Ein Tag im Labor: Schülerinnen gehen auf Verbrecherjagd

Von Daniel Rudlstorfer   20.November 2013

Auf der Johannes-Kepler-Universität (JKU) in Linz ist eingebrochen worden. Der Täter oder die Täterin hat eine Giftflasche unter die Chemikalien im Labor gemischt. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, die Kriminalbeamten stehen jedoch vor einem scheinbar unlösbaren Rätsel.

Also sind dringend Schülerinnen aus Wels gefragt, um den Fall zu klären. Aus der Neuen Mittelschule Rainerstraße, aus dem Bundesrealgymnasium Wallererstraße und aus der Neuen Mittelschule der Franziskanerinnen sind sie heute gekommen.

Mädchen für Technik begeistern

Der Kriminalfall ist glücklicherweise nur inszeniert. Im Rahmen des Projekts "Power Girls" soll das technische Interesse der Schülerinnen entfacht werden. "In der Grundschule begeistern sich Mädchen und Buben noch gleichermaßen für Technik und Naturwissenschaften", sagt Bildungslandesrätin Doris Hummer (VP). "Erst ab der Mittelschule klafft die Schere auseinander. Die Mädchen verlieren das Interesse, wir wertvolle Talente und Begabungen."

Denn gerade Mädchen legen in der Volksschule ein besonderes Augenmerk auf Naturphänomene, den menschlichen Körper oder die gesellschaftliche Bedeutung von Physik, diese Themen finden in die Lehrpläne aber kaum Aufnahme. Und weil weibliche Vorbilder in der Welt der Technik oftmals fehlen, entscheiden sich die meisten jungen Frauen, wie es Klischees besagen, für Berufe wie Friseurin oder Mitarbeiterin eines Büros. "Hier aber verschwinden Berührungsängste. Die Schülerinnen erhalten einen ungezwungenen Einblick, wie es in einem Labor zugeht", sagt Hummer.

203 Schülerinnen der sechsten Schulstufe aus 19 verschiedenen Schulen sind in diesem Jahr beim Projekt "Power Girls" dabei. Seit der Einführung des Projekts im Jahr 2005 haben mehr als 1000 Mädchen aus 49 Schulen teilgenommen.

Und wenn alle so engagiert teilgenommen haben wie die 15 Mädchen aus Wels, haben Verbrecher bald keine Chance: Die Mädchen identifizieren Tatortspuren, schauen durch Lupen und Mikroskope, sichern Finger- und Fußabdrücke, analysieren Blutspuren und rekonstruieren die Kleidung des Täters. "Das erinnert mich an Soko Donau", sagt Warveen.

"Arbeit im Labor macht Spaß"

Ihre heutige Arbeitsstätte, das "Open Lab" an der JKU, ist der geeignete Ort, um Forscherambitionen nachzugehen. Es wurde eingerichtet, um den Forschungsstandort Linz zu öffnen, zu fördern und dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzusteuern. Dass dies auch zu funktionieren scheint, bestätigen die Berufswünsche der Mädchen. Laura drückt es so aus: "Ich will Volksschullehrerin werden. Oder einmal in einem Labor arbeiten, weil das macht so viel Spaß." Und auch Warveen kann dem nur zustimmen.

 

Schüler-Umfrage

Die OÖNachrichten sprachen mit den Schülerinnen bei der Übung an der Kepler-Uni.

„Wir erforschen gerade die Haare und haben die Farbe bestimmt. Die Arbeit im Labor macht Spaß. Vielleicht können wir bald selbst Diebe überführen.“, Armina, 11, IBMS Rainerstraße, 2B

„Wir lernen, wie man die eigenen Fingerabdrücke sichtbar machen kann. Das erinnert mich irgendwie an Kriminalfilme.“, Elena, 11, NMS Franziskanerinnen, 2C

„Der Täter hat eine Schrift hinterlassen und wir haben den Stift dazu herausgefunden. Das macht Spaß. Ich möchte vielleicht einmal in einem Labor arbeiten.“, Laura, 11, BRG Wallerer Straße, 2A