Grüne Oase im Jugendstil mitten in der Stadt
LINZ. Zum Jubiläum wirft eine Ausstellung im Botanischen Garten in Linz von 23. Mai bis 11. Oktober viele Blicke zurück.
Praktisch jede Linzerin, jeder Linzer kennt ihn, den Bauernberg-Park. Das zehn Hektar große Naturjuwel inmitten der Stadt wurde vor 100 Jahren fertiggestellt. Linz sah damals noch anders aus, doch der Jugendstil-Park, seit zwölf Jahren unter Denkmalschutz, blieb in seinen Grundzügen bis heute das, was er damals schon sein sollte: ein Naherholungsgebiet für die Stadtbevölkerung.
Das Jubiläum und die bis heute gegebene Einzigartigkeit der Parkanlage in Österreich hat Barbara Veitl, Leiterin der Stadtgärten Linz, dazu bewogen, sich intensiv mit der Geschichte des Bauernberges auseinanderzusetzen. Eine Ausstellung, die heute Abend eröffnet wird, ruft anhand von ihr zusammengetragener historischer Dokumente, Fakten und Bilder bis 11. Oktober im Botanischen Garten Vergangenes wieder in Erinnerung.
Menschen zog es ins Grüne
Die Wurzeln des Bauernbergparks reichen indirekt bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Damals begann Linz zu wachsen, die Industrialisierung brachte Arbeitsplätze, und die Menschen zog es deshalb immer stärker in die Stadt.
Linz war in seiner Größe überschaubar, und was heute längst Stadt ist, war damals ländliches Gebiet. "Die Menschen sind mit Kind und Kegel von Linz auf den Freinberg gewandert, haben die Natur gesucht", sagt Veitl im OÖNachrichten-Gespräch auf dem Parkgelände des Bauernbergs. Dabei suchten sie nicht nur das Grüne, sondern auch die Ausflugsgasthäuser. Eines war im heutigen Jägermayrhof angesiedelt, ein anderes hörte auf den klingenden Namen "Milchmariandl".
Vor diesem Hintergrund wirkt es verständlich, dass sich bereits 1865 in Linz ein Verschönerungsverein konstituierte, der im ersten Jahr seines Bestehens schon mehr als 650 (!) Mitglieder zählte. Personell war der Verein eng mit dem Gemeinderat verbunden, finanzstarke Sponsoren unterstützten ihn finanziell. Eines der Vereinsziele war die Schaffung großer Grünzonen unweit der Innenstadt, so Veitl.
So kam auch der Bauernberg ins Visier der "Verschönerer". Das Areal, auf dem bis 1908 Sand abgebaut wurde, gehörte Ludwig Hatschek (1856–1914). Der Industrielle und Erfinder des Baustoffs Eternit bewohnte ab 1907 die prachtvolle Jugendstilvilla, umgeben von einem 3,3 Hektar großen Park, der heute der Landwirtschaftskammer gehört.
Bereits 1906 kamen die zehn Hektar großen Gründe in den Besitz der Stadt als Geschenk von Hatschek, und fünf Jahre später erfolgte ein Gestaltungswettbewerb für die Grünanlage. 23 Gartenarchitekten nahmen daran teil. Gewonnen hat ihn mit Karl Pfeifer ein junger Mann, der im Ersten Weltkrieg verschollen ist. "Hier hat er sich verewigt", wie Veitl sagt. Pfeifer hatte wie seine Kollegen Auflagen zu erfüllen. "Der Park sollte zu jeder Jahreszeit gut benützbar sein, über ein großes Wegenetz und Kinderspielplätze sowie Aufenthaltsflächen für Jung und Alt verfügen." Zudem sollte der Park möglichst natürlich aussehen und zu jeder Jahreszeit schön sein. Vieles davon, was Pfeifer damals in seinem Projekt verwirklichte, ist bis heute so geblieben. So hat er unter anderem Föhren eingesetzt, damit der Park eine "aufregende Kulisse" bekommt.
Kunstwerke geschenkt
1912 begannen die Arbeiten am Park. Das Projekt, das 1915 fertiggestellt wurde, war eines der damals größten Bauvorhaben in Linz. Die Pläne des im Krieg verschollenen Gartenarchitekten setzte der spätere Linzer Stadtgartendirektor Josef Schweiger um.
Untrennbar mit dem Park verbunden bleiben wird auch Ludwig Hatschek, der verschiedene Kunstwerke wie den Aphrodite-Tempel der Stadt geschenkt hat. "Er wollte eine Diana-Figur in dem Tempel haben, starb aber 1914." So wurde die überlebensgroße Aphrodite, die Hitler Linz1942 schenkte, zu einem Diskussionsthema, dessen man sich erst vor acht Jahren entledigte. Seither steht keine Figur mehr im Aphrodite-Tempel, dafür ist der Park immer noch ein Erholungsgebiet für viele Linzer.
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