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Liebe ist nicht nur, aber auch ein Wort

Von Peter Grubmüller, 19. April 2014, 00:04 Uhr
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Liebe ist nicht nur, aber auch ein Wort  Bild:

Von Heinz G. Konsalik bis Leo Tolstoi, von Ovid bis Nicholas Sparks – seit den Anfängen des Schreibens arbeiten sich Dichter an der Liebe ab – es ist immer das alte Lied, stets aufs Neue gesungen.

Der deutsche Schriftsteller Bodo Kirchhoff fragt gleich zu Beginn seines feinen, 2012 erschienenen Ehe- und Liebesromans "Die Liebe in groben Zügen": "Welches Liebesglück ist schon originell, und welches Sehnen hat nicht etwas von einem Gedicht, das die Zeiten überdauert? Es gibt kein modernes Unglück, es gibt nur das alte Lied." Es ist eben dieses alte Lied, das man stets aufs Neue singen kann – das alte Lied über die junge, unbezwingbare Liebe.

Liebe, die glückt, gibt es entweder im Leben oder im Trivialroman. Im anspruchsvollen literarischen Bücherregal trifft man sie selten. Wer füreinander bestimmt ist, verfehlt sich dort mit großer Wahrscheinlichkeit. Maßgebliche Autoren lassen ihre Paare scheitern, der eine kommt zu früh, der andere zu spät, zusammen zappeln sie verstrickt in den Schlingen gesellschaftlicher Zwänge und der eigenen Wünsche. Es gibt viele ergreifende Liebesromane, aber kaum eine Ausnahme von der Regel, dass sie unglücklich zu enden haben, um literarisch Aufsehen zu erregen. Dieses Muster wirkt seit jeher: etwa schon bei den griechischen Sagen und Mythen, wenn Orpheus seiner Eurydike ins Reich der Schatten nachfolgt, oder im Fall von Philemon und Baucis, die von Zeus das Geschenk erhalten, in ewiger Treue verbunden zu sein und gleichzeitig zu sterben. Philemon wird, als er stirbt, zu einer Eiche, Baucis zu einer Linde. Welches Ende Romeo und Julia bei Shakespeare wählen, ist bekannt.

Liebe ist Lebensmittel

Nur zur Erinnerung: Wir reden hier von Liebesliteratur, nicht von Charlotte Roches "Feuchtgebieten" oder von E. L. James’ haarsträubender Weltbestseller-Trilogie "Shades of Grey". Beginnen wir trotzdem am unteren Ende des Anspruchs – mit Heinz G. Konsalik (1921–1999). In 43 Jahren seines Werkens hackte er 155 Romane in die Tasten und erzielte damit eine in 29 Sprachen übersetzte Weltauflage von 83 Millionen Exemplaren. Zwar sagte sogar T. S. Eliot, die wichtigste Aufgabe der Dichtung sei es, Freude zu spenden, aber Konsalik dürfte er damit nicht gemeint haben. Eliot fügte auch gleich hinzu, dass der Dichter, "wenn wir ihm Vergnügen der höchsten Art verdanken sollen, nicht nur dieses, sondern unbedingt mehr im Sinn haben muss". Liebe ist auch keine Unterhaltung, sie ist ein Lebensmittel.

Die damit verbundene Bedingungslosigkeit wird spürbar, wenn sich die große Friederike Mayröcker in ihrem Buch "Und ich schüttelte einen Liebling" an ihren Lebenspartner Ernst Jandl erinnert. Wer dieses Buch gelesen hat, muss nicht nur an die Liebe eines Lebens glauben, er weiß auch, wie sie ist. In Goethes "West-östlichem Divan" klingt das ein bisschen anders: "Wunderlichstes Buch der Bücher ist das Buch der Liebe! Aufmerksam hab’ ich’s gelesen: wenig Blätter Freuden, ganze Hefte Leiden; einen Abschnitt macht die Trennung..."

Dichter wollen das Leben begreifen, also auch die Liebe. Warum sie das größte und traurigste aller Gefühle ist, werden sie nie beantworten. Ihre Aufgabe ist es, Euphorie und Schmerzen nachspüren zu lassen.

Große Liebesromane zeichnen sich nicht dadurch aus, wer zwischen zwei Buchdeckeln wem verfällt, ob die Liebe erfüllt oder enttäuscht endet. Große Liebesromane glänzen durch die Liebe des Autors zu seinen Figuren, denen er eine Welt bauen muss, in der ihre papierenen (und digitalen) Lungen zu atmen beginnen. Wie es etwa Leo Tolstoi mit "Anna Karenina" geschafft hat. Der große Brocken Weltliteratur, den russische Literaturkritiker einst "durchtränkt mit dem klassischen Geruch von Kinderwindeln" nannten. Tolstoi erzählt so intensiv vom liebevollen Begehren, dass Thomas Mann in seinem Essay "Goethe und Tolstoi" den "animalischen" Naturalismus des russischen Dichters bewunderte, Anna eine "edle Stute" nannte und ihren Liebhaber einen "starken Hengst". Thomas Mann darf das.

150 Liebesbriefe an die Ehefrau

Der zurzeit erfolgreichste Autor von Liebesromanen ist Nicholas Sparks ("Wie ein einziger Tag"). 80 Millionen Exemplare hat der 48-jährige US-Amerikaner verkauft, seine Hollywood-Verfilmungen haben 660 Millionen Dollar eingespielt. Sparks’ Stoffe bewegen sich knapp diesseits vom reinen Schmalz. Sie variieren das Motiv der Erlösung durch Liebe, nicht kunstvoll, aber mit handwerklichem Geschick. Seine Ehefrau Cathy inspiriere seine Heldinnen. Seit 1980 ist er mit ihr verheiratet. Als er um sie warb, schrieb er ihr 150 Liebesbriefe.

Wer so ein Projekt selbst angehen möchte, ist gut beraten, "Liebesbriefe großer Männer" zu lesen. Sparks kommt darin nicht vor, allerdings Hölderlin, Twain, Rilke – und viele andere, denen das Schreiben über die Liebe leichter gefallen ist als die Liebe selbst.

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