"Heute sind Frauen selbstbewusst und wissen, dass sie nicht alleine dastehen"

Von OÖN   05.Oktober 2017

Das Rohrbacher Frauennetzwerk ist nicht nur Anlaufstelle für Mädchen und Frauen des Oberen Mühlviertels in allen Lebenslagen; man will sich einbringen, die Gesellschaft und die Welt verändern. Vor drei Jahren wurde aus dem FrauenTreff das Frauennetzwerk. Dieser Schritt war ein Stück weit auch eine Öffnung. Seit 1989 gibt es diesen Zusammenschluss aktiver Frauen. Dass sich zwar vieles verändert und verbessert hat und dennoch genug Arbeit für die Zukunft bleibt, weiß Netzwerkleiterin Jutta Müller: "Grundsätzlich jammern wir in der Gesellschaft ja auf hohem Niveau, aber es gibt einfach prekäre Situationen, die die Frauen noch immer beschäftigen", sagt sie. Dabei haben sich natürlich die Schwerpunkte seit 1989 verlagert – die Arbeit des Frauennetzwerkes sei dadurch differenzierter geworden: "Früher war die mangelnde Mobilität ein großes Thema. Das haben wir heute fast gar nicht mehr. Aber in Sachen Einkommen hat sich die Lage nicht unbedingt verbessert", sagt Müller. Vor allem in weiblich dominierten Berufen hätten sich niedrige Löhne etabliert – in der Pflege zum Beispiel. Deswegen brauche es auch wieder ein Frauenvolksbegehren.

Es gab viele Verbesserungen

Dennoch gab es in den vergangenen Jahren auch einige Verbesserungen: "Das Selbstbewusstsein junger Frauen hat auf alle Fälle zugenommen. Die stehen auf und sagen ihre Meinung", erlebt Müller in ihrer täglichen Arbeit. Auch kommen die Kundinnen heute früher und holen sich Hilfe: "Die Frauen wissen, dass sie sich Hilfe holen können und kommen zu uns, wenn man mit gezielten Maßnahmen noch kleine Feuer löschen kann", sagt sie. Früher erinnerten die Lebenslagen mitunter manchmal an einen "Flächenbrand".

Digitale Weiterbildung

Auch das Bildungsangebot im Frauennetzwerk hat sich mit der Zeit verändert. Waren es früher klassische Computer-Anfängerkurse, geht es heute darum, "am Ball zu bleiben und den Anschluss nicht zu verlieren. Es geht um digitale Kompetenz und weniger um Grundlagen der EDV", sagt Müller. Wichtig sei es vor allem auch, für Wiedereinsteigerinnen, sich in Sachen EDV auf den neuesten Stand zu bringen. So ist es heute nicht nur der PC, sondern auch das Tablet oder Smartphone, das zum Berufsalltag gehört.

Gemeinden als Jobchance

Sehr erfolgreich läuft auch ein Projekt, an dem das Frauennetzwerk beteiligt ist und darauf abzielt, über befristete Dienstverhältnisse bei den Gemeinden des Bezirkes Menschen wieder am ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. "Das Projekt ist zur Hälfte vorbei und wir haben jetzt schon die Zahlen erreicht, die wir uns bis März vorgenommen haben", freut sich Müller. Es geht darum, dass es bei den Gemeinden oft befristeten Bedarf an Arbeitskräften gibt. Sei es zum Beispiel in der Grundreinigung einer Schule oder über dem Sommer im Freibad. Jutta Müller ist bemüht, solche Angebote an Arbeitslose zu vermitteln. "Wir haben schon 23 Personen an acht Gemeinden vermittelt. Das Engagement der Bürgermeister und Amtsleiter ist großartig", sagt die Netzwerk-Chefin. Einige Teilnehmerinnen sind im Anschluss an die befristete Beschäftigung auch direkt übernommen worden. Sie könnte sich vorstellen, das Projekt auch auf gemeindenahe Betriebe wie Kindergärten oder Schulen auszuweiten.