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Gründonnerstag: Starkbier nach der Fußwaschung

12. April 2017, 16:45 Uhr
Klösterlicher Bierbrauer. Foto: Akademie der Wissenschaften

BRAUNAU, WIEN. Wiener Forscher haben in altem Regelbuch entdeckt, dass die Gründonnerstags-Tradition auch im bayerischen Ranshofen gepflegt wurde.

Ganz schön lustig muss es mitunter in Ranshofen und anderen Klöstern Bayerns früher zugegangen sein nach der rituellen Fußwaschung. Denn die Armen, denen das Gründonnerstagszeremoniell zuteil wurde, bekamen nach dem kirchlichen Akt Starkbier. Dass dies auch im früher niederbayerischen Ranshofener Chorherrenkloster praktiziert wurde, ist bei einem Forschungsprojekt der Akademie der Wissenschaften in Wien zutage gefördert worden, das Dozent Robert Klugs-eder vom Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen begleitet.

„Durch einen Hinweis, den ich vor kurzem in einer liturgischen Handschrift, die um 1200 entstanden ist, entdeckte, können sich nun auch die Ranshofener über eine 750-jährige Brautradition freuen“, stellt Klugseder fest - von 1200, wo der Bierkonsum erwähnt ist und als Indiz fürs Brauen gilt, bis 1950, als die Kloster- und spätere Klosterbrauerei „leider“ aufgelassen wurde.

„Brot, Fleisch und besseres Bier“

Er erläutert, dass in dieser Handschrift, einem mittelalterlichen Regelbuch, ausführlich die Fußwaschung geschildert wird, die von Herrschern und kirchlichen Würdenträgern an armen, alten Menschen durchgeführt wurde: „Am Ende der rituellen Handlung wurden den Gewaschenen an einer vor dem Refektorium (Speisesaal) aufgestellten Tafel süßes Brot, zwei Portionen Fleisch und eine Schüsseln von dem besseren Bier überreicht.“ Starkbier, ciphus de meliori cervisia, ist damit gemeint. Und das ist wahrhaftig eine regionale Spezialität.

Das Regelbuch war 1816 nach der Aufhebung der bayerischen Klöster mit anderen Handschriften von Ranshofen in die Münchner Hofbibliothek gekommen, der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek.

„In allen mir bekannten Quellen wird den Fußgewaschenen Wein gereicht, in Niederbayern natürlich Bier“, erklärt der Wissenschafter den Unterschied. „Welche Wirkung eine Schale voll hochprozentigen Biers auf Laien hatte, die sonst kaum Alkohol gewohnt waren, kann man sich unschwer vorstellen“, ergänzt Klugseder. Die Fußwaschung ist ein altes Ritual. In vorchristlicher Zeit durften nur heidnische Sklaven den Juden die Füße reinigen.

Jesus, Päpste und Kaiser taten´s

Jesus brach mit dieser Regel, indem er diese Demut bezeugende Reinigung an seinen Jüngern durchführte. Das Ritual wurde in den Kult der christlichen Kirchen aufgenommen und bereits im frühen Mittelalter wöchentlich in Klostergemeinschaft praktiziert. Auch Päpste und Kaiser wuschen als Teil der Gründonnerstags-Liturgie Armen die Füße. Bei den Habsburgern wurden bis zum Ende ihrer Herrschaft zwölf arme Männer und Frauen ausgewählt. Ein Verzeichnis aus dem Jahr 1880 belegt deren Alter zwischen 88 und 92 Jahren. Bildquellen gibt es auch aus der Zeit Kaiser Franz Josephs, Silbermünzen, Speisen und Wein wurde normalerweise danach geschenkt - außer im damals schon Bier liebenden Niederbayern.

Papst Franziskus führte das Zeremoniell in den vergangenen Jahren an jungen Häftlingen durch, in einigen Kirchen wird es ebenfalls zelebriert. „Nicht mehr“, beantwortet der Ranshofner Pfarrer Severin Piksa, ob auch er bei der Abendmahlfeier die Tradition fortführt. Was die Wiener Forscher herausgefunden haben, ist ihm neu und entlockt ihm ein Schmunzeln.

Fasten: Flüssiges zählt nicht

Robert Klugseder weiß, dass die Verbindung von Bier und Gründonnerstags-Tradition lange anhielt: „In den 1950er Jahren wurden Bierbrauer aus dem bayerischen Aldersbach zur Fußwaschung in den Passauer Dom geladen.“ Weil Flüssiges das strenge Fastengebot nicht gebrochen hat, wurde von Mönchen im Mittelalter in großem Maßstab Bier - vor allem Starkbier - gebraut. In den frühen Klostergründungen Bayerns im achten Jahrhundert ist dies etwa in Tegernsee, Niederaltaich, Mondsee und die weltälteste Brauerei Weihenstephan belegt.

Dass es jetzt in der neueröffneten Schlosstaverne von Marion und Günther Pommer in Ranshofen wenigstens wieder Bier zu trinken gibt, wenn schon keins mehr vor Ort gebraut wird, freut den Wiener Universitätsprofessor Robert Klugseder sehr. Die Taverne geht auf eine Klosterschänke aus dem Jahr 1565 zurück. Das ehemalige Chorherrenstift und die Klosterkirche St. Pankraz, die er bei seinen Recherchen kennengelernt hat, empfiehlt er als „sehenswert“.

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3  Kommentare
3  Kommentare
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beppogrillo (2.507 Kommentare)
am 12.04.2017 18:51

Kloster-Brüder und Schwestern waren stets Feinspitze und lebten sehr genußvoll vom Zehent ihrer tiefgläubigen Untertanen.

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Salzkammergut (3.323 Kommentare)
am 12.04.2017 17:20

Kenne das eher umgekehrt - Fußwaschung nach der Starkbierverkostung wenn der Heimweg vermeintlich Geradeaus mehrmals durch den Straßengraben führte.

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( Kommentare)
am 12.04.2017 17:13

"Ranshofener Fusswaschbier"
ob das heute eine gute Werbung wäre?
zwinkern

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