispiel für die steigenden Kosten sind die Festlegung der Einheitswerte, nach denen die Ertragskraft und somit die Abgaben eines landwirtschaftlichen Betriebs berechnet werden. Vor allem Waldflächen werden höher bewertet als in der Vergangenheit. Für Bernhard Wagner, ebenfalls Landwirt in Windhaag, bedeutet dies, dass er neuerdings 11.000 Euro jährlich statt zuvor 8000 Euro an Sozialversicherungsbeitrag bezahlen muss: "Um das zu verdienen, müsste ich 38.000 Liter pro Jahr mehr liefern. Ich frage mich, wie das gehen soll."

Die Stimmung ist gereizt unter den Windhaager Landwirten. Und das unmittelbar vor dem Welt-Milchtag am 1. Juni. Ihre Kritik richtet sich vor allem an die großen Lebensmittel-Ketten. "Ein Liter Vollmilch einer Eigenmarke kostet jetzt 85 Cent. Für Katzenmilch werden 4,95 Euro verlangt, ein Liter Energy-Drink kostet umgerechnet sechs Euro, da ist etwas ganz gewaltig aus der Balance geraten", sagt Bezirksbäuerin Barbara Payreder. Setze sich diese Preispolitik fort, werde es in der Landwirtschaft keinen Strukturwandel mehr geben, sondern einen Strukturbruch: Höfe würden reihenweise aufgegeben. Andreas Huber hat seinen Optimismus noch nicht verloren. "Der Milchpreis wird sicher wieder steigen", sagt er. "Ich weiß aber nicht, ob wir so lange durchhalten."