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"Habe mich von der Brücke im Herbst verabschiedet"

Von Christopher Buzas, 26. Februar 2016, 00:04 Uhr
"Habe mich von der Brücke im Herbst verabschiedet"
Wolfgang Hofstätter Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Hunderte Male fuhr Wolfgang Hofstätter als Lokführer über die "Eiserne Lady".

Zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto hat wohl jeder Linzer schon einmal die Eisenbahnbrücke überquert. Mit dem Zug haben das Bauwerk nur wenige befahren. Wolfgang Hofstätter zählt zu jenen, die diese Erfahrung machen durften. Der 53-Jährige war viele Jahre als Lokführer bei den ÖBB tätig und ist mittlerweile für die Aus- und Weiterbildung von Kollegen zuständig.

 

Sie sind bereits vor mehr als 30 Jahren mit dem Zug über die Eisenbahnbrücke gefahren. Mit welchen Gefühlen verfolgen Sie die bevorstehende Sperre und den baldigen Abriss?

Wolfgang Hofstätter: Besondere Gefühle habe ich eigentlich nicht. Klar ist für mich, dass ein den heutigen Bedürfnissen entsprechender Donauübergang gemacht gehört. Abgehen wird mir, dass ich nicht mehr mit dem Mountainbike über die Eisenbahnbrücke fahren kann.

Wann sind Sie zuletzt mit einer Lok über die Brücke gefahren?

Das letzte Mal dienstlich drübergefahren bin ich im vergangenen Herbst. Ich habe mich bereits damals von der Brücke verabschiedet. Ich wollte sie noch einmal überqueren, bevor sie gesperrt wird. Wie oft ich insgesamt drübergefahren habe, weiß ich nicht. Es müssen hunderte Male gewesen sein. Die Überfahrt war schon speziell. Es gibt hier keinen Niveauunterschied zur Straße, und wenn Züge die Brücke überquert haben, musste der Autoverkehr warten. Das gibt es so sonst nicht. Wehmütig bin ich deshalb aber nicht.

Verbinden Sie mit der Brücke ein besonderes Erlebnis?

Ich persönlich nicht. Es gibt aber Kollegen, denen ein Auto entgegengekommen ist, während sie mit dem Zug die Brücke überqueren wollten. Die haben das rote Signallicht ignoriert. Manche Autolenker haben dann gemeint, dass der Lokführer zurückschieben soll. Das war natürlich nicht möglich, die Autofahrer mussten zurückfahren.

Das Bauwerk gilt seit langem als sanierungsbedürftig. Hatten Sie bei der Überquerung je ein unbehagliches Gefühl?

In welchem Zustand die Brücke ist, weiß man ja nicht so genau. Angst oder ein unbehagliches Gefühl habe ich bei der Überquerung aber nie gehabt. Ich habe mir immer gedacht, dass die Eisenbahnbrücke gesperrt wird, wenn die Gefahr zu groß ist.

Wirkt sich das vorübergehende Fehlen eines Überganges an dieser Stelle für die ÖBB aus?

Das Problem ist die Servicierung unserer Fahrzeuge. Damit wir dazu nicht mehr über die Brücke in Richtung Hauptbahnhof fahren müssen, wurde ja eine Halle in Rottenegg gebaut. Bei einem großen Service oder wenn ein Unfall passieren sollte, muss das Fahrzeug zum Bahnhof gebracht werden. Da brauchen wir dann einen Tieflader, der die Garnitur nach Linz transportiert.

Unklar ist, ob Züge die neue Brücke überqueren können. Wie wichtig wäre das für die ÖBB?

Das kommt darauf an, wie es mit der Mühlkreisbahn weitergeht. Wenn sie erhalten bleibt, brauchen wir ein Gleis. Das ist aber eine politische Entscheidung.

Heute und am Sonntag finden mehrere Veranstaltungen zum Abschied von der Brücke statt. Werden Sie diese besuchen?

Eher nicht. Für mich ist das Thema Eisenbahnbrücke beendet. Ich freue mich auf einen neuen, ordentlichen, der heutigen Zeit entsprechenden Übergang.

Wird die „Eiserne Lady“ im Linzer Stadtbild fehlen?

Zu Beginn schon, sie war und ist ja auf vielen Fotos von Linz zu sehen. In ein paar Jahren, wenn die neue Brücke steht, wird sich das aber ändern.

 

Zahlen und Fakten

0.30 Uhr: Ab diesem Zeitpunkt wird die Eisenbahnbrücke morgen früh gesperrt. Mit Hilfe von Gittern soll verhindert werden, dass die Donauquerung danach noch betreten wird. Die Polizei wird die Einhaltung des Geh- und Fahrverbotes verstärkt kontrollieren.

54 Monate dauert es aktuellen Planungen zufolge, bis anstelle der Eisenbahnbrücke eine neue Donauquerung zur Verfügung steht. Auf dem neuen Bauwerk, das im August 2020 eröffnet werden soll, finden neben dem Individualverkehr auch Fußgeher, Radfahrer und die Straßenbahn Platz. Entworfen hat die „neue Eisenbahnbrücke“, der französische Architekt Marc Mimram.

Die Gegenmaßnahmen: Um ein Stauchaos zu verhindern, haben die Stadt und die Linz AG ein Bündel an Maßnahmen geschnürt. Unter anderem werden die Halte- und Parkverbote in der Rudolf- und in der Gruberstraße auf den Nachmittag ausgeweitet. Die Öffnung des Schrankens an der Oberen Donaustraße im Bereich der Rohrbacher Bundesstraße wird um eine Stunde vorverlegt. Die Buslinien 12 und 25 weichen über die Voestbrücke aus.

Schwelgen Sie mit uns in Erinnerungen und laden Sie Ihre Bilder der Eisenbahnbrücke hierhoch.

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1  Kommentar
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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 28.02.2016 15:00

"Eiserne Lady"? Mir scheint, die Linzer Lokalredaktion ist eine Kreativabteilung, welche ständig lustige Namen für die Eisenbahnbrücke erfindet, die sonst keiner benutzt.

Zuletzt wurde von den Redakteuren die Bezeichnung "alte Dame" verwendet, nun ist sie zur "Eisernen Lady" geworden.

Dieses Attribut wurde jedoch für die englische Ex-Premierministerin Margaret Thatcher erfunden, wenn ich mich nicht irre, ist also eine Recycling-Benennung.

Mal sehen, wie viele Retorten-Namen sich die Lokal-Redakteure noch ausdenken werden, bis die Brücke endgültig verschwunden sein wird.

Lieber wäre mir gewesen, die Linzer Redaktion hätte schon vor 10 Jahren über das dummdreiste Verwahrlosen-Lassen der Linzer Politiker bezügl. der Brücke gejammert, dann könnte sie Dame, Lady, das Mädchen etc. noch länger stehen, egal, wer übersie kommt, geht, fährt, kriecht...

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