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Der schleichende Verlust des Charmes

Von Karin Haas, Gerhild Niedoba und Reinhold Gruber, 29. November 2017, 00:05 Uhr
Der schleichende Verlust des Charmes
In Alturfahr lässt sich die Geschichte des alten Fischerdorfes noch erkennen, doch sie beginnt zunehmend zu verschwinden. Bild: Volker Weihbold

LINZ. OÖN-Lokalaugenschein in Alturfahr: Die Menschen sorgen sich um die Zukunft.

Einen Sturm der Entrüstung rufen die immer weiter gehenden Veränderungen im ehemals idyllisch-charmanten Viertel Alturfahr hervor. Wie exklusiv berichtet, soll im Gastgarten des Wirtshauses Rauscher ("Goldenes Schiff") das private Wohnhaus des Wirts entstehen. Unverständnis herrscht darüber, dass der Gestaltungsbeirat der Stadt Linz das Projekt bereits bewilligt hat. Wie berichtet, würden Flächenwidmung und Bebauungsplan keine Ablehnung vorsehen, so der Beirat.

"Wozu leisten wir uns dann einen Gestaltungsbeirat?", fragt der Linzer Anwalt Wolfram Wutzel und trifft damit den Kern vieler Anrufe, die gestern die OÖNachrichten erreicht haben. "Bei anderen Projekten kann der Gestaltungsbeirat sehr wohl lästig und pingelig sein", so Wutzel.

Auch viele andere Bewohner bedauern die schleichende Veränderung des ehemals liebenswerten Viertels in Richtung eines "Investoren-Ghettos" mit glatter Gesichtslosigkeit. Etliche Wohnprojekte haben bereits jetzt das kleinteilig-sympathische Gepräge des Stadtteils verändert, der mit viel Aufwand von Bewohnern der ersten Stunden zu einem Schmuckstück wurde. Wie berichtet, war der historische Charakter durch ein Bauverbot in grauer Magistratsvorzeit konserviert worden. Frühere Stadtväter wollten später das ganze Viertel schleifen, was den Erhalt erst möglich machte.

"Empörender" Umgang

"Es ist empörend, wie Linz mit seinem historischen Erbe umgeht", sagt Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. "Man zerstört in Salami-Taktik das alte Ensemble, das es im Gesamten zu schützen gilt", sagt der Linzer VP-Fraktionsobmann Martin Hajart.

Auch die Grünen setzen nach: "Es ist schade, dass der Charakter von Alturfahr durch Neubauprojekte Stück für Stück verschwunden ist. Umso wichtiger ist es, den Rest des ursprünglichen Fischerdorfes zu erhalten", so Gemeinderätin Alexandra Schmid. Sie fordert ein Gesamtkonzept für den Stadtteil. Darin sollte auch festgehalten werden, wie sich Alturfahr entwickeln könne, ohne den Dorfcharakter zu verlieren.

Geschürt wird die Empörung auch durch das Schleifen des Gasthauses "Schwarzer Walfisch", das einem Luxus-Wohnprojekt weichen musste. In etlichen Reaktionen ist in diesem Zusammenhang von "Einheitsarchitektur" und "weißen Wohnkisten" die Rede.

Claus Muhr, langjähriger Bewohner von Alturfahr, kritisiert, dass Luxuswohnungen dort um 5500 Euro pro Quadratmeter angeboten und auch gekauft würden. Jene, die Grundstücke für diese Bauten verkaufen, berufen sich auf die attraktiven Grundstückspreise, die ihnen ein Auskommen bescheren würden.

Markus Fischer, der frühere Wirt des seit knapp drei Jahren geschlossenen Gasthauses Rauscher, ist zu keiner Stellungnahme bereit. Aus seinem Umfeld ist zu hören, dass er sich um einen Pächter bemüht habe. Außer Italienern und Chinesen sei aber niemand zu bekommen gewesen.

Ein Architekt, der anonym bleiben will, weil er Nachteile bei Aufträgen durch die Stadtverwaltung fürchtet, sagt: "Die Rahmenbedingungen für die Zerstörung des Viertels hat die Politik selbst geschaffen."

Umfrage: Geht der Charakter von Alturfahr verloren?

"Ich bin dagegen, dass jetzt alte, schöne Bauten wegkommen. Stattdessen kommen neue Häuser, das ist ewig schade.“
Rosa Schachenhofer, Linz

„Ich finde, die Dinge sollten so bleiben. Mir haben die Gebäude immer gefallen. Es wäre schade, wenn der Charakter verloren geht.“
Inge Bröderbauer, Linz

„Eindeutig ja. Linz hat keine Linie mehr. Das ist schade. Das betrifft nicht nur dieses Viertel, sondern etwa auch das Neustadtviertel.“
Fritz Mayrhofer, Linz

„Es ist sehr schade, und mir ist leid um den Gastgarten, das Wirtshaus und vieles andere. Die ganze Idylle in Alturfahr geht verloren.“
Herta Koll, Lichtenberg

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27  Kommentare
27  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
leser (2.219 Kommentare)
am 29.11.2017 21:38

Alt-Urfahr passt sich ganz dem Charme und Charakter seines Bürgermeisters an.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 29.11.2017 22:21

Alt-Urfahr hat einen grünen Bürgermeister? Wie heißt der denn?

