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Kriegsende: Drei Minuten vor zwölf haben Braunauer ihre Stadt gerettet

Von Walter Geiring, 30. April 2015, 00:04 Uhr
Kriegsende: Drei Minuten vor zwölf haben Braunauer ihre Stadt gerettet
Rasch wurde eine Behelfsbrücke von Braunau nach Simbach errichtet, auf der die amerikanischen Soldaten den Inn überqueren konnten. Bild: Heimatmuseum

BRAUNAU. Zeitzeugen berichten über den letzten Kriegstag und die Ankunft der amerikanischen Soldaten in Braunau – Die Stadt ist knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt.

Rückblende ins Jahr 1945: Die Truppen des Deutschen Reichs stehen an allen Kampfschauplätzen vor dem Zusammenbruch. Die Front rückt am 1. Mai immer näher an Braunau, die Geburtsstadt Adolf Hitlers, heran. Der Diktator hatte bereits Selbstmord verübt.

Am1. Mai, ein Dienstag, um 10 Uhr marschieren amerikanische Truppen in Ering ein, gegen 11 Uhr rollen die Panzer durch Simbachs Straßen. Eine weitere Panzereinheit aus Pfarrkirchen nimmt auf der Rennbahn Aufstellung und richtet die Rohre auf Braunau. In Kirchberg und auf der Marienhöhe geht schwere amerikanische Artillerie in Stellung. Ein Haus in Simbach und der Braunauer Kirchturm werden schwer beschädigt.

SS-Einheiten sprengen um 12 Uhr die Straßenbrücke nach Braunau. Unter lautem Getöse werden vier der fünf Bogenelemente zerstört, Trümmer fliegen meterhoch durch die Luft. Kurze Zeit darauf wird auch die Eisenbahnbrücke gesprengt.

Mit einer Zille überquert Simbachs amtierender Bürgermeister Rostock am Vormittag des 2. Mai den Inn, um das Ultimatum an die deutsche Stadtkommandatur zu überbringen. Darin wird die kampflose Übergabe der Stadt Braunau gefordert. Die Antwort wird als Ablehnung gewertet. General Augur beauftragt die Divisionsartillerie von Alfred Kastner, um 12 Uhr mit der Beschießung der Nachbarstadt zu beginnen.

Drei Minuten vor 12 Uhr rudert eine Delegation aus Braunau in zwei Zillen eilig nach Simbach. Die Abordnung – darunter sind Gastarbeiter Poitner, Stadtinspektor Kuen, Bäckermeister David, Polizeileutnant Hartner, Hauptmann Danzinger, Schlossermeister Unterfurtner und Lokführer Grabner – teilt Dolmetscher Harry Parker von der Black-Cat-Division mit, dass die Zivilbevölkerung Braunaus den Garnisonskommandanten überzeugt hat, die Stadt zu übergeben.

Damit ist die Gefahr abgewendet. Eine amerikanische Pionier-Abteilung legt eine Fußbrücke über die Trümmer der Eisenbahnbrücke. Der erste Amerikaner, der den Inn überquert, ist ein Kriegsreporter. Ihm folgen ab 15 Uhr die 67. AIBs, die Able- und die Charlie-Compagnie. Sie besetzen Braunau. Alle Waffen müssen sofort abgeliefert werden, alle Fahnen und Embleme des Dritten Reichs werden eingesammelt.

Charly Reicheneder, damals 14 Jahre alt, konnte die großgewachsenen Amis beobachten, die zuerst mit Schlauchbooten, dann über die rasch errichtete Pontonbrücke über den Inn kamen. "Man musste ganz vorsichtig sein, weil man ja nie genau wusste, was geschehen wird. Wir mussten das Haus mit dem Schuhgeschäft am Stadtplatz 57 sofort verlassen, weil mein Vater Reichsdeutscher war, vielleicht auch, weil ich ein Hitler-Junge war."

