„Weltkulturerbe-Chance von Schärding lebt doch!“
SCHÄRDING. Deutschen Medienberichten zufolge soll die Bewerbung von vier bayerischen Städten gemeinsam mit dem tirolerischen Rattenberg und der Innviertler Barockstadt Schärding um Aufnahme ins UNESCO-Weltkulturerbe gescheitert sein. Bürgermeister Franz Angerer hat einen anderen Informationsstand.
Ausgangspunkt für die Zeitungsmeldungen jenseits des Inn waren die jüngsten offiziellen Empfehlungen der bayerischen Expertenkommission. 13 Vorschläge wurden eingereicht, vier haben gute Chancen, an die Kultusministerkonferenz weitergemeldet zu werden. Das ehrgeizige Gemeinschaftsprojekt ist nicht darunter.
Die OÖN konfrontierten Schärdings Bürgermeister Franz Angerer, der sich sehr für eine Aufnahme der Barockstadt ins Weltkulturerbe einsetzt, da damit auch die Chancen auf Förderungen und internationalen Tourismus verbunden sind, mit den jüngsten Berichten aus Bayern.
„Wir kennen den Artikel nicht, unser Informationsstand ist jedoch ein anderer. Nach Rücksprache mit der Stadt Burghausen kann ich mitteilen, dass keine offizielle Absage auf bayerischer Seite erteilt wurde, unsere Chancen also weiterleben“, so der Schärdinger Stadtchef. Allerdings sei es richtig, dass ein Expertengremium die Vorschläge gereiht habe und dass das Gemeinschaftsprojekt nicht dabei sei.
„Sollte das Projekt auf bayerischer Seite tatsächlich abgelehnt werden, würde ich es sehr schade finden, weil wir ja bewusst ein grenzüberschreitendes Projekt angestrebt haben“, räumt Angerer ein, signalisiert aber gleichzeitig auch Hoffnung. „Das heißt jedoch nicht, dass es auch in Österreich abgelehnt wird. Das Land Oberösterreich hat das Projekt unterstützend weitergeleitet. Auch von Rattenberg haben wird dieselbe Auskunft.“
Mit Schärding haben sich, wie berichtet, die bayerischen Städte Burghausen, Mühldorf, Neuötting und Wasserburg sowie das Tiroler Rattenberg beworben. Die sechs Partner bauen auf den gemeinsamen Architekturstil „Inn-Salzach-Städte“.
Laut bayerischen Experten seien historische Altstädte allerdings schon überdurchschnittlich gut in der Welterbe-Liste vertreten. Das sei auch der Grund, weshalb es nicht einmal die Dreiflüssestadt Passau auf die Liste geschafft habe.
Tiroler lieferten den Anstoß
Auf die Idee zur gemeinsamen Bewerbung gebracht hat alle Rattenberg, das sich ursprünglich als Solist an den österreichischen Weltkultur-Beauftragten gewandt hatte. Von diesem erfuhr die Kommune, dass die Chance für eine Einzelbewerbung äußerst gering sei. Daraufhin suchte Rattenberg Mitstreiter und wurde in den aktuellen fünf Partnern fündig.
Der Titel Weltkulturerbe gilt in der internationalen touristischen Vermarktung als Turbo und soll obendrein ein Türöffner zu großzügigen Fördermitteln sein. Beides ist natürlich ganz im Sinne von Schärdings Bürgermeister Franz Angerer, der übrigens nicht befürchtet, dass eine künftige Mitsprache der übergeordneten Welterbe-Hüter Konfliktpotenzial schaffen und die Denkmalschutz-Auflagen noch strenger werden könnten. „In Regensburg gibt es keine Probleme, und die sehe ich auch für Schärding nicht. Wir haben jetzt schon einen Ensembleschutz, so dass wir mit keiner weiteren Verschärfung für die Hausbesitzer rechnen müssen.“