22 Innviertler Schmankerl
PALTING. Zeltl, Zödl oder Zelten: Die Innviertler Brotspezialität ist das 22. und somit letzte Schmankerl unserer Kulinarik-Serie Wenige kennen es, noch weniger backen es heutzutage noch: Paltinger Bauernmarkt hat das Germteig-Gebäck im Sortiment.
Mö, Mili, Germ, Oa, Soiz, Zucka. Wie viel? "Des siagst donn eh", erklärte einst eine Bäuerin aus Perwang. Zödln oder Zeltln sind G’fühlssache. Nein, das hat nichts mit einer romantischen Schlafmöglichkeit zu tun. Ein Zödl, oder wie man das Schriftdeutsch bezeichnen soll, ist ein Gebäck aus Germteig. Eine Innviertler Brotspezialität, die man nicht einmal im ganzen Innviertel kennt. Früher hingegen wurde meist täglich odampfid.
Wieder falsch, das hat nichts mit Alkoholismus zu tun. Odampfin heißt ein "Dampfl" machen, also einen Germteig ansetzen. "Rezept habe ich auch keines. Ich habe sie mir von der Schwiegermutter abgeschaut. Früher hat es Zelten ja fast jeden Tag gegeben", sagt Monika Maislinger aus Palting. Sie bäckt immer welche für den Paltinger Bauernmarkt jeden ersten Freitag im Monat. Dort sind die runden Brötchen fix im Sortiment und werden gerne gekauft. "Von manchen, die sie von der Mama oder Oma kennen, aber selber nicht machen. Viele kennen das Gebäck gar nicht mehr und fragen uns, was das ist und wie man das isst", sagt Maislinger.
Ob süß mit Marmelade zum Frühstück oder sauer mit Geselchtem belegt zur Jause: Zödl – ich entscheide mich für diese Schreibweise – können zu jeder Mahlzeit aufgetischt werden. Da sie frisch am besten schmecken, werden sie meist nach zwei, drei Tagen zu Knödelbrot geschnitten.
Die Zubereitung ist keine Hexerei: odampfin, kennen wir, gehlossn, den Teig aufgehen lassen, und obschlogn, den Teig zu einer geschmeidigen Masse abschlagen. Weil es nichts gibt, was nicht auch feigeln kann, hier einige Punkte, die es beim Zödl-Backen zu beachten gilt: Die Milch darf nur lauwarm und nicht heiß sein, der Germ soll nicht zu alt sein, sonst kann er nicht aufgehen, der Teig braucht Wärme und soll nicht zu fest sein.
Ein Rezept für Zödl, Zelten ... oder wie auch immer
Gleiche Zutaten, verschiedene Zubereitungsmöglichkeiten, hier eine Version:
Man gibt ein Kilo Mehl in eine Teigschüssel, macht in der Mitte eine Grube, gibt etwas lauwarme Milch, zerbröselten Germ (1 Stück), und „a weng an Zucker“ hinein. Nach 15 Minuten, wenn sich der Germ aufgelöst hat, kommen Salz (zirka eine halbe Handvoll) und ein Ei (pro Kilo Mehl ein Ei) hinein. Es folgt wieder lauwarme Milch, dann wird der Teig fest abgeschlagen. Mittelfesten Teig im Warmen (z. B. Kachelofennähe) zirka eine halbe Stunde aufgehen lassen. Teig niederrühren und erneut aufgehen lassen. Schöpflöffelweise kleine, runde Brötchen ausstechen, formen, auf einem mit Mehl bestäubten Geschirrtuch „wuzeln“, zugedeckt zirka 20 Minuten liegen lassen. Dann im vorgeheizten Backofen bei 190 bis 200 Grad (Ober- und Unterhitze) etwa 25 Minuten schön goldbraun backen.
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