Gymnasiast darf von Freinberg mit Bus mitfahren, kleinere Schwester nicht
FREINBERG / PASSAU. Posse um verweigerte Busfahrten für bestimmte Schultypen nach Passau.
Bis vor einigen Monaten war die Schulwelt der Familie Mayer aus Freinberg noch in Ordnung. Der 16-jährige Sohn Adrian konnte gemeinsam mit seiner zehnjährigen Schwester Luisa mit dem Bus von zu Hause nach Passau zur Schule fahren. "Bislang konnten beide Kinder quasi vor der Haustüre einsteigen und am Stadttheater in Passau wieder aussteigen", so Irina Mayer, die Mutter der beiden.
Doch jetzt ist alles anders
Durch eine neue Verordnung darf der 16-Jährige weiterhin mit dem Bus des Unternehmers Glas mitfahren, während der kleineren Schwester die Mitfahrt verweigert wird. "Mit der Neuordnung dieser Schülerbeförderung ist die noch immer bestehende Schülerbeförderung zur Realschule in Passau weiterhin für jene Schüler eingerichtet, für die diese Schule die nächstgelegene bzw. am günstigsten zu erreichende ist. Für die übrigen Schüler, welche gleichartige Schulen auch im Inland besuchen könnten, ist diese Beförderung mit dem Verkehrsunternehmen Glas nicht mehr vorgesehen", argumentiert Wilfried Ritirc, Vorstand des zuständigen Finanzamtes in Linz.
Die Mutter der beiden Schüler kann das nicht wirklich nachvollziehen. "Adrian und Luisa haben exakt den gleichen Schulweg. Aber Adrian geht in das Gymnasium und Luisa in die direkt nebenan liegende Realschule." Nach der Verordnung des Finanzamtes ist das Gymnasium Schärding weiter entfernt als das in Passau, während die Neue Mittelschule Schardenberg näher liegt als die Realschule in der Dreiflüssestadt.
"Für mich ist eine Realschule in Deutschland auch nicht vergleichbar mit einer Neuen Mittelschule in Österreich", ärgert sich die Mutter über die "Ignoranz der österreichischen Behörden".
Dabei geht es Irina Mayer gar nicht mal um die kostenlose Fahrtmöglichkeit für eine Tochter. "Wir würden ja gerne dafür bezahlen, dass Luisa mit dem Schulbus mitfahren kann." Noch im letzten Jahr waren mit dem Busunternehmen Glas viele Schüler unterwegs, die im Grunde genommen durch die Gesetzeslage nicht befördert werden hätten dürfen. "Damals gab es noch genügend Schüler, da ging man seitens der Finanz wohlwollender damit um, aber seit die Schülerzahlen so rapide gesunken sind, kämpft jede österreichische Schule um ihre Schüler und machte in der Folge der Finanz auch Druck", so Günther Glas.
"Auch wenn wir wollten, wir dürften Luisa heute nicht mehr mitnehmen, auch wenn die Eltern zahlen würden."
"Schildbürgerstreich"
Der Direktor der Gisela-Realschule in Passau versteht in dieser Frage die Welt nicht mehr. "Wenn die Eltern dem Staat nicht auf die Tasche fallen wollen und die Finanzdirektion trotzdem die Mitfahrt im Schulbus untersagt, halte ich das in einem vereinten Europa für sehr fragwürdig", so Helmut Preuss. Außerdem will Preuss die Argumentation der näherliegenden NMS in Schardenberg nicht gelten lassen.
