Muslimische Privatschule lässt Wogen hochgehen

Von Alfons Krieglsteiner   24.Mai 2017

Achteinhalb Minuten dauert ein neues Video in türkischer Sprache, produziert von der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) in Kerpen bei Köln. Darin wird weltweit um Spenden für geplante Bildungsprojekte in Europa geworben. Auch ein islamischer Religionslehrer aus Oberösterreich hat darin einen Auftritt: 40 Sekunden lang bittet er um Zuwendungen für ein islamisches Lehrinstitut in der Lunzer Straße in Linz. Dort sollen "religiöse Studenten" den Wertekanon einer "tugendhaften Gesellschaft" kennenlernen.

Firmengebäude erworben

In der Lunzer Straße hat der mehr als 8500 Mitglieder zählende Verein "Austria Linz Islamische Förderung" (ALIF) im Vorjahr um 600.000 Euro ein früheres Firmengebäude erworben, der geplante Standort der neuen Einrichtung. In dem Gebäude soll auch die ALIF-Zentrale eingerichtet werden. Doch seit Bekanntwerden des Videos gehen die Wogen hoch. "ALIF betreibt Moscheen und organisiert das Leben nach nationalistisch-konservativen Grundsätzen", sagt der Linzer Islam-Experte Efgani Dönmez. Die Gefahr sei groß, dass in der neuen Vereinszentrale solche Inhalte vermittelt würden.

Der Linzer Vizebürgermeister Bernhard Baier fordert Stadtchef Klaus Luger (SPÖ) auf, "sich von der Realisierung des Projekts zu distanzieren". Kritisch äußerte sich auch ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer: Imame dürften nur in staatlich autorisierten Einrichtungen ausgebildet werden. Und für FPÖ-Stadtrat Detlef Wimmer steht fest: "So etwas hat in Linz nichts verloren."

"Unsere Baurechtsabteilung wird prüfen, ob das in einem Betriebsbaugebiet geplante Schulprojekt von ALIF mit der Flächenwidmung vereinbar ist", sagte Stefan Giegler, der Vorsitzende der SPÖ-Gemeinderatsfraktion, im Gespräch mit den OÖNachrichten.

Darüber hinaus verweist er auf das Österreichische Privatschulgesetz: "Das erlaubt neben der katholischen Kirche auch jeder anderen anerkannten Glaubensgemeinschaft die Errichtung und Führung solcher Privatschulen, also auch den Muslimen."

"Schulabschluss nachholen"

Nicht verstehen kann die Aufregung Murat Baser, der Vorsitzende der Islamischen Glaubensgemeinschaft Linz. Zumal in der geplanten Einrichtung, die im September 2018 starten soll, keine Imame ausgebildet würden: "Vielmehr bieten wir dort zwei- bis dreijährige Lehrgänge an, die man mit einem Zertifikat abschließt."

Gedacht seien sie für junge Muslime, die von staatlich anerkannten Imamen nicht nur in Religion, sondern in allen Fächern unterrichtet würden. "So bieten wir ihnen die Möglichkeit, den Schulabschluss nachzuholen und dann das neue staatliche Bachelorstudium ,Islamische Religion‘ an der Uni Wien zu absolvieren." Die Verbindung zu Milli Görüs sieht Baser locker: "Das sind ja keine Terroristen!"