Otto Lauf, damals 13-jährig, war am 1. Mai sicherheitshalber bei Verwandten in der Nähe von Ranshofen. Nachdem die Brücken gesprengt wurden, radelte er sofort nach Braunau. Am Stadtplatz forderten ihn Soldaten auf, in einem der Häuser zu verschwinden, da geschossen wurde. "Ich kann mich genau erinnern, dass ich mit meiner Mutter und anderen Leuten im Keller gesessen bin, als die Granaten im Kirchturm und in der Stadtmauer eingeschlagen haben."

Amerikanische Reporter mit Kameras hat er gesehen und viele Soldaten: "Die Kolonnen haben sich Tag und Nacht bewegt, bald war der ganze Stadtplatz voll mit Militärfahrzeugen." Einen Raum für fünf Offiziere musste die Familie bereitstellen. Sie ließen Cornedbeefdosen, Schokolade und Zigaretten zurück, als sie eine Woche später weiterzogen. Auch Familie Reicheneder kann jetzt wieder in ihr Haus zurück.

Besonderes Gedenken

Der US-Soldat Clifford Barry ist im Mai 1945 im Inn ertrunken. 70 Jahre danach werden nun sein Sohn David Barry (73) und dessen Frau auf Einladung des Stadtvereins nach Braunau kommen. Barry wird erstmals die Region sehen, in der sein Vater die letzten Tage verbracht hat.

Eine Trauerfeier auf der Innbrücke und die Teilnahme an der Gedenkfeier vor dem Mahnstein am 15. Mai sind Teil des Programms, das der Verein für den besonderen Gast zusammengestellt hat. Historiker Florian Kotanko hat recherchiert und die Familie des Soldaten ausfindig gemacht, der in den letzten Kriegstagen starb. Die Warte wird über den Besuch Barrys berichten. Bei der Gedenkfeier beim Mahnstein vor dem Hitler-Geburtshaus (15. Mai, 17.30 Uhr, Ersatzort: Veranstaltungszentrum) sprechen heuer der Politologe Anton Pelinka, Bürgermeister Hannes Waidbacher, Bezirkshauptmann Georg Wojak, Nationalrat Harry Buchmayr, die Pfarrer Jan Lange und Wolfgang Schnölzer. Auch die österreichischen Teilnehmer an UN-Friedenseinsätzen (Peacekeeper) halten wieder ihre Tagung in Braunau ab und werden an der Gedenkstunde teilnehmen.

Nicht nur Jazz-Musik

Mit den amerikanischen Soldaten kam im Mai 1945 auch eine neue Musik in die Region. Jazz und Swing wurden zum Symbol des Neuanfangs nach der Nazi-Diktatur. Diesen Veränderungen in den Hörgewohnheiten kann das Publikum bei einem Konzert nachspüren, in dem die Musik zwar im Mittelpunkt, aber nicht allein steht.

„Vom Gleichschritt zum Swing“ ist das Motto des Konzerts der Big B Big Band unter der Leitung von Norbert Asen, das am Freitag, 8. Mai, um 19.30 Uhr im Vortragssaal der Landesmusikschule in Ranshofen stattfindet. Der bekannte Braunauer Musiker Charly Reicheneder wird im Interview erzählen, wie sein ganz persönlicher musikalischer Sinneswandel vonstatten ging. Fotos werden eingeblendet, die Musik von damals – Glenn Miller, Duke Ellington, Benny Goodman ... – wird zu hören sein. Es gibt im Mai keinen weiteren Jazz-Stammtisch des Teams 68, das als Mitveranstalter agiert.

http://www.braunau-history.at

 

 

 

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6  Kommentare
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am 01.05.2015 12:59

die menscheit ist einfach bsartigTTTTTTTTTTTTTTT

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am 09.05.2015 09:23

interessiere mich dennoch. Du irrst aber, wenn du meinst, Geschichtsforschern wäre das unbekannt.

