Die Mozartstraße ist Heimat von Linzer Künstlern
LINZ/MOZARTSTRASSE. Natürlich hat die Mozartstraße mit Kunst zu tun, ist sie doch nach Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) benannt. Seit 1869 heißt der zwischen Rudigier- und Eisenhandstraße gelegene Verkehrsweg so.
Doch die Mozartstraße war lange auch Ort staatlicher Gewalt. Denn im einstigen "Hotel de l’Europe" (Mozartstraße 6–10) war von 1935 bis 1981 die Polizeidirektion. Seit 30 Jahren steht dort ein Geschäfts- und Bürohaus. Eine Gedenktafel erinnert an jene Menschen, die in der Nazi-Ära im Polizeigefängnis ums Leben kamen.
Die einstige Polizeidirektion ist auch mit lebhafter Zeitgeschichte verbunden. Denn Anfang der Achtzigerjahre wollten junge Revoluzzer das Haus zum Kulturzentrum umfunktionieren. Monatelang bewachten Polizisten das leer stehende Gebäude, um eine Besetzung zu verhindern. 6000 Unterschriften sammelten die Revoluzzer für ein Kulturzentrum in der Polizeidirektion. Der damalige Chef der Jungen Generation der SPÖ, der spätere Bürgermeister Franz Dobusch, griff die Forderung auf. Ergebnis: das Kulturzentrum Posthof am Hafen.
Die Mozartstraße hat auch heute mit Kunst zu tun. Hier leben die Künstler Dietmar Brehm, Ingrid Kowarik, Susanne Purviance sowie Helga und Herbert Schager. Der Maler und Trickfilmer Thomas Steiner hat in der Mozartstraße sein Atelier.Ein Linzer
Weltstar des Trickfilms
Thomas Steiners Atelier in der Mozartstraße liegt halb im Keller. Seinen Lebensunterhalt verdient der 57-Jährige als Professor am Oberstufengymnasium und an der Pädagogischen Hochschule in Linz, obwohl er in seinem künstlerischen Spezialgebiet Animationsfilm (= Trickfilm) Weltrang hat.
Im heurigen Juni war Steiner auf dem „Festival d’Animation Annecy“ in Ostfrankreich, dem weltweit bedeutendsten und wichtigsten Festival für Animationsfilme. 7000 Teilnehmer waren dort, darunter Giganten wie Disney und Pixar. „In Annecy gibt es alles, von Sponge Bob bis zur Avantgarde“, sagt Steiner, der heuer als einziger österreichischer Künstler zum Annecy-Festival eingeladen wurde.
Steiners Filme entstehen zum Teil in seinem Atelier in der Mozartstraße. „Hier mache ich die Zeichnungen“, erzählt der Linzer Künstler. Die gezeichneten, gemalten oder fotografierten Einzelbilder bearbeitet Steiner dann in seiner Wohnung am Computer.
Theresienkirche in Annecy
Auf dem Annecy-Festival zeigte Steiner seinen experimentellen Film „Theresia“. „Ausgangspunkt ist die Theresienkirche im Linzer Keferfeld. Im Film geht es um Bilder von sakralen Räumen, die ich durch Übermalungen und Computeranimation verfremde“, erklärt der Linzer Kunst-Professor.
Steiner war mit seinen Filmen schon auf Festivals auf der ganzen Welt, in Bangkok ebenso wie beim Cinemathek-Festival in San Francisco, in Tokio und auch in der Tate Gallery in London.
Filmen ist ein Teil des Kunstschaffens des Stadtwerkstatt-Mitbegründers, der zunächst Kunsterziehung in Linz und dann bei Hubert Silecki Animationsfilm an der Meisterklasse von Maria Lassnig an der Universität für Angewandte Kunst in Wien studierte: „An Filmen arbeite ich einige Monate im Jahr. Malen und Zeichnen beschäftigt mich das ganze Jahr.“
Interview mit Bileena Vorauer
Von Kunstblumen über Haushaltsartikel bis hin zu Spielwaren: Die Filiale der Kette Sewa an der Mozartstraße 4 wirkt beim Betreten wie einer der Läden aus längst vergangenen Tagen, in denen alles erhältlich ist und das zu günstigen Preisen. „Angefangen haben wir als Diskonter, mittlerweile haben wir auch Artikel die mehr als 100 Euro kosten“, sagt Filialleiterin Bileena Vorauer.
Die Geschäfte von Sewa gelten ja als Läden, in denen Artikel sehr günstig erhältlich sind. Wer ist da die typische Klientel, die bei Ihnen einkauft?
Ein Großteil der Kunden in unserem Geschäft sind Frauen. Diese kommen aus allen Altersschichten. Ursprünglich haben wir ja als Diskonter begonnen, mittlerweile sehen wir uns in der Rolle als Direktimporteur.
In Ihrem Laden scheint es auf den ersten Blick nichts zu geben, was nicht erhältlich ist. Was kaufen die Kunden denn besonders gerne?
Ja, wir haben ein recht breites Warensortiment. Am beliebtesten sind sicherlich die Geschenk-
sackerl, auch die künstlichen Blumen.
Wissen die Kunden eigentlich, was sich hinter der Abkürzung Sewa verbirgt?
Nein, nur die wenigsten wissen, dass die Abkürzung für „Sensationswarenhaus“ steht. Hinter der Kette steckt die Madal Bal AG, die ihre Wurzeln in der Schweiz hat.
Umfrage: Deshalb kommen Passanten in die Linzer Mozartstraße
"Ich gehe besonders gern zum Fleischhauer Hackl. Das Steak ist super, und sie legen viel Wert auf
Regionalität.“ Markus Kürnsteiner, 22, Student, Gallneukirchen
"Ich bin gerade mit meiner Nichte shoppen, aber das Angebot ist eher nichts für mich. Auch die Fassaden wirken heruntergekommen.“ Karin Christian, 53, Selbstständige, Freistadt
"Ich gehe hier fast jeden Tag einkaufen. Es liegt zentral und ich bin schnell in der Stadt. Es wäre nett, wenn sie nicht so grau wäre.“ Elena Jamarichova, 57, Pflegerin, Linz/Slowakei
"Die Mozartstraße ist eine wichtige Straße in meinem Leben, weil ich in der Wirtschaftskammer arbeite. Aber sie ist
laut und es gibt wenig Parkplätze.“ Johannes Pritz, 33, WKO, Molln,
"Ich arbeite hier, also ist die Straße ein Teil meines Lebens. Trotz des großen Durchzugs ist es sehr familiär, ich kenne viele Leute.“ Alexander Höpfl, 20, Kameraverkäufer, Linz
"Die tolle zentrale Lage eignet sich perfekt zum Shoppen, aber wohnen könnte ich hier nicht. Dazu mag ich die Natur zu gern.“
Katharina Hermann, 16, Schülerin, Perg
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