"Das Busunternehmen fährt ja gar nicht bis zu unserer Schule, sondern nur bis zum Stadttheater, und bis dorthin ist es definitiv näher als bis nach Schardenberg." 5,2 Kilometer betrage die Strecke vom Wohnhaus der Mayers bis zum Stadttheater, hat Irina Mayer nachgemessen. "Zur Schule nach Schardenberg sind es sieben Kilometer", so Mayer. Der Sprecher des Bundesministeriums für Finanzen, Johannes Pasquali, versicherte auf Nachfrage der OÖNachrichten, "alles im Rahmen des gesetzlich Möglichen in dieser Angelegenheit zu unternehmen". Schuldirektor Preuss hat in dieser Causa mittlerweile den bayerischen Landtagsabgeordneten Gerhard Waschler eingeschaltet. "Im Rahmen meiner Möglichkeiten habe ich mich in den Prozess eingeschalten und bin bereits mit einer Anfrage und der Bitte um Stellungnahme an den Landeshauptmann Thomas Stelzer herangetreten", so Waschler. Stelzer verwies in seinem Antwortschreiben auf die Bundesbehörden.
"Ich habe mich aber mit der Finanzverwaltung für OÖ in Verbindung gesetzt, auf die besondere Situation der betroffenen Familien hingewiesen und gleichzeitig um Überprüfung der Unterstützungsmöglichkeiten gebeten. Darüber hinaus habe ich auch die Bildungsreferentin Christine Haberlander auf diese Angelegenheit hingewiesen", so der Landeshauptmann.
"Die Eltern entscheiden eigenverantwortlich, dass ihr Kind den Schulbesuch nicht in der Umgebung im Inland absolviert, sondern in einer weiter entfernten Schule im Ausland. Damit wird es automatisch auch notwendig, dass die Eltern die Fahrten ihres Kindes zwischen der Elternwohnung und dieser Schule selbst organisieren und finanzieren.
Vom Familienministerium bzw. vom zuständigen Finanzamt Linz wird darauf kein Einfluss genommen, weil dafür keine aus dem Familienlastenausgleichsfonds finanzierte Schülerfreifahrt und auch keine Schulfahrtbeihilfe vorgesehen ist", so Ritirc, Vorstand des Finanzamtes Linz in seinem Schreiben an Stelzer.
Weiteres Freinberger Kind von Regelung betroffen
Neben Luisa bleibt auch die 13-jährige Chiara Sageder mittlerweile quasi auf der Strecke. Auch sie besucht die Passauer Realschule und ist bislang immer im österreichischen Haibach in den Bus von Glas zugestiegen. Auch ihr wird die Mitfahrt inzwischen verweigert. „Ich empfinde all das als ausgemachte Ungerechtigkeit“, betont der selbsternannte Bürgerrechtler Horst Glanzer, der zufällig über den Sachverhalt von der Mutter in Passau informiert wurde.
Glanzer hat mittlerweile alle Hebel in Bewegung gesetzt und wird nicht müde, die österreichischen Behörden, bis hin zum Bundeskanzleramt, auf die Misere der Schülerinnen aus Freinberg hinzuweisen. „Meiner Meinung nach verstößt Österreich mit der Verweigerung der Mitfahrmöglichkeit gegen die eigenen Gesetze, wenn man die tatsächliche Distanz der Schulbusfahrt in Rechnung stellt.“
Für die Eltern der beiden Schülerinnen ist das inzwischen zu einem fast untragbaren Zustand geworden. „Ich fahre meine Tochter jeden Tag in die Schule,weil ich nicht will, vor allem jetzt im Winter, dass meine Tochter alleine bis zur nächsten öffentlichen Bushaltestelle laufen soll, das ist knapp ein Kilometer durch bewaldetes Gebiet, das ist mir zu gefährlich“, so Tanja Sageder. „Zumal der Schulbus direkt hier noch jeden Tag bei uns vorbeifährt, ohne dass er Chiara mitnehmen darf.“
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Vurschrift is Vurschrift: Mein Verdacht,bei jeder Umfärbung wird die ganze Angelegenheit nach Beamtenwillkür erledigt,für mich zum Fremdschämen - Pfui:
Ein wenig erinnert die Geschichte an die mediale Großoffensive einer Mühlviertler Unternehmerin, die plötzlich keine Nachmittagsbetreung für ihre Kinder bekam.
In allen juristischen Vorschriften wird es immer einen „warum gerade ich-Passus“ geben.
