Freie Kulturszene: Wichtig oder überflüssig?

Von Erhard Gstöttner   17.April 2014

Linz hat Musiktheater, Lentos, Ars Electronica Center, Brucknerhaus und Posthof. Wer braucht da die freie Kulturszene? Wofür gibt es die krawallige Kapu, die flippige Stadtwerkstatt, die schrägdenkende qujOchÖ-Gruppe, den feministisch bewegten Verein fiftitu, die im öffentlichen Raum mit Aktionen auffällige Gruppe KunstRaum Goethestraße XTD, die international herumschwirrende Vereinigung Time’s Up? Zuletzt sind sie in Linz auch politisch auffällig geworden, weil die städtischen Fördermittel (erneut) weniger werden.

Szene als Standortfaktor

Mehr als 20 Gruppen gehören zur freien Linzer Szene. Doch sie seien meist eh nur linksgrüne Gesellschaftskritiker, sagen manche Politiker. Andere beurteilen die freie Kulturszene ökonomisch: So wie Musiktheater, Lentos, Ars Electronica Center, Brucknerhaus und Posthof ist auch die freie Szene ein sogenannter weicher Standortfaktor für die Wirtschaft. Anders ausgedrückt: Ohne freie Szene würden Menschen, vor allem gut gebildete, nicht in Linz bleiben oder nicht nach Linz kommen.

"Die freie Szene ist auch wichtiger Veranstalter, garantiert eine große Vielfalt. Das Veranstaltungsangebot der freien Szene in Linz ist in Summe größer als das der großen Häuser", sagt Thomas Diesenreiter, der Vorsitzende des Linzer Stadtkulturbeirates.

Auch eine Ausbildungsstätte

Die freie Szene ist auch Experimentierfeld, Ausbildungsstätte und Sprungbrett für Künstler. Diesenreiter: "Große Häuser wie das Lentos oder das OK brauchen ausgebildete Künstler. Die Szene hingegen bietet einen niederschwelligen Zugang, dort kann man sich ausprobieren."

Die Pioniere der Linzer Szene wie zum Beispiel die Stadtwerkstatt haben auch großen Anteil daran, dass sich Linz zur Kulturstadt wandelte. Doch jetzt werden die Subventionen erneut gekürzt.

Um diese Fragen (und auch andere) mit dem Linzer Kulturreferenten Vizebürgermeister Bernhard Baier (VP) zu diskutieren, laden die OÖNachrichten für Donnerstag, 24. April, in den KunstRaum Goethestraße XTD in der Goethestraße 30 in Linz. Beginn ist um 19 Uhr. Jeder Besucher erhält ein Gratisgetränk.

Die OÖNachrichten laden ein: Diskutieren sie mit

OÖN-City-Talk am 24. April im Kunstraum Goethestraße XTD

Im Zentrum des OÖN-City-Talks steht die freie Kulturszene in Linz. Was tut sie, warum ist sie wichtig für die Stadt?

OÖN-Leser sind herzlich eingeladen, mitzudiskutieren. Ort: KunstRaum Goethestraße XTD, Linz, Goethestraße 30, Datum: Donnerstag, 24. April, Uhrzeit: 19 Uhr, Eintritt: frei. Jeder Besucher erhält ein Getränk gratis.

Moderatoren der Diskussion sind die OÖN-Redakteure Helmut Atteneder und Erhard Gstöttner. Sie werden den seit November 2013 amtierenden Linzer Kulturreferenten Vizebürgermeister Bernhard Baier (VP) vor allem über sein Verhältnis zur freien Szene und zu Kunst im öffentlichen Raum befragen.

Gegenstand der Diskussion sind auch die Entwicklung der Linz-Kultur in den vergangenen drei Jahrzehnten, deren Förderung sowie andere Linzer Kulturthemen.

Die Auseinandersetzung um das Kulturbudget

Die freie Szene hat seit Ende der Siebzigerjahre wesentlichen Anteil an der Linzer Entwicklung zur Kulturstadt. Am Stadtbudget ist das nur noch bedingt zu erkennen. Die Höhe der Mittel für die freie Szene ist seit 2004 um 1,8 Prozent gestiegen. Die Inflation betrug in diesem Zeitraum 23 Prozent: die Subventionen sanken seit 2004 um 21,2 Prozent.

90.000 Euro

Jetzt wird die finanzielle Situation der freien Szene zusätzlich verschärft. Denn am vorigen Donnerstag haben SP und FP im Linzer Gemeinderat (gegen die Stimmen von VP, Grünen, KP und Reiman) beschlossen, die frei verfügbaren Subventionen um zehn Prozent zu kürzen. Die Fördermittel für die freie Szene sinken damit um weitere 90.000 Euro.