Öde Städte, leere Auslagen, wollen wir das?
Ein Gastkommentar von Werner Prödl, Vorstand des Linzer City Rings.
Der Trend ist eindeutig. Sechs von zehn österreichischen Konsumenten kaufen Einzelhandelswaren im Netz. Wir reden von einer Kundengruppe von 4,1 Millionen Personen. Im Schnitt geben sie pro Jahr rund 1700 Euro dabei aus, was sich auf einen Umsatz von sieben Milliarden Euro summiert.
Die kleine österreichische Binnenökonomie bringt es mit sich, dass ein Großteil dieser Einkäufe aus Importen besteht. In keinem anderen Land, Luxemburg und Malta ausgenommen, ist der Anteil ausländischer Produkte am Online-Handel größer als in Österreich.
Diesen Fakten müssen wir ins Auge sehen. Der Online-Handel ist ein mächtiger Zweig, ohne dass wir uns den damit verbundenen Fragen stellen. Strukturfragen sind tangiert, die nicht bei jedem Klick beachtet werden. Wohin gehen die Umsätze? Wo werden dafür Steuern bezahlt? Wo werden die damit verbundenen Arbeitsplätze gesichert?
Garantiert nicht bei den großen Playern, die keinen einzigen unserer Mitarbeiter beschäftigen, die null Wertschöpfung für Österreich erbringen. Oberstes Ziel dieser Giganten ist es, Marktanteile zu sichern. Nicht zu reden von den langen Wegen, die die Pakete zu den Konsumenten nehmen müssen, ebenso wie der Anteil der Retouren in einem unverantwortlichen Ausmaß steigt. Ist das notwendig und wirklich so cool?
Dem stationären Handel muss angesichts dieser Herausforderung klar sein, wo seine Zukunftschancen liegen.
Natürlich gilt es, die Möglichkeiten des Internets zu nutzen, auch Waren auf einer aktuellen Homepage anzubieten. Nicht immer ist der Preis ausschlaggebend.
Service, Beratung, Fachkenntnisse, Freundlichkeit von Mitarbeitern, Verfügbarkeit der Waren und die Möglichkeit der schnellen Abholung vor Ort sind oft Kriterien für die Wahl der Einkaufsstätte. Zudem gibt es eine Vielzahl an Produkten, die man sehen, fühlen, riechen, probieren sollte und wohl auch möchte, ehe man sie kauft – das geht eben am besten im stationären Geschäft.
Wichtig ist auch das Einkaufserlebnis, wie es unsere Einkaufsstraßen bieten – mit Cafés und Restaurants, mit viel Flair und einem natürlich gewachsenen Umfeld. Was ist dagegen die öde virtuelle Welt?
Lassen Sie mich daher an die Vernunft appellieren: Was kommt in einigen Jahren auf uns zu, wenn dieser Trend anhält? Es werden stationäre Geschäfte aufgelassen werden müssen, heute noch belebte Einkaufsstraßen veröden. Ein Verlust an Lebensqualität wird die Folge sein. Es liegt an uns Käufern, dass es nicht dazu kommt.
Werner Prödl ist Vorstand des Linzer City Rings.
Zum Glück brauchen die Kaufleute an der Landstraße die Konkurrenz im Online-Handel nicht fürchten, denn die leben ja alle von der Frequenz.
Das kann nur die Innenstadt.
Was ich jedoch NIE im Internet kaufen werde: Schuhe, Bekleidung und Medikamente.
Warum?
Solang jeder Textilhersteller die Konfektionsgröße und jeder Schuhfabrikant die Schuhgröße anders definiert, außerdem Stoffqualität und Echtfarbe weder im Prospekt noch auf Bildschirm zufriedenstellend darstellbar sind, gehe ich lieber in ein "physisches" Geschäft. Und Medikamente im Versandhandel? Wie krank ist das denn?
Beispielsweise fährt man nach Linz (gerne mit den Öffis), betritt eine Buchhandlung um ein (etwas selteneres) Buch läuflich zu erwerben. Die charmante Verkäuferin starrt auf ihren Bildschirm: Treffer! Das Buch gibt es noch, "darf ich es bestellen? Übermorgen können Sie es abholen."
Nein, danke. 2 x wegen eines Buches in die Stadt fahren???
Ganz ehrlich: Da bestelle ich das Buch lieber bei Amazon gaaanz bequem bon meinem Schreibtisch aus und bekomme es gratis nach Hause geliefert.
Dass Thalia auf den fixierten Buchhandelspreis z.T. noch ein paar Cent aufschlägt ist ja auch nicht gerade ein Kaufanreiz.
Nach den staatlichen Raubzügen durch unsere Brieftaschen bleibt vielen nichts anderes über als günstiger im Internet zu kaufen ......
Lieber Herr Prödl, sie haben mit jedem Wort recht und ich versuche das zu leben, ein paar Euro mehr und dafür ein gutes Gespräch mit hilfreichen Inputs macht Spaß und Sinn.
ABER: sie machen seit Jahren einen strategischen Fehler. Die Fokussierung auf das Auto, denn wir Linzer schätzen die von Ihnen ins Spiel gebrachten Punkte nur der Dauerstau, die Parkplatzsucher und die schlechte Luft wirken sich nicht gut aufs Flair aus. Dort wo diese Faktoren fehlen sind die Auslagen nicht leer.
Wir müssen uns auf die Linzer Konsumenten besinnen und nicht den Fehler begehen für das Umland möglichst attraktiv sein zu wollen, denn wenn wir das Flair einer Bischofsgasse erhalten und vermehren können, dann kommen die Menschen auch aus dem Umland, dann halt mit öffentlichen.
Ihr oberstes Anligen sollte es sein mehrspurige Straßen aus der Innenstadt zu verbannen und für mehr grün zu sorgen, das zeigen auch alle relevanten Studien.
Weniger Angst, mehr Mut!
Also bei der Verfügbarkeit der Waren stimme ich zu aber die Punkte, ich zitiere "Service, Beratung, Fachkenntnisse, Freundlichkeit von Mitarbeitern", ebnen mir eindeutig den Weg zu den "Big Playern". Warum soll ich beim grantigen Nahversorger (ja ich habe im Ort noch einen) gehen wenn ich ein paar Autominuten einen Großmarkt mit besseren Preisen und netten MA fahren kann?
Warum muss ich mich vorher im Internet über ein Technikprodukt informieren weil die gelernte "Feinkostverkäuferin" im Mediamarkt keine Ahnung von Notebooks hat und dann in Folge 20-30% mehr für ein und das selbe Notebook bezahle?
Da braucht sich meiner Meinung heute keiner mehr Wundern.