Krisenintervention ist Erste Hilfe für die Seele
SCHLATT. Ilse Seufer-Wasserthal betreut für das Rote Kreuz Angehörige nach plötzlichen Todesfällen und schweren Unfällen.
"Sie sind nicht allein, wir können da zusammenhelfen" – das ist der Schlüsselsatz von Ilse Seufer-Wasserthal (53) bei ihren Einsätzen in der Krisenintervention.
Nach plötzlichen Todesfällen, schweren Unfällen oder Katastrophen ist die ehrenamtliche Mitarbeiterin des Roten Kreuzes zur Stelle, spendet Trost und leistet Beistand, damit die Angehörigen wieder Boden unter die Füße kriegen. Seit fünf Jahren leitet die selbstständige Demenztrainerin das Team der Vöcklabrucker Krisenintervention (KI) mit seinen 23 Mitarbeitern.
Im Notfall werden die Ehrenamtlichen via SMS von der Rotkreuz-Leitstelle alarmiert. "Wer in der Nähe ist und drei Stunden Zeit hat, der meldet sich", schildert Seufer-Wasserthal, die in Schlatt (Bezirk Vöcklabruck) wohnt. Am Einsatzort gilt es als Erstes zu klären, wer der Hauptbetroffene ist und welche Bedürfnisse er hat.
Sich von den Toten verabschieden
Die Verabschiedung von einem Toten bezeichnet die dreifache Mutter als essenzielles und wichtiges Erlebnis. "Das ist etwas unglaublich Kostbares", sagt sie. "Ein Betrauern ohne ,pfiat di’ zu sagen, geht nicht."
Als einmal ein junger, gesunder Vater plötzlich gestorben ist, wollten die Angehörigen die Kinder vom Toten fernhalten. "Ich konnte sie aber überzeugen, dass es das Beste wäre, wenn die Familie noch viel Zeit mit dem Verstorbenen verbringt."
So kleideten sie den toten Vater gemeinsam für seinen letzten Weg an, und damit kam Ruhe in die Trauerfamilie. "Nach einiger Zeit erhielt ich ein Mail von der Mutter, in dem sie sich für die Arbeit unseres Teams bedankte."
Ziel der Krisenintervention ist es, die Menschen wieder handlungsfähig zu machen. Wenn sie nicht in den Alltag finden, stehen danach Psychologen der oberösterreichischen Krisenhilfe zur Seite.
Natürlich seien viele Fälle sehr belastend, vor allem wenn Kinder betroffen sind. Daher ist es wichtig, dass die Mitarbeiter der Krisenintervention über Lebenserfahrung verfügen und eine gefestigte Persönlichkeit haben. Bei aller Empathiefähigkeit sei es aber auch notwendig, dass man sich als Helfer abgrenzen kann, sagt Seufer-Wasserthal.
"Das Gefühl, geholfen zu haben"
Im Vorjahr gab es im Bezirk Vöcklabruck 118 Einsätze. "Das Gefühl, Menschen geholfen zu haben, macht einen guten Einsatz aus", beschreibt Seufer-Wasserthal. Nach jeder Ausfahrt wird der Fall mit Kollegen besprochen. Und von ihrem Ehrenamt bekommt sie auch etwas zurück: "Man wird zufriedener mit dem eigenen Leben, dankbarer und aufmerksamer."
Die vielen Gesichter der Helfer
Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz sind vor allem für ihre Rettungsdienste bekannt. Doch die Aufgaben, die die meist ehrenamtlichen Helfer in allen Regionen des Landes erfüllen, sind vielschichtig. Die OÖNachrichten stellen exemplarisch einige Mitarbeiter und ihre Tätigkeiten vor.