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Zu Besuch auf der Insel der Armen

Von Valentina Dirmaier, 28. Mai 2015, 00:04 Uhr
Zu Besuch auf der Insel der Armen
Das Lieblingsbild von Manfred Fesl: Ein Kind, das sich am Straßenrand mit Wasser aus dem Eimer wäscht. Ein allgegenwärtiges Motiv in Dharavi. Bild: MANFRED FESL

MATTIGHOFEN. Fotograf Manfred Fesl erkundete in Mumbai einen der größten Slums in Asien – Dharavi.

Bizarr. Bewegend. Beeindruckend. Mit diesen Worten lässt sich Manfred Fesls Reise in eine der am dichtesten besiedelten Gebiete der Erde wohl am besten beschreiben. Auf seinem dreiwöchigen Trip durch Indien, auf der der Fotograf aus Mattighofen unentgeltlich für ein Projekt der Kindernothilfe Fotos sammelte, verschlug es Fesl auch in einen der größten Slums des Subkontinents – genannt Dharavi. Mit nach Hause hatte der 46-Jährige nicht nur atemberaubende und farbenfrohe Motive im Gepäck, sondern auch viele interessante Erzählungen.

Elend, Gestank, Lebensfreude

Dharavi. Das bedeutet Menschenmassen, Gestank, Elend und Armut. Dharavi ist aber auch ein Ort der Lebensfreude und der Abenteuer. Dharavi, einer der größten Slums der Welt, beherbergt etwa 1,2 Millionen Menschen auf nur zweieinhalb Quadratkilometern. Dharavi ist so etwas wie eine Insel in der Hafenstadt Bombay, der einwohnermäßig größten Stadt Indiens. Denn rund um das Elensviertel türmen sich die Büroviertel der 18-Millionen-Einwohner-Metropole. – Ein Widerspruch, der auch Manfred Fesl auf seinem Trip, bei dem er von einem Einheimischen namens Joby begleitet wird, nicht mehr loslässt.

"Der Spagat zwischen Arm und Reich ist dort so enorm. Auf der einen Seite die riesigen, prächtigen Bauten der Konzerne und 50 Meter daneben wohnen die Leute im Slum", erzählt der Großgewachsene, der bei seinem Besuch in Dharavi zur regelrechten Attraktion wurde. Nicht nur die Hautfarbe war für die Inder eine Sensation. Auch, dass er um einen Kopf größer ist als die Ausgewachsenen erstaunte die Passanten.

Was verwundert: Kriminalität ist in den engen Gassen, im Labyrinth Dharavis ein Fremdwort. "Mein erstes Ziel war die einzige Polizeistation. Bei einem Gespräch mit einem Offizier erfahre ich, dass es für eine Million Menschen nur ein Office mit 142 Polizisten gibt. Und das reicht aus. Für uns wäre das unvorstellbar." Genauso undenkbar ist, dass der Kosmos mit so vielen Menschen auf einem Fleck Erde funktioniert. "Ja doch. Der Slum ist ein geschlossenes System, eine Stadt in der Stadt, die sich selbst versorgt. Die Inder sind sehr geschäftstüchtig, in den Straßen ist immer was los", erzählt der Fotograf. Was er als funktionierenden Apparat bezeichnet, würde die meisten Europäer womöglich heillos überfordern. Auch die Hitze (34 Grad) und die Gerüche sind alles andere als gewöhnungsbedürftig. "Es ist schlimm. Es stinkt furchtbar. Eine Mischung aus Müll und Fäkalien. Am Boden schlängelt sich ein Rinnsal, eine graugrüne, übel riechende Kloake, durch die Gassen. Ein Kind verrichtet daneben seine Notdurft. Und dann weht einem wieder eine Gewürzfahne von einem Marktstand entgegen."

Strapazierter Geruchssinn

Aber nicht nur der Geruchssinn wird in Dharavi überstrapaziert, auch Augen und Kopf hätten allerhand zu tun, um die unzähligen Bilder einordnen zu können. – Ein Eldorado für einen Lichtbildner, denn im Chaos gebe es unendlich viel zu entdecken. "Ich war in einem Moment tief beeindruckt und im nächsten schockiert. Inmitten der vielen Leute sitzen Menschen mit schwersten Behinderungen auf der Straße und versuchen, den Tag zu überleben. Daneben gehen die Schulkinder, die einen immer anlachen, vorbei." Was den Mattighofner noch mehr beeindruckt ist die Mentalität der Slumbewohner. "Die Leute sind mit wenig zufrieden, lachen und haben trotz der Armut eine enorme Lebensfreude. Im Gegensatz dazu sind wir Raunzer."

 

Der Fotograf im Portrait

Dass Manfred Fesl Fotograf wurde, hat er einem negativen Lebensereignis zu verdanken. Weil sich der gelernte Tischler, der unter anderem am Bau des Hotel Kempinski am Roten Platz in Moskau am Roten Platz beteiligt war, bei Montagearbeiten die Knie stark lädierte, musste er den Beruf wechseln. Noch im Krankenstand kaufte er sich seine erste Kamera und begann 1999 mit 30 Jahren eine Einschulung beim Fotografen Ratzenböck in Mattighofen. Die Zeit in der Berufsschule mit den 15-jährigen Mitschülern bezeichnet der heute 46-Jährige als Spaß. Nach der Meisterprüfung 2002 übernahm Fesl nur ein Jahr später – dank einer Ausnahmegenehmigung des Innungsmeisters – den Laden seines Lehrherrn.

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