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Krimiautor Bernhard Aichner: "Jeder kann zum Mörder werden!"

Von Valentina Dirmaier, 20. Juni 2015, 00:04 Uhr
Bernhard Aichner Bild: FOTOWERK AICHNER

MATTIGHOFEN. Der hochgelobte und gefeierte Schriftsteller hält eine Lesung in Mattighofen. Zuvor baten die OÖN zum Gespräch über die rachsüchtige Romanfigur Blum und sein Wunschprojekt.

Wer Bernhard Aichner googelt, der stößt sofort auf Phrasen wie "internationaler Star", "Senkrechtstart" und "Sensation". Wer den zuletzt veröffentlichten Krimi "Totenfrau" gelesen hat, weiß: zurecht. Wer sich davon aber erst überzeugen will, ist bei der Stadtbücherei Mattighofen an der richtigen Adresse, denn sie lädt am Dienstag, 23. Juni, 20 Uhr, zur Lesung im Veranstaltungssaal im Schloss Mattighofen. Hier ein kleiner Vorgeschmack auf die Lesung mit dem Erfolgsautor aus Tirol:

OÖNachrichten: Herr Aichner, sind Sie rachsüchtig?

Aichner: Garnet. Ich lasse meine Heldin (Anm.: Die Buchfigur) lieber solche Taten erledigen. Aber ich mag Geschichten wie "Der Graf von Monte Christo", "Kill Bill" oder Westernfilme mit Clint Eastwood oder Charles Bronson, in denen der einsame Held auszieht, um die Gerechtigkeit wieder herzustellen. Das hat mir immer getaugt. Ich merke, dass ich im Alter immer gelassener werde.

Ihnen gefällt es, wenn der Böse für seine Taten büßen muss.

Absolut. Ich war vor kurzem in England, dort sagte eine Dame: "I love Blum, because she’s fair." Sie bringt nicht irgendwelche Leute um, sondern nur die Bösen, die es verdient haben. Von ihr muss man keine Angst haben. Das ist beruhigend. Vielleicht ist die Heldin deswegen so beliebt. Hätte ich Angst vor ihr, würde ich die Bücher nicht schreiben.

Die Romanfigur wird von einem "08/15-Mensch" zur Mörderin, um den Tod ihres Mannes zu vergelten.

Meine Heldin hat eine furchtbare Kindheit hinter sich, die sie geprägt hat. Sie ist im elterlichen Bestattungsunternehmen mit den Leichen aufgewachsen und hat diese versorgen müssen. Das prägt, aber zeigt auch, dass der Tod kein Tabu und ein Teil des Alltags ist. Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, was müsste passieren, dass sich mein Schalter umlegt und ich zum Mörder werde.

Steckt in jedem Menschen ein Stück Brunhilde Blum?

Ja, jeder kann zum Mörder werden, wenn Dinge passieren, die alles verändern. Wenn man beispielsweise an Krieg denkt, wo viele morden. Ganz einfach. Von heut’ auf morgen.

Können Sie sich die Grausamkeiten aktueller Geschehnisse im Fernsehen anschauen oder flüchten Sie lieber in die Fiktion?

Je mehr ich mich real damit beschäftige, desto schwieriger. Manchmal ist es echt hart, hinzusehen, im Gegensatz zur Fiktion. Daher lesen die Leute auch gerne Krimis, weil im Endeffekt wieder die schöne, heile Welt hergestellt wird, die Bösen bestraft werden und die Sonne wieder scheint.

Ihr Buch beginnt mit dem Zitat "Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." Haben Sie jemals persönlich in den Abgrund geblickt?

Ich bemühe mich ständig zu erfahren, wozu ich fähig bin. Es ist spannend, in Gedanken die eigene Bestie kennenzulernen und unter Kontrolle zu halten. Als Autor lebe ich mich hemmungslos und ungestraft aus. Ich kann alles machen und mir passiert nichts. Wunderbar. Aber eigentlich ist das unfair.

Für Ihre Recherchen haben Sie auch beim Bestatter gearbeitet. Wurde Ihnen jemals übel?

Nein. Witzigerweise nicht. Vor zwei Wochen war ich in Hamburg bei einer Obduktion dabei – weil ich ein neugieriger Mensch bin. Der Gerichtsmediziner erzählte, dass sich noch nie jemand übergeben hat. Die Leute sind höchstens umgefallen. Aber die Anblicke und Gerüche sind echt schlimm.

Aber fantasieanregend?

Natürlich. Ich bin generell ein sehr genauer Beobachter. Wenn ich zum Beispiel in der Straßenbahn sitze und Leute anschaue, fängt in meinem Kopf das Radl zum Laufen an. Oft entwickeln sich dann Kleinigkeiten zu wilden Sachen.

Ihnen wird also nie langweilig?

Nein. Ich kann nichts dafür. Es ist lässig, manchmal aber auch anstrengend, wenn immer ein Film im Kopf abläuft.

Würden Ihre Bestseller ohne Mord und Rache funktionieren?

Keine Ahnung. Aber in meinem Kopf ist eine Liebesgeschichte am Wachsen. Aber jetzt kommt dann Blum 2 in die Buchhandlungen und derzeit schreibe ich gerade am dritten Band. Danach kommt der Liebesroman, darin stirbt niemand. Es wird nur geschmust. Darauf freue ich mich – als Bernhard.

Ihre Sätze sind kurz, die Erzählweise ist schnell, prägnant und lässt dem Leser viel Platz für eigene Interpretationen. Warum?

Das hat sich so entwickelt. Und weil ich die Reduktion immer schon geliebt habe. Beim Schreiben höre ich das. Daram. Daram. Daram. Den Rythmus der Sätze. Das macht auch großen Spaß bei Vorlesungen, wenn ich laut lesen und meinen Ton finden kann. Wenn dann jemand sagt, das Klingt nach einem Aichner, dann ist das super. Wie bei einem Maler, der am Pinselstrich erkannt wird.

Das schönste Kompliment und die schärfste Kritik für "Totenfrau"?

Schwierig zu sagen. Alleine, dass so viele Leute das Buch gerne mögen ist ein Kompliment. Die schärfste Kritik? Vor 15 Jahren hätte ich Kritik nicht akzeptieren können oder hätte mich gekränkt.

Ihr Werk wurde von Anfang an mit Lobeshymnen überschüttet. Wie gehen Sie mit Rummel um?

Gut. Vielleicht, weil ich mir das immer gewünscht habe. Ich wollte vom Schreiben leben können. Das geht seit "Totenfrau". Das taugt mir sehr und dafür bin ich auch irrsinnig dankbar.

Abschließend. Was war das erste Buch, das Sie in den Bann gezogen hat?

Die Pipi Langstrumpf-Bücher. Die hab’ ich geliebt. Noch immer. Die Pippi hat mich völlig beeindruckt mit ihrer abgedrehten Art.

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