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Klettermaxe (10.669 Kommentare)
am 29.11.2017 22:53

Grün hinter den Ohren, was Stadtentwicklung angeht. grinsen

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JosefBroz (4.497 Kommentare)
am 29.11.2017 10:36

Schwarze und grüne Besserverdiener proben mit der OÖN den Aufstand. Dazu werden sogar mehrere Redakteur_innen angeheuert. Leute, wenn ihr eine schöne Flußsilhouette sehen wollte, dann schaut aus eurem Fenster auf das Lentos-Ufer, oder fahrt gleich nach Salzburg.
Der Strand sollte auf jeden Fall schön zugänglich bleiben.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 29.11.2017 12:01

So schaut's aus. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015, Statistischer Bezirk Alt-Urfahr: GRÜNE 28,5%, ÖVP 21,8%, SPÖ 21,0%, FPÖ 15,7%, NEOS 6,1%, KPÖ 5,8% (Quelle: linz.at)

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Klettermaxe (10.669 Kommentare)
am 29.11.2017 08:49

Ein Problem ist halt, dass die Preise für Grundstücke und Immobilien dort immens hoch sind, aber gleichzeitig ist die Nutzung sehr eingeschränkt.

Als Gastgarten machen es die Lage und unser Wetter zum teuren Hobby. Und viele glauben auch noch, wenn man was im Gastgarten konsumiert, muss es Heurigenpreie geben.

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( Kommentare)
am 29.11.2017 08:35

Erscheint jetzt täglich eine vorgekaute Meinung über Alturfahr?

Das Problem ist ein gesamtösterreichisches. Unser Lebensstil!

Der Land Fußabdruck der EU beträgt geschätzt 640 Mio Hektar.

Das ist 1,5 mal so viel wie die Flächer aller 28 EU Staaten zusammen. Dieser halbe Kontinent, den wir noch zusätzlich brauchen, um unsere Ansprüche in gewohnter Form befriedigen zu können, liegt in Ländern,
die gegenwärtig nicht einmal ihre eigene Bevölkerung mit den Erträgen des Bodens ernähren können, wie die Mongolei, China oder Brasilien.

Wir verbrauchen also auch dort, für uns kaum bemerkbar, große Ressourcen Boden und zerstören Ökosysteme.

Weltweit geht nicht zuletzt dadurch jährlich ein Prozent des Bodens nahezu unwiderruflich verloren.

Bodenschutz ist Klimaschutz, jeder Quadratmeter zählt. Die Summe machts.

Welcher österreichische Politiker denkt daran?

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transalp (10.099 Kommentare)
am 29.11.2017 19:48

An yael:
Ich orte eine Themenverfehlung in Ihrem Beitrag.😉

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redniwo (1.428 Kommentare)
am 29.11.2017 07:55

Hallo Leute! Dort wohnt eine Familie! Die will verständlicherweise ein Haus auf eigenem (Bau)grund und Boden errichten. Die Kommentare hier lesen sich so, als ob jemand Eintritt in ein Disneyland bezahlt hätte.

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( Kommentare)
am 29.11.2017 08:36

Disneyland? - Stimmt. Tarek leitner sagt:

"Denn auf kommunaler Ebene entsteht ein Wettlauf so mancher Bürger um Hässlichkeit."

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( Kommentare)
am 29.11.2017 07:37

Die Zeichen der Zeit. Die bio-vegane Bobo-Gesellschaft will sich dort eben in ihrer Wohlfühl-Bubble umkuscheln, möglichst abgetrennt von den Ghettos Rudolfstraße, Hinsenkampplatz usw...
Warum tun hier alle so überrascht, diese Entwicklung zeichnet sich schon seit Jahren ab, sympathisch ist die Gegend schon längst nicht mehr - wobei sie noch immer schön und idyllisch ist (Donaustrand,...)

Aber - Achtung Sarkasmus: sind wir doch froh, WIR sind Zeitzeugen. Wie aus einer schiachen grauen Industriestadt bis in die 90iger ein hübsches Kleinstädtchen mit Charme und Lebensqualität wurde. Wo man gerne und gut wohnte.
Und wie in den letzten Jahren "dank" grenzenloser Unfähigkeit der Stadtverantwortlichen Linz pleite ist und in der Folge total (Lebensqualität, Öffis, Kultur, Gesellschaft...) schleichend mehr und mehr absandelt

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vonWolkenstein (5.562 Kommentare)
am 29.11.2017 07:17

Den Urfahranern geht es so, wie es den übrigen Oberösterreichern auch geht. Dank der Oö. Raumordnungsreferent wurde seit den 50er Jahren OÖ systematisch verschandelt. Die Architekten durften sich austoben und die in der Regel schwachen Bürgermeister, denen diverse Baute auch nicht gefallen haben, waren oft zu feige dem entgegenzutreten. Die unansehnlichen Protzbauten wurden oft auch mit Hilfe von Anwälten durchgedrückt. Hätte es seitens der Raumordnung entsprechende Vorgaben gegeben, hätten zumindest die wenigen vernünftigen Bürgermeister eine entsprechende rechtliche Handhabe gehabt. Jetzt haben wir den „Salat“. Die vernünftigen Urfahraner sind wirklich zu bedauern.

