Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Der Palmbuschen - sieben Pflanzen mit viel Symbolik  

Von Thomas Fellhofer, 07. April 2017, 11:31 Uhr
Bild 1 von 7
Bildergalerie Palmbuschen binden
Palmbuschen binden  Bild: Fellhofer

ROHRBACH. Die Bäuerinnen des Bezirkes Rohrbach halten die Tradition des Palmbuschen-Bindens hoch - obwohl es früher reine Männersache war.

„Früher haben die Männer den Palmbuschen gebunden. Da haben sie sich gar nichts dreinreden lassen“, erinnert sich Rohrbachs Bezirksbäuerin Hedwig Lindorfer. Heute ist sie mit zehn Frauen auf der Bezirksbauernkammer am Werk, um 200 Palmbuschen zu binden. „Wir hatten 2013 das Jahresthema altes Brauchtum. Seither treffen wir uns zum gemeinsamen Binden“, erklärt sie. Verkauft werden die Buschen am Samstag auf dem Rohrbacher Wochenmarkt. Dort werden übrigens die Pfadfinder noch einmal so viele Exemplare anbieten. „Der Palmbuschen ist bei den jungen wieder sehr beliebt“, sagt Lindorfer. Als Garant für Glück und Segen gilt er allerdings erst, wenn er am Sonntag auch zur Palmweihe getragen wurde. Der Weg in die Palmsonntagsmesse lohnt sich allemal, denn die kunstvoll drapierten Asterl können ganz schön viel - wenn sie erst einmal geweiht sind. 

„Die Palmbuschen werden bei uns im oberen Mühlviertel aus sieben Pflanzen gebunden, die früher alle eine starke Beziehung zum Volksglauben und zur Volksmedizin hatten“, erklärt die Bäuerin. Traditionsgemäß werden die Zweige am Aschermittwoch geschnitten und ins Wasser gestellt. So sollten sie mit der Frühlingssonne schnell zum Grünen gebracht werden. Gebunden werden die Palmbuschen von den einzelnen Familien am Samstag vor dem Palmsonntag. Früher wurde die Kunst des Palmbuschenbindens jeweils von den Vätern an die Söhne weitergegeben. So wie auch das Besenbinden, war das Binden des Palmbuschens reine Männersache. Auch das Tragen war traditionell Burschenarbeit. Hatte jemand keine Kinder oder Jugendliche in der Familie, wurden Patenkinder gebeten, die Palmbuschen in die Kirche zu tragen, was natürlich mit einer Aufbesserung des Taschengeldes einherging. Früher gab es für die tüchtigen Träger als Belohnung eine Eierspeise, ein rotes Ei oder einen „Eierschmarrn“ mit besonders vielen Eiern. 

Wer hat den längsten?

Am Palmsonntag gab es unter den Kindern und Jugendlichen ein wetteifern, wer den längsten Palmbuschen hatte. Da konnte es schon vorkommen, dass der Palmbuschen bis zum Chorgestühl reichte. Beim Nachhause kommen war es Brauch, dass der Palmbuschen drei Mal ums Haus getragen wurde. „Hühner einzäunen“ nannte man dies: „Drei Mal bist du ums Haus gegangen, damit der Fuchs und der Habicht nichts anrichten können. Das war eine unsichtbare Linie. Da hat man geglaubt, dass der Fuchs nicht durchkommt“, erzählen die Bäuerinnen während des Bindens. 

Sieben Pflanzen

Während Lindorfer und ihre Freundinnen gekonnt die einzelnen Zweige zu Buschen binden, erklären sie die Bedeutung der einzelnen Bestandteile: Der Buxbaum ist ein Symbol des Lebens. Der Efeu ist Zeichen für die Ewigkeit sowie für Treue. Die Hasel ist Symbol der Weisheit und Fruchtbarkeit. Die Lärche - im Mühlviertel Lehrbaum genannt - ist ein heiliger Baum, ein Schutzbaum. Die Palmkätzchen sind das Zeichen von Auferstehung und Neubeginn. Der Wacholder, besser bekannt als Segenbaum, ist der Lebendigmacher - ein Baum des Lebens. Das dürre Eichenlaub steht für das Vergängliche. Jeder Zweig hat seine besondere Bedeutung. 

Mit der im Wasser eingeweichten Weidenrute - die Korbweide ist Symbol der unbändigen Lebenskraft - die abgeschält und in der Mitte gespalten wird, wird der Palmbuschen zusammengebunden, denn Nägel oder Draht haben in einem Buschen nichts verloren. Es galt und gilt als Ehrensache, dass alles nur durch einen Streifen aus Rinde zusammenhält. Die Ruten mit Messer und Fingernagel zu spalten, verlangt ganz schön viel Geschick. Die Bedeutung der Bänderfarben gerät allerdings schon immer mehr in Vergessenheit und es werden verschiedene bunte Bänder genommen: Grüne Bänder sind das Symbol für die Freude über die Auferstehung, rote Bänder symbolisieren den Bluttod Christi  und die weißen Bänder stehen für die Unschuld Christi. 

Wie ein Palmbuschen „wirkt“

Der in der Kirche geweihte Palmbuschen wird an verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Wünschen und Bitten aufgestellt. So soll er zum Beispiel auf dem Feld die Ernte schützen - vor allem das Getreide vom Unwettern verschonen. Unter dem Dach bewahrt er die Bauers- und hoffentlich auch “Häuselleute„ vor Unwetter und Feuer. Im Stall wehrt er Krankheiten ab und im Herrgottswinkel wird er zur Ehre Gottes angebracht. Teilweise wurden die Palmkätzchen vom Menschen gegessen und an die Tiere verfüttert - zum Schutz vor Krankheiten und anderen Übeln. So war es weiland üblich, drei Palmkatzerl zu essen. Das sollte vor Halsweh schützen. 

Buschen nicht einfach wegwerfen

Waren nach einem Jahr noch Reste des alten Palmbuschens vorhanden, wurden diese Zweige nicht einfach weggeworfen, sondern fanden noch eine ehrenvolle Verwendung: Sie wurden in das Feuer geworfen, mit dem zu Ostern das „Weichfleisch“ gekocht wurde. „Mancherorts ist es auch üblich, dass die dürren Palmbuschen ins Osterfeuer geworfen oder schon am Aschermittwoch eingeäschert wurden, um damit das Aschenkreuz zu zeichnen“, erzählt Hedwig Lindorfer. Oft wird übrigens auch ein Apfel in den Palmbuschen gesteckt, der mitgeweiht wird und nach der Kirche unter allen Familienmitgliedern aufgeteilt wird. Er soll besonders heil- und segenskräftig sein.

Zwar sind die Palmbuschen in der Alpenrepublik flächendeckend verbreitet, sie sehen aber von Region zu Region unterschiedlich aus. „Auch die Pflanzen können geringfügig variieren“, erklärt Rohrbachs Bezirksbäuerin. 

mehr aus Mühlviertel

Neue Ausstellungsflächen im KZ Gusen sollen auch die Bewohner entlasten

Wo sich Elektronik und Kunst die Hand reichen

Perg freut sich über die ersten Storchenbabys Österreichs

Start für zweiten Abschnitt der Umfahrung Peilstein

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
jago (57.723 Kommentare)
am 08.04.2017 13:21

(like)

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen