Linzer "malt" mit Sand aus der ganzen Welt

Von Reinhold Gruber   06.November 2017

Wer Alfred Hansl eine Freude machen will, nimmt ihm ein Flascherl Sand mit. Bevorzugt in einer Halb-Liter-Flasche, möglichst trocken und sauber und aus einem Land oder einer Region, in der der Linzer Künstler noch nicht war bzw. aus der er noch nicht mit einer Sand-Probe beschenkt wurde.

Letzteres könnte schwierig werden, denn der Sammler hat mittlerweile einen Kellerraum "fast voll" Sand-Flaschen aus aller Welt. Dort lagern sie aber nur zwischen. Denn nach und nach geht der Sand in Bildern seines Projektes "United Colours Of Sand" auf. Damit hat es Hansl sogar schon bis zu einer Ausstellung im UNO-Gebäude in Wien geschafft. Die Zentralen in Genf und in New York hätte Hansl noch auf seinem Wunschzettel.

Die OÖN haben den Künstler in seinem Atelier in der Nebingerstraße im Hafenviertel besucht, um mehr über seine Sand-Leidenschaft und die Folgen zu erfahren.

OÖN: Wie kommt man dazu, Sand zu sammeln?

Alfred Hansl: Das habe ich immer schon gerne gemacht. Auf Reisen Sand und Steine zu sammeln, ist ein Hobby geworden.

Warum ist daraus dann ein Kunstprojekt geworden?

2011 war ich Teil einer Ausstellung mit dem Linzer Kunstverein NH 10 im Kakteenhaus bei der Landesgartenschau in Ansfelden. Ich wollte etwas zum Thema machen. Kakteen wachsen auf Sand, ich sammle ihn, so war die Idee geboren, Sand auszustellen. Es wurden Bilder, wobei der Sand aufgeklebt ist und unbearbeitet bleibt. Die Farbe, die Körnung, alles ist Original. So sind die ersten zwei Bilder entstanden.

Warum wurde das Projekt "United Colours Of Sand" daraus?

Weil ich begonnen habe, mich mehr mit der Materie Sand zu beschäftigen. Ich habe entdeckt, dass ich nicht der einzige Sandliebhaber auf der Welt, aber doch einzigartig bin, weil ich größere Mengen sammle, die ich dann künstlerisch verwerten kann. Das ging dann so weit, dass ich sogar Urlaubsdestinationen danach ausgesucht habe, wo ich noch keinen Sand hatte. In Australien habe ich während einer Weltreise mit Frau und Tochter 100 Flaschen Sand gesammelt (lacht), die ich per Schiffsfracht um 2000 Dollar nach Hause bringen ließ.

Werden Sie mit Sand beliefert?

Ja, mein Projekt hat mittlerweile die Runde gemacht und manchmal bekomme ich Sand aus exklusiven Gegenden. So erwarte ich demnächst Sand aus Grönland. Ich sammle Sand von überall her. Denn Sand hat nicht immer nur mit Sommer, Strand und Meer zu tun. Jeder Fluss hat Sandbänke, in Höhlen findet man Sand und auf Vulkanen. Ich habe Sand von einem Riff aus 60 Metern Tiefe, den mir Taucher mitgenommen haben. Er ist jetzt sechs Jahre alt und riecht immer noch nach Meer.

Sand spricht viele Sinne an?

Ja. Dazu kommt, dass Sand nicht gleich Sand ist, es viele Unterschiede gibt. Ich sammle Sand von geschichtsträchtigen Orten, wie dem Kap der guten Hoffnung oder der Brücke von Mostar. Zudem mag ich Sand, der schön aussieht.

Was verbinden Sie mit Ihrem Projekt der Sand-Bilder?

Für mich hat das Projekt einen ästhetischen Aspekt, weil es um Formen und Farben geht. Dann hat es einen politisch-philosophischen Ansatz, weil jedes Sandkorn anders ist, was auch für die Menschen gilt. Mit dem Unterschied, dass die Verschiedenartigkeit beim Sand nebeneinander funktioniert. Dann gibt es noch den ökologischen Aspekt, weil Sand weltweit massiv abgebaut wird und sogar Inseln schon verschwunden sind. Ich will Bewusstsein dafür schaffen, dass Sand nicht unerschöpflich vorhanden ist. Deshalb gibt es für mein Projekt auch kein Ablaufdatum. So lange ich Sand habe, mache ich Bilder daraus.

Haben Sie einen Lieblingssand?

Der goldgelbe Sand von Pinnacles Desert in Australien. Aber es gibt einige, die sehr speziell sind.