Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Wo die Bullen auf Herz und Nieten geprüft werden

Von Valentina Dirmaier, 24. Februar 2017, 00:04 Uhr
Bild 1 von 25
Bildergalerie Ein Blick in die ÖBB-Werkstätte in Linz
Bild: Volker Weihbold

OBERÖSTERREICH. In der ÖBB-Technikzentrale in Linz werden Lokomotiven aus ganz Europa repariert und sogar gebaut.

Da hängt er, der rote Stier, der Taurus. An vier Haken wird die 88 Tonnen schwere Lokomotive von einem Kran zu Stellplatz 32 in der altehrwürdigen Betriebshalle aus 1860 gehievt. Boxenstopp für die 1630 Kilowatt starke Lokomotive. Nach Tausenden Kilometern müssen die Radsätze der Zugmaschine ausgetauscht werden. So will es die strenge Sicherheitsvorschrift. Pro Jahr werden hier in der Wiener Straße etwa 280 Lokomotiven in die Revision geschickt. Acht von zehn sind rot, gehören zur Flotte der ÖBB.

Zehn Prozent des Umsatzes kommen von Privaten oder anderen staatlichen Bahnunternehmen. Sogar die Hectorrail aus Schweden schickt ihre Antriebsbullen nach Linz, einer der fünf Großwerke der Bundesbahnen in Österreich. Die Arbeit mit Externen soll heuer 18,5 Millionen Euro für den Betrieb in Linz abwerfen. Gesamt beziffern die Werksführer Andreas Zwerger und Mathias Moser den prognostizierten Umsatz für den Standort mit 570 Millionen Euro.

Ein Radsatz um 90.000 Euro

Aber nicht nur die Revision wird hier durchgeführt. Sondern auch Neuanfertigungen. Linz ist auf das Modell Taurus, aus dem Lateinischen der Stier, spezialisiert, erklärt Franz Pils, ein Urgestein des Betriebs und einer der Hauptverantwortlichen der Werkstätte.

Während Pils erklärt, werden mit Hebebühnen die Radsätze, die pro Stück etwa 90.000 Euro kosten und mit einer Lieferzeit von etwa 30 Monaten von vier Herstellern in Europa bezogen werden, von Alexander Groll und seinen Kollegen unter die Lokomotive montiert. Ein Service wie in der Autowerkstatt. Nur in einer anderen Dimension.

Die Teile, die hier im ÖBB-Stall verbaut werden, müssen eine Station weiter penibel geprüft werden. Die acht Scheiben, auf denen ein roter Stier vom Typ Taurus rollt, sind aus geschmiedetem Stahl. Made in Czech Republic.

Die Profile werden in Taufkirchen an der Trattnach gedreht. Das Verbindungselement zwischen den Rädern wird mittels Ultraschall auf Risse geprüft. Anton kontrolliert am Bildschirm. Und Christina, eine von 37 Frauen im 700-Personen-Betrieb, prüft die fertigen Gestelle. Die Bauteile werden zugekauft oder repariert.

Ist dies geschehen, geht es in die Waschstraße, eine zwei Millionen Euro teure, etwa drei Meter hohe Box. Nur im Vergleich zu herkömmlichen Spülmaschinen werden hier 800 Mikrometer große Nussschalen-Körnchen statt Wasser zum Reinigen verwendet. Das fettet und schützt vor Korrosion und tut der Umwelt gut.

Die Herzen der Bullen

Nur wenige Schritte weiter sind Whirlpool-große Tanks aufgestellt. Die Transformatoren. Die überdimensionalen Büchsen, gefüllt mit etwa 4500 Liter Öl und einer Spule, die jener aus Omas Nähkasten ähnelt, wandeln die 15.000 Volt aus der Oberleitung auf Betriebsspannung um. Noch technischer, noch gefinkelter geht es in der Motorenproduktion zu. Dort werden die Herzen gebaut, die die roten Bullen antreiben. Die Chirurgen, die Feinmechaniker, müssen jahrelang angelernt werden. Ihr Berufsbild gibt es offiziell nicht, in Europa verfügen wenige über ihre Kenntnisse. Das macht die Mannschaft stolz.

Zurück in der Haupthalle. Dort wird der Taurus auf einer Schiebebühne auf die Gleise transferiert. Dann wird der 4,3 Meter hohe und 20 Meter lange rote Bulle auf die Schienen gerollt. Boxenstopp Ende.

 

Zahlen und Fakten

  • 280 Lokomotiven werden pro Jahr im Werk in Linz geprüft und instandgesetzt. 90 Prozent davon sind von den Österreichischen Bundesbahnen.
  • 1860 wurde das Werk in Linz gebaut. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Hallen schwer beschädigt. Die Gesamtgrundfläche beträgt 89.000 Quadratmeter.
  • 700 Mitarbeiter sind in der Werkstätte Linz beschäftigt, davon 37 Frauen und 127 Lehrlinge.
mehr aus Linz

Mit Axt und Messer ins Neue Rathaus

In Linz fahren die modernsten Autobusse

Linzer MFG-Fraktion: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Fördermissbrauchs

Erneuerung der Linz AG-Autobusflotte abgeschlossen

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Hofstadler (1.359 Kommentare)
am 24.02.2017 10:23

Kleine Leistungskorrektur:
Die Rh 1016/1116 (=Siemens ES64U2) verfügt über eine Dauerleistung von 6,4 MW, die Rh 1216 (=Siemens ES64U4) je nach Stromsystem, unter dem sie betrieben wird, über eine Dauerleistung von zwischen 3 MW und 6,4 MW.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen