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Als ein Stacheldraht an der Maltsch aus Freunden plötzlich Fremde machte

03. August 2017, 13:10 Uhr
Zettwing um 1913 Foto: Melzer Bild: Foto: Melzer

Kein anderer Ort an der südböhmisch-oberösterreichischen Grenze spiegelt die gemeinsame Geschichte mehr wider als Cetviny/Zettwing (CZ) an der Maltsch.

WINIDHAAG BEI FREISTADT. Sechs politische Systeme drückten im 20. Jahrhundert dem einst blühenden Markt mit 120 Häusern ihren Stempel auf. Diesen Samstag und Sonntag bieten zwei Veranstaltungen Gelegenheit, den Erinnerungsort zu besuchen.

Das Zukunftsforum Freiwald koordiniert aktuell in einem tschechisch-deutsch-österreichischen Gemeinschaftsprojekt die Beseitigung der Nässeschäden in der gotischen Maria-Geburt-Kirche mit ihren 600 Jahre alten Fresken. Gleichzeitig wird die wechselhafte Geschichte in einem Forschungsprojekt aufgearbeitet: Fast 400 Jahre bildete in der Monarchie die Maltsch lediglich eine Verwaltungsgrenze zwischen Böhmen und Österreich. Die Menschen heirateten „herüber und hinüber“.

Nach 1918 verhandelte man die Staatsgrenze. Die wirtschaftliche Situation entwickelte sich ab 1918 in Südböhmen stabiler als im Mühlviertel, Zettwing wurde zu einem beliebten Ausflugsziel und auch der Schmuggel blühte auf.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich intensivierte sich die Nazi-Hetze gegen die damalige Tschechoslowakei. Im September 1938 entführten das sudetendeutsche Freikorps und die SA 29 tschechische Grenzbeamte samt Frauen und Kindern von Zettwing nach Salzburg. Feuergefechte an der Maltsch forderten Verletzte und Tote. Am 10. Mai 1945 kam die Rote Armee nach Zettwing und die bisher deutsche Gemeindeverwaltung wurde den tschechischen Behörden übergeben. Der provisorische Bürgermeister Josef Chyle schützte jedoch die deutschsprachige Bevölkerung vor Übergriffen und etwa ein Drittel konnte zu Verwandten in das benachbarte Mühlviertel flüchten. 1946 wurden schließlich die zu staatenlos gewordenen Deutschen ausgewiesen und 1951 erfolgte die Erklärung zur „Verbotenen Grenzzone“. 1955/56 wurden die 120 Häuser dem Erdboden gleich gemacht. Ein Sprengversuch der Kirche endete für den Sprengmeister tödlich. 50 Grenzsoldaten kontrollierten den „Eisernen Vorhang“, 14 Flüchtende wurden erschossen.

Nach der „Wende“ 1989 schockierte die als Stall und Wachturm zweckentfremdete Zettwinger Kirchenruine. Diese konnte dann 2003 auch mit Unterstützung des Landes Oberösterreich restauriert werden. Betreut wird die Zettwinger Kirche seither vom Zukunftsforum Freiwald und einer Plattform der umliegenden Gemeinden. Ziel der grenzüberschreitenden Aktivitäten ist neben der Erhaltung der Bausubstanz auch die Reflexion der gemeinsamen Vergangenheit. „Gerade das Geschehen um Zettwing ist so spannend und vor allem lehrreich für das Heute“, sagt Freiwald-Obmann Hubert Roiß. (polzer)

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2  Kommentare
2  Kommentare
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( Kommentare)
am 03.08.2017 14:20

Wir hatten nach dem Krieg in unserem Haus einen vertriebenen Deutschen aufgenommen. Ich kann mich erinnern wie der erzählt hat, wie sich früher die Deutschen in Tschechien aufgeführt haben.

Wenn die Österreichische Hymne gespielt wurde, war es ruhig. Doch beim singen der Tschechen von ihrer Hymne hat man von Seiten der Deutsch Österreicher keine Ruhe eingehalten, im Gegenteil es wurde laut geschrien und oft absichtlich viel Lärm erzeugt.

Diese Geschichten haben sicher die Tschechen auch ihren Kindern erzählt.

Nicht vergessen, auch das gehört zu aller ordentlichen, dauerhaften Aufarbeitung der Geschichte, um in Zukunft friedlich zusammen zu kommen.

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( Kommentare)
am 03.08.2017 14:07

Ergänzung zum gezeigten Foto:

Die Männer in der Maltsch sind Tschechen, der Stacheldrahtzaun inkl. Grenzstein markiert die Grenze. Alle anderen inkl. Kinder befinden sich auf der österreichischen Seite.

Es gibt auch Fotos aus Leopoldschlag, wo die Tschechen und Österreicher durchmischt in der Maltsch baden.

Literatur z.B.: Franz Kregl, Die steinerne Brücke

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