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Ihr Leben begann wenige Tage nach Kriegsbeginn

Von Roman Kloibhofer, 27. August 2014, 00:04 Uhr
Ihr Leben begann nur wenige Tage, nachdem die Welt im Krieg versank
Friederike "Fritzi" Reithofer, eine interessante Zeitzeugin, vollendet morgen das 100. Lebensjahr. Bild: RoKl

RIED. Friederike Reithofer aus Ried vollendet morgen ihr 100. Lebensjahr. Die rüstige Seniorin blickt auf ein bisher sehr bewegtes, aber durchaus zufriedenes Leben zurück.

Der Erste Weltkrieg war gerade erst einmal einen Monat alt, als Friederike Theresia Reithofer in Ried geboren wurde. Am 28. August 1914 kam die Tochter von Anna und Felix Reithofer zur Welt. Morgen feiert die Riederin die Vollendung des 100. Lebensjahres.

"Fritzi", wie sie in ihrem Bekanntenkreis genannt wird, lebt auch mit 100 in ihrer eigenen Wohnung und führt den Haushalt großteils noch selbst. Unterstützt wird sie von ihrem Adoptivsohn Emanuel Cölestin, den sie adoptiert hat, als sie 50 Jahre alt war.

Mit bemerkenswerter Eloquenz erzählt Friederike Reithofer aus ihrem Leben. Ein besonderes "Rezept" für ihr hohes Alter habe sie nicht, allerdings sei sie stets ein zufriedener Mensch gewesen. "Sonst wär ich nicht so alt geworden!" Auch Angst habe sie in ihrem Leben nicht oft gehabt. Auch das sei ein "gutes Rezept" fürs Altwerden.

Gefährliche Spendensammlung

Es gab viele markante Momente im Leben der 100-Jährigen, die sich stets als Sozialistin deklariert hat. So erzählt sie von ihrer Tätigkeit für die "Rote Hilfe" während der NS-Zeit – eine Hilfsaktion zugunsten der Familien von Nazi-Opfern. Ein gefährliches Unternehmen, wie Friederike Reithofer berichtet: "Die ,Rote Hilfe’ war natürlich streng geheim. Es war eine Geldsammlung zur Unterstützung von Familien, deren Ernährer verhaftet, eingesperrt oder umgebracht worden waren. Ich habe gesammelt, und die Übergabe an den Oberkassier haben wir immer im Durchgang des Gasthauses Stern in der Bayrhammergasse durchgeführt. Das musste immer blitzartig erfolgen, wenn auf beiden Seiten niemand zu sehen war."

Wie gefährlich diese Aktionen waren, zeigt das Schicksal des Rieder Widerstandskämpfers Franz Mittendorfer, der 1942 – als Kommunist im organisierten Widerstand – wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" hingerichtet wurde. "Wenn s’ mich mit dem einmal gesehen hätten, dann wär’s aus gewesen", so Friederike Reithofer.

1939 wurde sie mit anderen elf Mädchen und Frauen als "Kriegsbeorderte" in das Finanzamt Ried aufgenommen. Als Beamtin musste sie auch für die Nazis sammeln gehen – etwa für die Propagandaaktion "Winterhilfswerk". Dazu mussten Abzeichen verkauft werden, um aus dem Erlös Arbeitslosigkeit und Armut entgegenzuwirken. "Da wurde eine bestimmte Straße zugewiesen, und dort musste man in jedem Haushalt irgendwelche Ansteckabzeichen verkaufen. Mein Rayon war die Wohlmayrgasse. Als ich hinkam, waren die Sammler von der Bahnhofstraße schon vor mir dort. So musste ich meine Abzeichen woanders loswerden. eine Rückgabe wäre unmöglich gewesen."

Erste Frau im Gemeinderat

Politisches Denken hat in der Familie Reithofer eine große Rolle gespielt. So wurde ihre Mutter Anna am 16. Februar 1919, als erstmals auch Frauen wählen durften (und somit auch gewählt werden konnten), zur ersten Frau im Rieder Gemeinderat gewählt. Ein Foto der sozialdemokratischen Fraktion zeigt Anna Reithofer inmitten ihrer männlichen Gemeinderatskollegen.

Die sozialdemokratische Gesinnung in ihrer Familie hat auch das Denken von Friederike Reithofer geprägt: "Das kriegst du von klein auf mit. Ich bin schon der Meinung, dass man schauen muss, dass auch die Kleineren etwas bekommen. Nicht nur ein paar wenige Milliardäre", sagt sie.

Bis zu ihrer Pensionierung 1979 war die Riederin schließlich am Finanzamt Ried beschäftigt gewesen. Geheiratet hat sie übrigens nie: "Das wollte ich nicht", sagt die belesene und sehr rüstige Seniorin, die im Übrigen gerne Tänzerin geworden wäre. Denn Sport hat seit ihrer Kindheit sehr viel für sie bedeutet.

Ein ausführliches Interview mit Friederike Reithofer zu deren 100. Geburtstag lesen Sie morgen, Donnerstag, in der Rieder Volkszeitung.

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