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Reichsgraf ertrank in Heitzing im Inn

Von Walter Geiring, 06. September 2012, 00:04 Uhr
Reichsgraf ertrank in Heitzing im Inn
Hier in Heitzing könnte das Unglück stattgefunden haben, vor etwa zweihundert Jahren standen dort zwei Gehöfte. Bild: Geiring

SANKT PETER / ERING. Dramatisches Schiffsunglück vor 222 Jahren bei St. Peter am Hart: Adelige ertranken.

Es war in der Familiengeschichte der Reichsgrafen von Paumgarten zu Frauenstein ein einschneidendes Ereignis. Gemeint ist das Schiffsunglück auf dem Inn am 26. Oktober 1790 in der Nähe von Heitzing bei Ering.

An diesem Dienstag unternahm zwischen 17 Uhr und 18 Uhr Josef Reichsgraf von Paumgarten zu Frauenstein, kurfürstlicher Kämmerer und kommandierender Oberst des Fürst Isenburgischen Feldjäger-Regiments, von Hagenau aus eine Fahrt über den Inn. Der Reichsgraf wollte nach der Überfahrt in sein nahegelegenes Landgut Stubenberg gehen. Der etwas Hochwasser führende Inn sollte mit einem Holzkahn überquert werden. In seiner Begleitung waren auch weitere Adlige. So nahmen Ferdinand Reichsfreiherr von Meggenhofen und Rudolf-Albrecht Reichsfreiherr von Röck an der Überfahrt teil. Meggenhofen war Schulkommissär in Ried und Röck Regierungsrat in Landshut. Mit ihnen auf dem Kahn waren noch der ältere Verwalterssohn von Stubenberg, Josef Gastl, der Stubenberger Oberjäger Beigam, der Sergeant Freulinger vom Feldjäger-Regiment Fürst Isenburg sowie zwei einheimische Fischer.

Katastrophe nimmt ihren Lauf

Somit traten also acht Personen den nicht einfachen Weg über den Inn in den Abendstunden des 26. Oktobers an. Fast hatte man die Überfahrt geschafft, sah das Ufer in greifbarer Nähe, als der Kahn etwa 25 Meter vor dem Ziel an einem aus dem Wasser ragenden Stock Wasser hängen blieb. Der Kahn kenterte und stürzte mit der gesamten Ladung in den Inn. Geistesgegenwärtig klammerte sich ein Fischer an dem Stock fest. Beigam und Gastl konnten sich an einer Wurzel des Stocks festhalten. Sergeant Freulinger schaffte die Distanz an das rettende Ufer. Gemeinsam kämpfte und rang man nun in den Fluten des Inns um das Überleben.

Das Geschrei der Verunglückten drang auch in die nahe gelegene Wohnung des Bauern Heitzinger. Freiherr von Röck und der zweite Fischer retteten sich in Richtung Ufer und schrien den Bauern um Hilfe an. Sofort eilte er an den Unglücksort und zog die beiden aus dem Wasser. Jetzt gab es aber ein Problem. Der Bauer war kein Fischer.

Wie konnte man also die Verunglückten im Inn retten? Mit einem alten und kaputten Kahn startete er den Rettungsversuch. Der einfache Bauer wollte unbedingt helfen und geriet dadurch selbst in größte Gefahr. Mit dem zerschundenen Kahn ging es nun in Richtung Wurzelstock.

Doch auf dem Weg dorthin kam Heitzinger ein Rock an der Wasseroberfläche entgegen. Instinktiv griff er danach und erschrak. Es kam die Leiche des Herrn Grafen zum Vorschein. Nachdem er diesen ans Ufer gebracht hatte, wurden Beigam, Gerstl sowie ein Fischer gerettet. Freiherr von Meggenhofen blieb verschwunden. Meggenhofen war eine bekannte Persönlichkeit jener Zeit. Er wurde auf Schloss Teuffenbach bei Taufkirchen/Pram in Oberösterreich geboren und engagierte sich für den Illuminatenorden. Er war sogar Führer des bestehenden Geheimbundes in Burghausen. Auch in den Tagen nach dem Unglück konnte seine Leiche nicht mehr gefunden werden. Den Reichsgrafen brachte man zunächst in die Wohnung des Heitzingers.

Die Nachricht vom Unglück verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Wichtige Personen wurden aus Ering und Stubenberg geholt, man wollte das Unmögliche versuchen, um vielleicht doch noch das Leben des Grafen zu retten. Allerdings schlugen alle bis zu dieser Zeit bekannten Mittel fehl.

Falsche Behauptungen

Dem einfachen Bauern hätte man in unserer Zeit nach dieser selbstlosen Tat ein gebührendes Denkmal gesetzt. Doch für den Familienvater, der nur helfen und dabei seine Menschenpflicht unter Beweis stellen wollte, kam es anders. Sergeant Freulinger schilderte nämlich eine Rettungsaktion, die ihn in einem ganz anderen Licht erscheinen ließ. Behauptete Freulinger doch glatt, den Oberst mit den Zähnen aus dem Wasser geholt zu haben. Der Sache musste auf den Grund gegangen werden, schließlich ging es um die Wahrheit. Eine eidesstattliche Erklärung von Benefiziat Johann Löffler aus Ering zum Unglücksgeschehen brachte allerdings nicht die Bestätigung der Version des Sergeanten ans Tageslicht. Demnach befand sich Löffler kurz nach dem Unglück in der Stube von Heitzinger, in der auch der Reichsgraf aufgebahrt war. Laut Löffler hörte man nichts als Jammer von den Geretteten. Jeder schilderte den Hergang des Unglücks. Löffler blieb bis nächsten Tag um drei Uhr früh in der Heitzinger Stube. Zu keiner Zeit sprachen die Überlebenden von der Version des Unglücks, wie sie Freulinger schilderte.

Demnach stellte sich diese Darstellung als falsch heraus. Bei der anschließenden Leichenfeier für den ertrunkenen Grafen bei der Herrschaft in Ering nahmen neben dem Abt des Klosters Asbach auch 14 geistliche Herren teil. Begraben wurde Josef Reichsgraf von Paumgarten am 30. Oktober 1790 in Stubenberg.

„Orte mit Geschichte. Eine Spurensuche in der Inn-Salzach-Region.“ Ein Beitrag zur bayerisch- österreichischen Landesausstellung 2012. Mit Radwegkarte. Preis: 10 Euro. Herausgeber: Arbeitsgruppe der Heimatforscher des Bezirks Braunau und Umgebung in Zusammenarbeit mit der Braunauer Warte. Quelle: Schlossarchiv Ering und Niederschrift von Heimatforscher Karl Schaefler aus Kirchberg am Inn.

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