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Schwester Hildegard gibt Mädchen eine Perspektive

Von Rainer Auer, 17. September 2017, 15:04 Uhr
Schwester Hildegard gibt Mädchen eine Perspektive
Schwester Hildegard setzt sich für die Mädchen im Kongo ein. Bild: Mandlbauer

EGGERDING. Die gebürtige Eggerdingerin Hildegard Litzlhammer (69) macht sich im Kongo für die Ausbildung von jungen Frauen stark.

Nur selten kommt die heute 69-jährige Hildegard Litzlhammer zurück in ihre Heimat. Aktuell besucht sie ihren alten Vater und macht im Anschluss noch einige Tage Exerzitien. Die OÖN haben die tatkräftige Oberin besucht, um mit ihr auch über ihr aktuelles und derzeit wichtigstes Projekt in der Demokratischen Republik Kongo zu sprechen.

 

OÖN: Wie kam es zu Ihrer Tätigkeit im fernen Afrika?

Sr. Hildegard: Schon vor meinem Eintritt in den Orden, den Salesianern, wollte ich Entwicklungshelferin werden. Von Beruf bin ich Krankenschwester. Als ich dann in den Ordensberuf wechselte, habe ich um eine Mission angefragt. Schon drei Jahre später, 1983, kam ich in den Kongo, damals noch Zaire. Dreizehn Jahre lang war ich dort als Krankenschwester tätig. Nach dieser Zeit kam ich in die Hauptstadt, Kinshasa, und habe dort eine Schule aufgebaut. Mein größtes Anliegen war damals das "Straßenkinderhaus". Daraus entwickelte sich dann eine Ausbildungsstätte für Bäcker, Konditoren, Kellner, Friseure, alles Berufe für Mädchen. Für die Burschen gab es schon Ausbildungsmöglichkeiten, für Mädchen nur die Schneiderlehre. Das war mir zu wenig.

Wie stellt man so ein Projekt auf die Beine?

Mit Hilfe von "Jugend Eine Welt", der Caritas Linz und einem privaten Spender haben wir begonnen, im Zentrum der Hauptstadt das Café Mozart einzurichten und aufzubauen, um dort auch unsere Produkte, die die Mädchen hergestellt haben, zu verkaufen. Mit diesem Geld, von den wenigen reichen kongolesischen Kunden, haben wir dann unsere Berufsschule finanziert. So konnten wir viele Mädchen, die sich kein Studium leisten konnten, erfolgreich in einen Beruf bringen. Das machte ich dann elf Jahre. Aber mein Wunsch war auch etwas für die ganz armen Kinder zu machen.

Wie ist die Lage der Mädchen im Kongo?

Viele der Mädchen, im Alter von zwölf bis 20 Jahren, in den ärmsten Stadtvierteln der Stadt, sind Analphabeten. 2008 stürzte im Stadtgebiet ein Flugzeug ab, es gab 33 Tote und es wurden zehn Parzellen zerstört. Niemand wollte auf diesem Grund, auf dem viele ihre Angehörigen verloren haben, mehr Wohnhäuser bauen. Wieder mit Hilfe eines Privatspenders und "Jugend Eine Welt" haben wir das Grundstück gekauft, um dort eine Schule aufzubauen. Es sollte eine Nachhilfeschule für bildungsferne Mädchen werden. Heute hat die Schule, in die auch eine Grundschule integriert ist, 28 Klassen und 1000 Schüler. Für mich ist die größte Freude, dass alle Mädchen, die vielleicht ihr ganzes Leben lang Analphabetinnen geblieben wären, wenigstens ihr Grundschulzeugnis erlangt haben. Die größte Armut im Kongo ist auch die Bildungsarmut, die Menschen dort sind Lebenskünstler, die sich immer wieder durchbringen aber kaum welche, vor allem Mädchen, können sich eine Schule leisten.

Was würden die Mädchen ohne Schulbildung machen?

Jeder kauft und verkauft auf dem Markt, so kommen viele von Tag zu Tag. Wenn sie Glück haben heiraten sie und auch die Prostitution ist ein Thema. Ohne eine Ausbildung haben sie kaum eine Perspektive. Viele, gerade Jugendliche, geraten auch in Unruhen, die der politischen Lage unter Langzeit-Präsident Kabila in der 14-Millionen-Stadt geschuldet sind. Ich hoffe, dass die Wahlen im Dezember kommen, sonst befürchte ich eine Welle der Gewalt.

Unterstützt die Regierung Ihre Arbeit?

Nein, ich habe hier noch gar nichts bekommen. Eher im Gegenteil, immer wieder kommt jemand und will irgendeine Steuer erheben, sei es für die Umwelt oder wegen einer Hygieneverordnung. Niemand kontrolliert etwas, aber sie wollen Geld für einen fiktiven Bericht. Korruption ohne Ende.

Was machen die Mädchen nach ihrer Schulzeit bei Ihnen?

Viele Arbeitgeber kennen unsere Ausbildung schon und beschäftigen die Mädchen dann gerne. 80 bis 85 Prozent unserer Mädchen bekommen eine Arbeitsstelle.

Woher nehmen Sie die Kraft, wenn man jahrzehntelang diese Not vor Ort erlebt?

Ich bin überzeugt von meiner Berufung. Gebet und Meditation geben mir Kraft und vor allem weiß man, dass das den Menschen hier hilft. Ohne den Glauben könnte man das nicht lange durchhalten. Wir sind auch schon zweimal von Banditen heimgesucht worden, das waren schon brenzlige Situationen. Aber man braucht nicht wirklich Angst haben, diese Banditen, selbst arm, arbeits- und perspektivlos suchen nur Geld. Jetzt haben wir zwei Polizisten, die wir auch bezahlen müssen, die uns nachts bewachen.

Sie lehren den armen Kindern und Jugendlichen so viel, lernen Sie auch etwas von den Menschen dort?

Diese Lebensfreude, trotz allem. Hier im Westen jammern die Leute wegen jeder Kleinigkeit. Die Menschen im Kongo sind geduldig und können sich über alles freuen. Sie sind so dankbar. Ich fühle mich oft beschenkt von diesen Menschen.

Welchen Blick haben Ihre Schüler auf Europa?

Sie sehen es als Wunderland, auch wegen der ganzen Medien. Aber wir sagen ihnen, dass sie es in Europa nicht leicht hätten. Der Westen ist eine Sehnsucht. Ich hatte zwei Schüler, die waren in Österreich. Jetzt sind sie wieder hier und glücklich verheiratet. Sie wollen nicht mehr nach Europa, weil sie gesehen haben, welcher Leistungsdruck hier herrscht. Es wollen nicht alle weg, vor allem nicht die, die Familie und Arbeit haben. Eine Schulpatenschaft: Noch im September fliegt Schwester Hildegard wieder in den Kongo und will weiter an ihrem Schulprojekt arbeiten. Besonders dankbar wäre Schwester Hildegard Litzlhammer für die Übernahme einer "Schulpatenschaft": Mit 3000 Euro kann das Jahresgehalt eines Lehrers bzw. einer Lehrerin sowie der Antritt zur staatlich anerkannten Schlussprüfung für ein Kind bzw. junges Mädchen bezahlt werden.

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