Historische Unterkunft: Zu Besuch im Turmhotel

Von Christopher Buzas   17.Jänner 2013

Der Ennser Stadtturm ist nicht nur ein weithin sichtbares Wahrzeichen, er hatte in den vergangenen Jahrhunderten auch verschiedene Funktionen inne. Schon bald kommt eine weitere hinzu, wird doch heute Abend in der ehemaligen Türmerstube das ungewöhnlichste Hotel der Stadt eröffnet. Dieses besteht lediglich aus einem Zimmer und wird als Pixelhotel vermarktet.

Gute Kondition gefragt

Wer in dem Zimmer mit Aussicht übernachten möchte, braucht vor allem eines: eine gute Kondition, wie die OÖNachrichten bei ihrem Besuch im Stadtturm feststellten. 71 steile Steinstufen führen in den Raum im vierten Stock des Wahrzeichens. Beim Betreten des Zimmers fällt vor allem das große Bett auf, das mitten im rund 40 Quadratmeter großen Raum steht. „Das Bett ist richtungslos und so konzipiert, dass die Gäste in allen Richtungen liegen können“, sagt Gerhard Öllinger, Schriftführer des Vereines „Herren zu Ens“, dessen Mitglieder die Idee des Hotelzimmers geboren hatten.

Auch die Aussicht ist atemberaubend, so blicken die Besucher aus rund 20 Metern Höhe auf die historische Stadt hinunter. Wer das Mini-Hotel betritt, hat zudem wahrlich historischen Boden unter den Füßen. Der Holzboden ist rund 400 Jahre alt, die Restaurierung war aufwändig. „Die Feuerwehr hat den Boden mit einem Kran aus dem Turm herausgehoben, ihn saniert und dann wieder hineingehoben“, sagt Öllinger, der die rund 70.000 Euro teure Renovierung des Zimmers, die in Absprache mit dem Denkmalamt erfolgte, als „bauphysikalische Herausforderung“ bezeichnet.

23 Putz- und Farbschichten aus vier Jahrhunderten legten die Arbeiter mühsam frei. Bei der Restaurierung der Stuckdecke fanden die Experten in einer Raumnische die vermutlich originale Seildurchführung des Uhrenaufzuges. Die schwierigen Arbeiten hatten eine Verzögerung des Eröffnungsdatums zur Folge. So hätten schon im Herbst 2012 Gäste im Ennser Pixel-Hotel übernachten sollen.

Moderner Fernseher und Bier

Doch bei weitem nicht alles in der ehemaligen Türmerstube ist historisch. So hängt vor dem Bett ein großer Flachbildschirmfernseher, darunter befindet sich die Minibar, die bereits vor der Eröffnung des Hotels mit Bier bestückt ist. Eine Kombination von Alt und Neu findet sich auch bei der Dusche. Über dem Duschkopf befindet sich ein Bullauge. Wer durch dieses blickt, entdeckt das historische Mauerwerk, das über der Glasscheibe zu sehen ist. „Ein besonderer Gag“, sagt Öllinger, der mit seiner Frau das Hotel offiziell einweihen und als erster Gast eine Nacht im Turmzimmer verbringen wird.

Auch offizielle Reservierungen sind bereits eingegangen. „Wenn wir jede dritte Nacht eine Buchung hätten, wäre das sensationell“, sagt Öllinger.

 

Pixelhotels

Die Idee: Der Verein Pixelhotel bietet Hotelzimmer der besonderen Art an. Das Linzer Pixel-hotel bietet fünf besondere, bis zu 90 Quadratmeter große Übernachtungsmöglichkeiten: darunter das 57 Jahre alte Frachtschiff „Traisen“ im Hafen, eine ehemalige Werkstatt in der Marienstraße. Die Erfinder des Pixelhotels sind die Linzer Architekten Sabine Funk, Richard Steger und Christoph Weidinger.