Wie aus der 19-jährigen Viktoria eine Straßenerhaltungs-Fachfrau wird

Viktoria Eder ist ein zurückhaltender, fast schüchterner Mensch. In einer Gruppe hält sie sich am Rand und redet nur, wenn sie angesprochen wird.

Trotzdem ist die gebürtige Innviertlerin, die seit zwei Jahren in Linz lebt, davon überzeugt, dass sie sich in einer Männerdomäne durchsetzen kann. Viktoria hat einen Lehrberuf gewählt, der von Männern dominiert wird: Straßenerhaltungsfachmann, in ihrem Fall also Straßenerhaltungsfachfrau.

Und das kam so: Als Viktoria, damals noch in Mehrnbach daheim, im Alter von 16 Jahren schwanger wurde, war klar, dass sie die kurz davor begonnene Lehre abbrechen wird. Sie zog nach Linz, lebte in einer Mutter-Kind-WG und kümmerte sich um den kleinen Aaron. Als sie später wieder ins Berufsleben einsteigen wollte und erneut eine Lehrstelle suchte, war schnell klar: "Mit 18 oder 19 Jahren gibt dir da keiner eine Chance", sagt Eder. So lebte sie, so wie gut 4700 andere Linzer auch, von der Mindestsicherung.

Doch dann kam Margot Humenberger mit ihrer Abteilung "Jobimpuls und Chancengleicheit" ins Spiel. Aufgabe der Mitarbeiter von "Jobimpuls" ist es, Jahr für Jahr an die 100 Linzer, die von Mindestsicherung leben, weil sie auf dem freien Arbeitsmarkt so gut wie keine Chance haben, wieder ins Berufsleben einzugliedern. Mit Arbeitsstellen im Magistrat, in den Seniorenzentren, Kindergärten oder Horten der Stadt. Oder in sozial ausgerichteten Vereinen (Volkshilfe, SOMA, VSG oder ARGE Obdachlose).

258 Frauen und Männer haben im Vorjahr an Arbeits- und Ausbildungsprogrammen von Jobimpuls teilgenommen, zog Sozialreferentin Karin Hörzing (SP) gestern Bilanz. Grundsätzlich sind die Arbeitsstellen auf ein Jahr befristet (außer es handelt sich um eine Lehrausbildung wie bei Viktoria) und umfassen 25 Wochenstunden. "Und wir achten darauf, dass die Menschen mindestens so viel Geld verdienen, wie sie Mindestsicherung beziehen", sagt Hörzing. Das sind 930 Euro monatlich für eine alleinstehende Person.

Doch zurück zu Vikoria Eder: Sie weiß schon genau, welche Arbeit sie erwartet, wenn sie bald die neue Lehrstelle beim Magistrat antritt: Straßen asphaltieren und Pflaster verlegen. Straßenschilder aufstellen, wegräumen und natürlich der Winterdienst. Alles Tätigkeiten, "die mir voll taugen", sagt die Mama des zweijährigen Aaaron und strahlt. Der neue Job macht selbstbewusst.