Hund stürzte auf Zuggleise, niemand half

Von Reinhold Gruber   12.März 2018

Ein Hund liegt unter einem Zug, eine Frau schreit um Hilfe und niemanden interessiert das. Keiner kommt ihr zu Hilfe. Geschehen vergangene Woche am Nachmittag am Linzer Bahnhof.

Barbara M. ist Tage danach immer noch fassungslos über die Ignoranz und die Kaltblütigkeit der Menschen, wie sie sagt. Für ihren Hund ist die Geschichte noch gut ausgegangen. Das ist aber auch schon das einzig Positive daran.

Für die Linzerin sind Zugfahrten nach Tirol nichts Ungewöhnliches. Beruflich ist sie regelmäßig zwischen Linz und Tirol unterwegs. Auch ihr Hund ist das Reisen mit dem Zug gewohnt.

Die Momente vergangene Woche wird M. aber so schnell nicht mehr vergessen. "Ich wollte mit meinem Hund in den Railjet einsteigen. Mein Hund ging aufgrund der schmalen Tür hinter mir", schildert die Linzerin den Beginn des Zwischenfalles, der sie seither nicht mehr loslässt. Das Tier kam ins Stolpern und rutschte zwischen den Stufen ein Stück weit unter den Zug hinein. Als M. das sah, wollte sie in aller Schnelle ihren Hund herausholen und plötzlich war das Tier auf den Gleisen unter den Zug gerutscht.

"Niemand hat reagiert"

"Ich begann daraufhin laut um Hilfe zu schreien, bat, ob mir jemand dabei helfen könnte, meinen Hund unter dem Zug hervorzuholen, aber niemand hat reagiert. Die Leute sind einfach in den Zug eingestiegen, so als wäre da überhaupt nichts geschehen", schildert M. die Momente, die sie irgendwie hilflos miterleben musste. Schließlich gelang es ihr, den Hund doch noch von den Gleisen wieder herauf zu holen, bevor der Zug losfuhr. Als sie dann in den Railjet einstieg, meinte ein Mann, der zuvor in der Nähe von ihr gestanden war, nur lapidar: "Ihrem Hund werden Sie das Zugfahren noch lernen müssen."

"Wo ist die Mitmenschlichkeit?"

Erschüttert ist die Linzerin ob der Ignoranz der Menschen. "Ich bin fassungslos, dass nicht einer da war, der auf meine Hilfeschreie reagiert hat. Nicht einer hat mich gefragt, was los ist, wie er mir vielleicht helfen könnte. Die Leute sind einfach vorbeigegangen. Es hätte gerade noch gefehlt, dass sie das Ganze mit dem Handy gefilmt und dann in die sozialen Netzwerke gestellt hätten", versteht M. die Welt nicht mehr.

Wo ist die Mitmenschlichkeit geblieben, fragt sie sich seither immer wieder.