Ist 1930 meiner Mutter auch passiert, hat in Schöneben gewohnt und ist 3 km noch Glöckelberg ( damals CSR, Unterrrichts-sprache Deutsch ) in die Schule gegangenen. Für die zweite Klasse wurde das von den deutschösterreichischen Schulbehörden verboten, und mein Großvater musste sich nach Linz versetzen lassen.
gerade die Schulbehörden pfuschten immer ins Zusammenleben, kommt mir vor.
Und MIR kommt vor, dass 1930 schon knapp 100 Jahre her ist.
Sorry, gehört zu Obiwankenobi
Wenn die Eltern bereit sind, die Kosten zu übernehmen, dann sollte man das Kind mitfahren lassen, vorausgesetzt es ist genügend Platz über die Schüler hinaus, die einen Rechtsanspruch darauf haben.
hier wiehert wieder mal der amtsschimmel
mal eine familie die vom staat nix geschenkt haben will - das darfs ja gar nicht geben
However: Bitterer Ausfluss von Bürokratie auf dem Rücken von Kindern.
Wer seinen Nachbarn die Fenster zumauert, dürfte halt auch in Familienfragen wenig entgegenkommend sein....
die luisa soll doch in oö in die schule gehen. steht ja überall geschrieben daß die schüler hier die besten v. österreich sind u. auch bei oö heute hat man es gesagt. oö ist in allen bereichen am besten, hat schon hupfi immer gesagt. dafür haben wir 3 milliarden € schulden.
Im Grunde richtige Entscheidung! Es ist da keine Schülerfreifahrt vorgesehen. Wenn schon Ausland sein muss, dann Selbstorganisation der Schulfahrt.
Und wenn der Bus sowieso dort hinfährt und die Familie bereit ist, dies auch selbst zu bezahlen? Und dennoch wird der Zustieg verweigert?
Das kommt Dir nicht komisch vor Du Kasperl?
pader k du nix lesen?
Lese bildet.
Die Eltern würden das selber zahlen. Nur die Firma darf sie nicht mitnehmen.
Jugendticket Netz würde ich vorschlagen, da ist die Strecke bis Passau dabei.
Ich verstehe das Problem nicht ganz. Warum ist hier nicht das Jugendticket gültig, mit dem unabhängig vom Schulbesuch gegen Aufpreis OÖ weit (von Passau bis St. Valentin (NÖ!) jedes Öffi genutzt werden kann?
Ich fürchte, hier wird vom paragraphenreitenden Amtsschimmel auch dieses verweigert!
Wenn man das weiterspinnt, dann wird mit dieser Gemeinheit auch wieder die Schulsprengel-Freiheit aufgehoben: Wir zahlen die Freifahrt nur, wenn du die nächstliegende Schule besuchst, sonst bleibst du fahrtechnisch dort, wo der Pfeffer wächst.
Wenn ich mir die Voraussetzungen anschaue laut HP vom OÖVV sollte es für das Neztticket eigentlich kein Problem darstellen.
Da steht nämlich nichts von nächstgelegener Schule sondern nur Schule mit Öffentlichkeitsrecht und das wird ja die Schule in Passau wohl erfüllen.
Vergesst bei eurer Diskussion bitte nicht:
Österreichs NEUE MITTELSCHULE hat Haupschulniveau - und KEIN bisschen mehr. Die Realschule in Deutschalnd hat eine grössere Fächervielfalt und eben ein Niveau zwischen Hauptschule und Gymnasium - eine extrem viel bessere Möglichkeit ins Berufsleben einzusteigen - mit höherem Bildungsniveau.
Ich würde alles daran setzen mein Kind in dieem Fall in der Realschule unterrichtet zu bekommen wenn sich die Möglichkeit bietet.
Und das sollten die wahrscheinlich dem unteren Hauptschul-Bildungsniveau angehördenden Beamten in Linz einfach begreifen LERNEN ...
"...wird darauf kein Einfluss genommen," heißt übersetzt: ik nix zuständig !
das ist ein auf behörden/ämtern beliebtes argument, man müsste ja sonst über den eigenen tellerrand hinausschaun, das wär unanständig !
Willkommen im neuen Beamtenstaat!