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am 01.05.2015 08:30

Vor 70 Jahren: Das Ende des Kosakenstaates

Kaum ein Tourist im westlichen Oberitalien weiß heute um die Tatsache, dass in Friaul 1944 die Kosaken hofften, eine neue Heimat zu finden. Unter den Hunderttausenden Russen, die es bis 1945 in der Deutschen Wehrmacht gab, waren auch Kosakeneinheiten, die auf deutscher Seite gegen den Bolschewismus kämpften. Als die Wehrmacht die Gebiete am Don räumen musste, flohen viele Kosaken mit ihren Familien in Trecks nach dem Westen. Aber trotz einer „Deklaration der Reichsregierung an das Kosaken-Volk“ mit dem Versprechen der Achtung ihrer Rechte waren die Kosaken ohne Heimat. Versuche ihrer Ansiedlung in Weißrussland scheiterten durch das Vordringen der Roten Armee. Manche Kosaken suchten in General Wlassow einen Führer, der aber ein Russland anstrebte ohne selbständige Kosaken. Als im Herbst 1944 die Kosakenverbände der Waffen-SS unterstellt wurden, zählten sie 40 000 Mann Kampfstärke. Der Höhere SS- und Polizeiführer des Adriatischen Küstenlandes,

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am 01.05.2015 08:31

Odilo Globocnik, teilte ihnen ein neues Siedlungsgebiet in Friaul zu, wo zwischen Görz, Udine und Tolmezzo ein Staat „Kosakia“ entstehen sollte. Außer den Soldaten kamen zehntausende von Zivilisten, Frauen und Kinder in 50 Eisenbahnzügen dorthin. Ataman der Kosaken und Führer der Leitstelle für die Kosakenheere war General Pjotr Nikolajewitsch Krasnow, ein zaristischer General, der bereits 1918 zum militärischen und zivilen Anführer gewählt worden war und nach dem Bürgerkrieg nach Deutschland emigrierte. Er wollte sich keiner großrussischen Herrschaft unterordnen, sondern einen eigenen Kosakenstaat. Schon 1941 wurde von Berlin die Aufstellung von Kosakeneinheiten genehmigt. In Friaul zählte der Stab von Ataman Krasnow 1944 fast 2800 Offiziere und 35 Generäle. In einer Schrift Das Land der Kosaken wollte Krasnow, der schon nach 1921 als Autor hervortrat, seinen Landsleuten die neue Heimat nahebringen. Es kam alles ganz anders. Seit April drang die britische Armee nach Venetien vor. Da

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am 01.05.2015 08:31

das Ende des Krieges absehbar war beschloss Krasnow, nicht gegen die Engländer zu kämpfen, weil er im Bolschewismus seinen Feind sah. Viele Kosaken zogen sich über den Plöckenpass nach Lienz zurück, wo Anfang Mai neben 15 000 Männern auch 4000 Frauen und 2500 Kinder mit 14 000 Pferden ankamen. Andere Kosaken, die gegen die jugoslawischen Partisanen gekämpft hatten und nun aus Kroatien flohen, ergaben sich den Briten bei Klagenfurt. Trotz des Versprechens der Britischen Offiziere, die Kosaken nicht auszuliefern, geschah dies aber. Es war die Tragödie von Lienz. Die Briten lieferten die Kosaken genauso vertragsbrüchig wie sie die Kroaten bei Bleiburg Titos Henkern überließen. Die Männer wurden belogen und gaben ihre Waffen ab. Als die Kosaken bemerkten, dass sie an die Sowjets ausgeliefert werden sollten, gab es Gegenwehr mit Toten und Verletzten. Viele der zur Auslieferung Bestimmten verübten Selbstmord. Frauen stürzten sich mit ihren Kindern die Drau.

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am 01.05.2015 08:32

Das Schicksal der in die Sowjetunion „Repatriierten“ war bitter. Krasnow und andere wurden in Moskau hingerichtet, viele gingen in Lagern zugrunde. Der Triestiner Germanist und Schriftsteller Claudio Magris, der im Jahre 2009 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, hat in seinen „Mutmaßungen über einen Säbel“ dieser Tragödie ein literarisches Denkmal gesetzt.

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