"Hans im Glück" und "Grader Michl": 80 Jahre Mitglied bei der Feuerwehr

Er gilt weitum als "Grader Michl". Obwohl er Johann heißt. "Grader Michl" deshalb, weil der bald 95-Jährige bekannt dafür ist, pfeilgerade durch das immerhin schon gut neun Jahrzehnte währende Leben zu gehen. Grader Michl auch, weil Johann Rachbauer dort das Wort ergreift, wo dies die Situation erfordert. Für viele ist der gebürtige Mehrnbacher ein Sir, also ein besonders feiner Mensch. Bei einer gemeinsamen Feier der Waldzeller Feuerwehren Nußbaum, Voglhaid und Waldzell stand Johann Rachbauer für seine 80-jährige Mitgliedschaft im Mittelpunkt zahlreicher Ehrungen.

Medaille für Postbus-Chauffeur

Die Verdienstmedaille für dessen acht Jahrzehnte lange Mitgliedschaft wurde Rachbauer von Abschnittskommandant Jürgen Bauchinger und dem Waldzeller Feuerwehrkommandanten Thomas Salhofer überreicht. Beide würdigten die Verdienste des ehemaligen Postbus-Chauffeurs für das Feuerwehrwesen. Als Postbus-Lenker war der "Herr Rachbauer" vor allem jenen bekannt, die von ihm jahrzehntelang sicher von Waldzell nach Ried – und umgekehrt – gebracht wurden. Noch heute, mit fast 95, fährt er kleinere Strecken selbst mit seinem ebenfalls in die Jahre gekommenen Golf.

Gerade in der Weihnachtszeit wird Johann Rachbauer auffallend nachdenklich. Dies nicht wegen des Christkindes, sondern aufgrund eines Erlebnisses während seines Kriegseinsatzes in Russland im Jahre 1941. Den OÖNachrichten gegenüber schilderte er vor zwei Jahren seine Erlebnisse ausführlich. Am Heiligen Abend 1941 wurde Rachbauer von seinem "Spieß" (Vorgesetzten) losgeschickt, etwas zu besorgen.

Ein Schneesturm sorgte dafür, dass der Innviertler in der ihm völlig unbekannten Region zum Stehen kam. Binnen weniger Minuten war sein Fahrzeug – ein Opel Blitz – völlig eingeschneit. Wollte er nicht erfrieren, musste sich Rachbauer zu Fuß auf den Weg machen. Nach einigem Umherirren entdeckte er ein Haus. Mit bis zum Halse klopfendem Herz bat er – der "Feind aus Deutschland" – Einlass. Der fremde Johann wurde zum "Hans im Glück". Der Russe, der im Ersten Weltkrieg in Niederösterreich von einem Landwirt freundlich aufgenommen wurde, ließ ihn tatsächlich ein und rettete dem völlig Fremden so das Leben.

Der so vorbildlich menschlich Reagierende verriet den im Stall versteckten "Feind" trotz Prügel durch russische Soldaten, die den Fahrer des vorgefundenen feindlichen Fahrzeuges auch in seinem Haus suchten, nicht.

Für Johann Rachbauer ist die Sache gut ausgegangen. Er hat den Krieg ohne bleibende Schäden, aber mit bleibenden Erinnerungen, überstanden. Seine Geschichte kann über die Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten abgerufen und nachgelesen werden (www.nachrichten.at, unter Archiv Weihnachten 1941 eingeben).