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Schweinebauer kritisiert: "Der gesunde Mittelweg fehlt oft in unserer Branche"

Von Valentina Dirmaier, 25. Februar 2016, 09:03 Uhr
Schweinebauer kritisiert: "Der gesunde Mittelweg fehlt oft in unserer Branche"
Johann Winter freut sich über die zahlreichen Auszeichnungen. Dem Pfaffstätter ist aber das Wohl seiner Schweine aber weitaus wichtiger. Bild: Valentina Dirmaier

PFAFFSTÄTT. Johann Winter, zahlreich für seine Produkte ausgezeichnet, über den Verzicht auf eine Bio- Landwirtschaft und warum Tiere, die im Stall eingepfercht werden, Ressourcen schonen.

Gold für den Rohschinken und den Jalapenospeck. Silber für den Schinken- und Karrespeck. Johann Winter aus Pfaffstätt hat kürzlich bei der Auszeichnung Culinarix der oberösterreichischen Fleischerinnung abgeräumt. Wie jedes Jahr. Wie viele Preise der Landwirt mit seinen Qualitätsprodukten bereits eingeheimst hat, kann er selbst nicht genau aufzählen. Ist ihm auch nicht so wichtig.

Lieber erzählt der 55-Jährige über seine Schweinderl. Mehr als 500 Masttiere werden auf dem Hof in Erlach gehalten und trotz der Nähe zu einem Großschlachthof im eigenen Betrieb abgestochen und zum Teil auch im Hofladen verkauft. Die Preise für die Ware (unten) sind seit Jahren annähernd gleich. Und das schätzen die Kunden, sagt Johann Winter, der selbst an Wochentagen Fleisch verzehrt, am Wochenende aber am liebsten selbst Fisch zubereitet und die Obstschüssel der Süßigkeitenlade vorzieht. Mit seinen Tieren, die mit Getreide und einem geringen Anteil an gentechnikfreiem Soja statt Mais gefüttert werden, Auslauf bekommen und auf Stroh gebettet werden, würde Winter auf dem Markt nicht existieren können.

"Die Fleischherstellung wäre viel zu teuer. Ich müsste jeden Zentimeter nützen. Das würde ich aber nicht machen." Auf der anderen Seite würden Schweine, die in engen Boxen gehalten und aufs Gramm genau gefüttert, ohne Zugang zur Natur, insgesamt weniger Ressourcen verbrauchen.

Denn: Weniger Bewegung ist der Garant für schnelle Gewichtszunahme. "Aber was will ich? Käfig- oder Freilandeier? Ein Schwein, das auf der Wiese herumläuft oder in der Box eingepfercht ist?", schiebt der Landwirt den Gedanken flugs beiseite. Auch das Thema Bio ist für Johann Winter abgehakt. Er habe zwar eine Zeit lang damit geliebäugelt. Aber: Er setze lieber minimal Dünger ein. "Wenn es ein regnerisches Jahr und extrem feucht ist, dann ist das Getreide verpilzt, wenn ich nichts behandle, und wird giftig. Im Biolandbau hast du keine Chance, du kannst nichts machen." Als Landwirt will er lieber den gesunden Mittelweg wählen. "Der fehlt oft in unserer Branche!", kritisiert der dreifache Vater, der einmal die Genusskrone Österreich gewonnen hat, die höchste Ehrung für Produzenten regionaler Spezialitäten.

Ernährung als Schulfach

Auch mehr Qualitätsbewusstsein der Kunden sei wünschenswert, denn viele würden sich blenden lassen und gute von schlechter Qualität nicht unterscheiden können. "Daher sollte Ernährung als Unterrichtsfach in der Volksschule eingeführt werden", fordert Winter, der als Gründungsmitglied der Vereinigung "Genussland" fungiert hat.

Sehr erfreut ist Winter, der kürzlich von "Bauer sucht Frau" Deutschland für eine Teilnahme an der Sendung kontaktiert wurde, über den steigenden Trend zu Regionalem. "Als ich vor 15 Jahren meinen Rohschinken nach Prosciutto-Art in Salzburg verkauft habe, hat sich keiner getraut, meinen Namen auf die Karte zu schreiben. Damals wurde den Gästen gesagt, das ist Ware aus Italien. Heute ist das ein Markenzeichen."

 

Situation der Braunauer Schweinebauern ist trist
Die Preise für tierische Produkte sind derzeit im Keller. Bild: Valentina Dirmaier

Situation der Braunauer Schweinebauern ist trist

Johann Winter ist gerne Landwirt. Auch trotz der vielen Auflagen. Im Gegensatz zu anderen Schweinebauern ist er kaum vom mittlerweile lange anhaltenden Preistief betroffen. „Ich mache bei den Preisschwankungen nicht mit. Einer zahlt immer drauf und in diesem Fall ist es der Bauer mit seinen Tieren“, kritisiert der Pfaffstätter, der 25 Prozent am Hof, der Rest wird an Selbstbedienungstheken in Salzburger Lagerhäusern, an Unimärkte, an Spar und kleine Abnehmer verkauft.

2,5 Millionen Euro Verlust

Wie im Wirtschaftsteil der OÖN am vergangenen Samstag zu lesen war, verlieren die 25.000 heimischen Schweinebauern pro Woche 2,5 Millionen Euro durch die Niedrigpreis-Politik. Im Bezirk Braunau ist die Situation ebenfalls prekär, wie Josef Detzlhofer, Dienststellenleiter der Bezirks-Bauernkammer, sagt. „In Braunau liegt zwar der Schwerpunkt auf der Milchproduktion. Generell leiden die Bauern unter dem gravierenden Preisverfall. Das betrifft auch die Existenz.“ Die Preise am Milchmarkt seien einerseits wegen des Wirtschaftsembargos mit Russland und andererseits wegen des Wegfalls der Mengensteuerung (Kontingent) im vergangenen Jahr am Boden, vermutet Detzlhofer. Durch die Mehrproduktion ist der Markt übersättigt, Ware wie Milch und Fleisch verliert an Wert.

Dass vereinzelt Bauern das Handtuch wegen der tristen Situation geworfen haben, vermutet der Experte nicht. Investitionen werden aber weitaus weniger getätigt.

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1  Kommentar
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( Kommentare)
am 01.03.2016 11:02

Die Preise am Milchmarkt seien einerseits wegen des Wirtschaftsembargos mit Russland und andererseits wegen des Wegfalls der Mengensteuerung (Kontingent) im vergangenen Jahr am Boden, vermutet Detzlhofer.
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Der Wegfall der Kontigentierung wurde ja von den Milchbauern herbeigesehnt, schnell noch ein paar Kühe mehr eingestellt, jetzt beginnt das grosse Verdienen.

Nur das Pendel schlägt auf die andere Seite aus, die Milcherlöse sinken und die fallenden Subventionen machen nichts mehr wett.

Also falsch gepokert, oder ?

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