Kochlehrling Samir bekam negativen Asylbescheid

02.Oktober 2017

Gutes Personal zu finden ist in der Gastronomie eine große Herausforderung. Deshalb war Eva-Maria Pürmayer froh, als Samir ihr Küchenteam verstärkte. Wegen eines negativen Asylbescheides ist nun aber Samirs Zukunft ungewiss: „Der aktuelle Zuzug durch die ‚Flüchtlings-Welle‘ darf nicht nur als Problem gesehen werden, sondern auch dessen Chancen müssen erkannt werden“, sagt die Chefin des Hotels Bergergut in Afiesl. Samir nennt sie als gutes Integrationsbeispiel.

Im Vorjahr kam Samirs Betreuer-Team auf die Hotelbetreiberin zu: „Wir wurden gefragt, ob ein Lehrling, der um Asyl ansucht und in seiner Heimat bereits in der Küche gearbeitet hat für unser Unternehmen ein Thema wäre“, erinnert sich Pürmayer. Nach einem Vorstellungsgespräch und einem Probetag wie ihn jeder angehende Lehrling zu absolvieren hat, wurde Samir eingestellt. Er habe schon am Probetag in der 2-Hauben-Küche durch seine handwerkliche und engagierte Leistung überzeugt. „Samir hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem unserer besten Lehrlinge in der Küche entwickelt. Er ist geschickt, talentiert und herausragend engagiert. Wir haben die ersten Monate, so wie bei Lehrlingen üblich, viel Zeit und auch Kosten in seine Ausbildung investiert“, sagt Pürmayer.

Auch die Berufsschule hat er bereits absolviert und sich durch die deutsche Unterrichtssprache „gekämpft“. Umso verärgerter ist die Hotelchefin über den negativen Asylbescheid: „Einen so wertvollen Mitarbeiter in der Lehre nach so kurzer Zeit innerhalb von 14 Tagen zu verlieren, ist nicht nur menschlich sehr fragwürdig, sondern stellt auch für das Unternehmen große und unnötige Herausforderungen dar“, sagt Samirs Lehrherrin.

Alleine nach Österreich

Samir ist allein nach Österreich gekommen und lebt seit Juli 2015 in Altenberg. Ursprünglich wollte er weiter nach Deutschland, wurde aber von der Polizei aufgrund des abgegebenen Fingerabdrucks nach Österreich zurückgeschickt. Zu Beginn war die Situation schwierig, Samir war verstört und konnte kein Vertrauen fassen. Die Suche nach einer Lehrstelle gestaltete sich sehr schwierig, vom AMS wurde eine Lehrstellenmangelliste angefordert und die Berufsausbildungsassistenz vom Hilfswerk eingeschaltet. Im Sommer 2016 kam dann dank zweier Schnuppertage im Culinariat in Hellmonsödt die positive Wende.

Samir, gegen dessen Negativbescheid Beschwerde eingelegt wurde, sei nicht das einzige Beispiel, dass geleistete Integration zu wenig gewürdigt wird. Landesrat Rudi Anschober (Grüne) will bei der nächsten Flüchtlingsreferentenkonferenz eine Initiative starten. „Lehrlinge aus ihrer Ausbildung zu reißen, schadet allen: den Betroffenen, den Unternehmen und unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Wer sich gut integriert und Teil unserer Gesellschaft wird, soll belohnt werden“, fordert er.