Schüler demonstrieren auf der Bühne gegen Neid und Konkurrenzkampf
LINZ. Linzer Schulklassen zeigen in „Ich spiele nicht mehr mit!“, dass Gewinnen nicht alles ist.
„Die Oide is eh so chillig“, sagt ein Mädchen laut. Gemeint ist Julia, Leadsängerin der Linzer Glee-Band, die Österreich bei einem Wettbewerb in Paris vertritt. Sie verpasst den Bus, die Kollegen müssen alleine aufbrechen. Ein Streit entbrennt, wer ihre Rolle übernehmen soll. Mit wem sind die Chancen auf den ersten Platz am größten?
Szenenwechsel: Eine Fußballmannschaft bricht samt Cheerleadern und Fanclub nach Madrid auf. Dort steigt das Finale der Jugend-Europameisterschaft gegen Spanien. Im Bus gibt es nur ein Thema: Der Sieg muss her! „Gewinnen will man immer“, sagt Skqiprim, der auch abseits der Bühne in einem Verein Fußball spielt. „Man muss einfach an sich glauben, dann geht das schon. Und nach Niederlagen trainieren wir eben mehr.“
Ohne Druck im Fantasiebus
Dass Gewinnen zwar schön, aber nicht alles ist, thematisiert das Stück „Ich spiele nicht mehr mit!“, das Profis der freien Theatergruppe „bühne04“ mit drei Linzer Schulklassen für die Initiative Macht¦schule¦theater in sechs Monaten erarbeitet haben.
Die Fußballer und ihre Cheerleader werden von der 3. Klasse der Karl-Renner-Schule (HS 18) gespielt, und die 4. Klasse der Koref-Schule (HS 22) bildet die Glee-Band. Zwischen diesen beiden leistungsorientierten Gruppen stehen die Schüler der „Schule für dich und mich“ (ASO 6). Sie touren in einem Fantasiebus durch die Gegend, in dem es keinen Druck gibt und jeder so angenommen wird, wie er ist.
Nachdem sowohl die Fußballer als auch die Sänger verlieren, finden sie den Bus und verstehen die Botschaft: „Wir sind geboren, um frei zu sein.“ – „Außerdem ist das Miteinander wichtig“, sagt Kathi. Das Theaterstück schweißt die Schüler zusammen. „Wie verstehen uns viel besser, früher haben wir mehr gestritten“, meint Nina.
Mittlerweile sind die 47 Schüler auf der Bühne ein eingespieltes Team, obwohl sie noch gar nicht so lange zusammen arbeiten. „Die Klassen haben lange getrennt geprobt, erst eine Woche vor der Premiere trafen sie sich“, erzählt Rudi Müllehner von „bühne04“. Ein besonderer Moment: „Auch wir waren nervös. Wir sahen ja erst dann, ob das ganze Stück so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten“, sagt Müllehner. „Und man darf nicht vergessen: Die meisten von ihnen stehen zum ersten Mal auf einer Bühne.“