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alf_38 (10.950 Kommentare)
am 29.11.2017 07:01

Was an Alturfahr charmant sein soll ist mir bis dato entgangen. Ich finde das Viertel abgerockt und würde dort niemals wohnen wollen.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 29.11.2017 18:04

kann sich in den Neubauten auch kaum wer leisten.

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felixh (4.906 Kommentare)
am 29.11.2017 06:57

Das ist eben Linz. KEINE Kultur. Schöne Gebäude werden abgerissen un dduch Hochhäuser ersetzt. Die Stadtregierung gehört gefeuert

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ersterkarli (4.670 Kommentare)
am 29.11.2017 07:00

Die Wirten gehören vom Luger geknebelt um weiter zu machen!

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kleinEmil (8.275 Kommentare)
am 29.11.2017 07:56

die karlis gehören wohl nicht nur geknebelt, sondern auch gefesselt...

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ersterkarli (4.670 Kommentare)
am 29.11.2017 08:04

kleinEmil noch müüüüüde.

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ersterkarli (4.670 Kommentare)
am 29.11.2017 06:03

RITTI,mach was!

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xolarantum (2.762 Kommentare)
am 29.11.2017 03:29

geh bittschen, diese jammerei...was hätten anno dazumal die höhlenmenschen sagen sollen ??
mussten auch diese, dem steten fortschritt (=evolution), tribut dann zollen !

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transalp (10.099 Kommentare)
am 29.11.2017 01:20

Ein guter OÖN-Artikel
Die Ansicht von Alt-Urfahr-Ost, vom Süden der Donau oder vom Schiff betrachtet...
.
Alt- Urfahr Ost als Ziel für die Fahrrad-Touristen (von Passau kommend, das "Eingangstor" zu Linz).
.
Wäre es nicht die Aufgabe des sogenannten "Gestaltungsbeirates" und der Linzer Politik dafür zu sorgen, dass das Erscheinungsbild entsprechend "gemütlich" und mit "Willkommens-Kultur" geprägt wird?
Statt dessen werden, wenn auch rechtlich gedeckt, laufend hässliche nichtssagende Betonquader hingestellt- sogar mit Flachdach (!) genehmigt (wirken sich meines Erachtens negativ auf die empfindlichen Ansicht von Alt-Urfahr-Ost aus).
Was die Eigentümer machen ist natürlich deren Sache.
ABER:
Das der Gestaltungsbeirat und die Linzer Politik hässliche Bauten (die jetzt schon stehen)genehmigten (und so wird es wohl weitergehen), ist mir ein Rätsel!
Schande!
Oder ist da wieder wohl Geld im Spiel...?
.
Anderswo wird versucht, sensible Stadtteile optisch zu erhalten.
Aber Linz?
Schade !

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transalp (10.099 Kommentare)
am 29.11.2017 01:28

Ergänzung:
Um viel Steuergeld wurde der Hochwasserschutz u.a. in Linz- Urfahr gebaut!
Ja, eine tolle Sache!
Super technische Leistung - Bravo!
.
Schlagartig aber stiegen dort in Urfahr an der Donau die Preise, Investoren standen und stehen bereit!
.
Da heißt nix anderes:
Mit Steuergelder wurden ein ganzer Bereich an der Donau massiv aufgewertet!
.
Spricht ja Nix dagegen!
Aber:
Als Steuerzahler und (noch) Linzer kann man doch dann verlangen, daß der sogenannte "Gestaltungsbeirat" endlich seine Arbeit macht!?
Anderswo wird strenger verfahren....

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( Kommentare)
am 30.11.2017 11:14

Vielleicht kann man für Neubauten einen entsprechenden "Erschließungsbeitrag" einheben.
Vor dem Hochwasserschutz gab es teure Auflagen, wie dichte Keller etc., die nun hinfällig sind.

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transalp (10.099 Kommentare)
am 29.11.2017 01:32

KORREKTUR in eigener Sache:
Gemeint ist natürlich das WESTLICHE Alt-Urfahr, wie im Artkel erwähnt
(nicht "Alt-Urfahr-Ost"....)
Sorry.

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gumba (2.891 Kommentare)
am 29.11.2017 01:06

Alturfahr ist schon tot....es weiss es nur noch nicht. Sorry nachbar.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 29.11.2017 01:00

So eine Heuchelei! Wer hat denn das Viertel zum Bobo-Refugium gemacht und sowohl Charakter verändert wie Preise in die Höhe getrieben? Gentrifizierung funktioniert immer so. Und die Spekulanten sind immer im Schlepptau.

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dereisernefelix (578 Kommentare)
am 29.11.2017 07:10

eigentlich eh ganz lustig, wenn sich die gentrifizierer letztendlich selber ins knie schießen. trotzdem schad um alturfahr.

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