Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Mann in der Justizanstalt Ried von Mithäftlingen misshandelt?

Von Thomas Streif, 22. Juli 2014, 06:57 Uhr
Zwei Angeklagte sollen Mithäftling in der Justizanstalt Ried misshandelt haben
In der Justizanstalt Ried soll es im Herbst 2013 zu körperlichen Übergriffen durch die beiden Angeklagten gekommen sein. Bild: APA

RIED. Prozess: Zwei Angeklagte sollen Mithäftling misshandelt haben - beide sind nicht geständig - Verhandlung wird im Herbst fortgesetzt.

"Ich weiß nicht genau, wie viele Vorstrafen ich habe. Ich schätze zwei", sagt der Angeklagte, der aktuell in der Justizanstalt Suben in Haft sitzt. "Sieben Eintragungen, fünf Vorstrafen, so viel Hirn könnte man schon haben, dass man sich das merkt", sagt Richter Andreas Rumplmayr. Wenige Minuten vorher betraten der 20-Jährige, von zwei Justizwachebeamten bewacht, und ein 21-jähriger Mitangeklagter den Schwurgerichtssaal im Landesgericht Ried. Auch der zweite Beschuldigte, der mittlerweile nicht mehr in Haft sitzt, hat schon mehrere Vorstrafen in seinem Strafregister stehen. Den beiden wird von der Anklagevertreterin vorgeworfen, einen Mithäftling in der gemeinsamen Zelle in der Justizanstalt Ried im September 2013 tagelang misshandelt zu haben. So soll es nicht nur zu Faustschlägen und Tritten gekommen sein, auch mit einem Besenstiel sei der Mann geschlagen und verletzt worden", so die Anklägerin. Der Befund eines Arztes bestätigt das.

"Alles war freiwillig"

"Das stimmt doch alles nicht. Wir haben lediglich hin und wieder in der Zelle Ringkämpfe abgehalten und uns mit nassen Handtüchern gegenseitig geschlagen. Das war alles freiwillig", verteidigen sich die beiden Männer. "Er hat furchtbar gestunken. Wir haben ihn mehrmals aufgefordert, sich endlich zu waschen." Nie aber hätten sie den 20-Jährigen geschlagen.

Dieser hat aber ganz andere Erinnerungen an die Zeit im September 2013. Ein bis zweimal täglich sei er mit Faustschlägen, Fußtritten und mit dem Besenstiel malträtiert worden. Die Angeklagten nehmen diese Aussagen mit einem Grinsen zur Kenntnis. "Hören Sie sofort zum Lachen auf, das wird ihnen schon noch vergehen", schreit der Richter in Richtung der beiden Angeklagten.

Beulen und blaue Flecken

Beim Ringen und dem Schlagen mit den Handtüchern habe er lediglich am ersten Tag mitgemacht, so das vermeintliche Opfer. Er habe während dieser Zeit viele blaue Flecken und Beulen erlitten. Der Richter ermahnt einen Zuhörer, der mit einem der Angeklagten befreundet ist und immer wieder leise Zwischenkommentare abgibt. "Eine Meldung noch und ich werfe sie raus." Die Behauptung der Angeklagten, dass sich der 20-Jährige, der mit seinen vermeintlichen Peinigern die Zelle von 11. bis 23. September teilte, täglich selber mit dem Kopf am Fenster angestoßen habe, bestreitet dieser vehement. "Wollen Sie Schmerzensgeld verlangen", fragt Rumplmayr den Mann, der lange überlegt, um zu antworten. "Ja, aber nicht zu viel, vielleicht 40, 50 Euro." Der Verteidiger der beiden Beschuldigten erkennt den Betrag nicht an.

Dann betritt ein ehemaliger Zellengenosse in Begleitung von zwei Justizwachebeamten den Saal. Der Mann sitzt mittlerweile in Wels in Haft. "Stimmt es, was Sie bei der Polizei ausgesagt haben?", will Rumplmayr wissen. "Was habe ich denn gesagt?" Auf die Frage, ob er die vermeintlichen Schläge gesehen habe, antwortet er mürrisch: "Ich möchte dazu nichts sagen. Ich habe meine eigenen Probleme und bin auch im Stich gelassen worden. Ich habe 25.000 Euro Schulden und nichts zu verlieren.

"Sie müssen als Zeuge aber aussagen, ansonsten drohen Ihnen sechs Wochen zusätzliche Haft oder eine Geldstrafe in der Höhe von 10.000 Euro", so Rumplmayr. Der Zeuge hat nun drei Wochen Zeit, doch noch auszusagen. Wenn nicht, wird seine Haft verlängert.

Anschließend tritt ein Beamter der Justizanstalt Ried in den Zeugenstand. Er habe die Schläge nicht gesehen, aber irgendwie sei ihm die Situation komisch vorgekommen. Deshalb sei der Mann in eine andere Zelle verlegt worden. Erst dann habe er von den Misshandlungen erzählt. "Ich habe mich vorher nicht getraut, weil ich so eingeschüchtert war", sagt das vermeintliche Opfer mit leiser Stimme. Auf die Frage von Rumplmayr, ob dieses gegenseitige Schlagen mit nassen Handtüchern öfters vorkomme, antwortet der Beamte: "Ja, das kommt schon immer wieder einmal vor."

Attacke auf dem Innenhof

Der 20-jährige Beschuldigte soll zudem einen anderen Häftling auf dem Innenhof der Rieder Justizanstalt mit Faustschlägen attackiert haben. "Stimmt nicht. Der Mann wollte uns nur anzeigen", verteidigt sich der Beschuldigte.

Er habe ihn lediglich geschubst, damit er ihm nicht zu nahe komme. Dem Richter erscheint diese Behauptung eher unglaubwürdig: "Die Verletzungen im Gesicht sind dann also durch eine Luftwatschn" entstanden oder wie?"

Ein Justizwachebeamter, der als Zeuge den Saal betritt, sagt, er habe gesehen, wie der Angeklagte dem Mithäftling zwei oder drei Mal ins Gesicht geschlagen hätte.

Da noch Zeugen befragt werden müssen, wird der Prozess schließlich vertagt. Fortsetzung: voraussichtlich im Herbst.

mehr aus Innviertel

"Bandido" schickte Nazifotos weiter: "Es war eine Dummheit"

78 Anzeigen bei Tuning-Treffen in Braunau

Schiffstourismus: Ab sofort fließt Landstrom am Donaustrom

Führungswechsel bei der Jungen Wirtschaft Schärding

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

Aktuelle Meldungen