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"Gefühl, dass wir arg vernachlässigte Region sind"

Von Monika Raschhofer, 28. September 2017, 00:04 Uhr
"Gefühl, dass wir arg vernachlässigte Region sind"
Gleich nach Dienstschluss in der Diabetiker-Beratung gibt Gabriele Knauseder (SPÖ) ihr Politik-Interview.

BRAUNAU, WIEN. Die Spitzenkandidatin der SPÖ im Innviertel vergleicht mit dem Zentralraum – etwa bei der Gesundheitsversorgung.

An ihrem Arbeitsplatz und als Lehrende hat Gabriele Knauseder Erfahrung. Das politische Parkett ist noch ziemliches Neuland für sie. Erst seit 2015 sitzt sie im Braunauer Gemeinderat, schon ist sie Spitzenkandidatin der SPÖ im Wahlkreis Innviertel. Wie sich das anfühlt und was sie plant, sagte die 51-Jährige im Warte-Interview.
 

Sind Sie im Innviertel schon bekannt genug?

Ich glaube nicht, so ehrlich bin ich. Ich bin zwar im Bezirksvorstand und in Ausschüssen seit der vergangenen Wahl, aber bei den Terminen, die Harry Buchmayr (Anmerkung: derzeitiger SPÖ-Nationalrat aus Braunau), im Bezirk absolviert hat, war ich nie dabei. Drum bin ich jetzt sehr bemüht, mich im ganzen Bezirk – eigentlich im ganzen Wahlkreis – sehen zu lassen, wenn ich Einladungen kriege. Ich bin fürs ganze Innviertel unterwegs, viel auf Achse. Bisher habe ich gute Rückmeldungen gekriegt.

Dass Sie eine Frau sind, war für die Nominierung mitentscheidend. Wurden Sie gedrängt oder haben Sie sich drum gerissen?

Man hat mich nicht gedrängt, aber ich habe mich auch nicht drum gerissen. Wir haben die Liste erstellt – Mann-Frau-Mann-Frau, so wie es vorgesehen war, und ich bin davon ausgegangen, dass Harry Buchmayr nochmals kandidiert. Als er die Kandidatur zurückgelegt hat, war das zuerst überraschend. Ich habe kurz überlegt und mit meiner Familie besprochen und dann gesagt: Das mache ich jetzt einfach. Es ist ja auch eine ehrenvolle Aufgabe. Andere setzen Vertrauen in einen und trauen es einem zu, dann überlegt man nicht so lang.

Leiten Sie daraus eine Verpflichtung ab, Politik für Frauen zu machen?

Nicht nur, weil ich glaube, dass das gar nicht gut ankommt. Ich mag den Begriff Quotenfrau überhaupt nicht. Man muss sich für alle gleich einsetzen, sonst vergrault man die Männer. Sich nur für Frauen einzusetzen, kann man sich gar nicht leisten, wenn man für den ganzen Wahlkreis zuständig ist.

Was möchten Sie für das Innviertel erreichen?

Auf jeden Fall, dass es nicht noch schlechter wird, zum Beispiel in der Gesundheitsversorgung. Da sehe ich Probleme auf uns zukommen – das ist ja auch mein täglicher Job. Ich habe schon oft das Gefühl, dass wir gegenüber dem Zentralraum arg vernachlässigt sind. Da möchte ich mich massiv einsetzen. Ein Thema, das Frauen vielleicht etwas mehr betrifft, aber vor allem Familien, ist mir sehr wichtig – die Kinderbetreuung. Da hapert es wirklich noch im ganzen Bezirk.

Wie gut kennen Sie das Innviertel?

Weniger gut als ich mir gedacht habe. Ich komme jetzt schon auch in Gemeinden, wo man sonst nicht so einfach hinkommt. Und dort sind die Themen oft ganz anders als bei uns in der Bezirkshauptstadt, das ist auch klar.

Gibt es Berechnungen, mit wie viel Zustimmung Sie es in den Nationalrat schaffen können?

Wenn es ein Vorzugsstimmenwahlkampf wird, brauche ich laut der jüngsten Berechnung 3700 Vorzugsstimmen. Ich kann nur sagen, dass die Stimmung nicht so schlecht ist – besser als bei der vergangenen Wahl, kommt mir vor. Aber wie es sich entwickelt... Es kommt drauf an, wie mir gelingt, mich bekanntzumachen. Ich alleine schaffe es auch nicht. Es hängt auch sehr viel von der Bundespolitik ab.

Was bedeutet Ihre Kandidatur für die SPÖ-Rochade im Braunauer Gemeinderat, wo ja Ingrid Neulinger, Max Angermeier und Fritz Krulis aufhören? Sie waren ja als Stadträtin vorgesehen...

Dass sie aufhören, hat mit meiner Kandidatur nichts zu tun. Stadträtin werde ich jetzt nicht, da ist umdisponiert worden. Wer im Gemeinderat nachfolgt, ist in den Gremien entschieden. Es rücken einfach die nächsten auf.

Sie sind in der Diabetikerberatung tätig. Wenn Sie sich im Nationalrat ein Ressort aussuchen könnten – wäre es das Gesundheitsressort?

Natürlich wäre es schön. Gesundheit und Soziales – da wäre ich besser aufgehoben als etwa in einem Wirtschaftsausschuss. Man kann sich in alles einlesen und einarbeiten. Aber wenn man in einem Beruf über 30 Jahre arbeitet, hat man natürlich mehr Wissen, das ist klar.

Bei der Bevölkerung ruft oft Unverständnis hervor, wenn Politiker von einem Ressort ins andere wechseln...

Ja, generell gilt für die neue Aufgabe: Es ist ganz was anderes, im Nationalrat zu arbeiten, als im Gemeinderat. Man hat große Verantwortung und soll die Arbeit gut machen. Wenn man einen fachlichen Grundstock hat, tut man sich leichter.

Politisch sind Sie eher noch ein Küken, kann man fast sagen...

Ja, ich bin jetzt seit vier Jahren gut involviert.

Haben Sie noch kritische Distanz zu typischen Politikerverhalten?

Ich glaube schon. Ich sehe bei mir den Vorteil, dass ich Sachen ganz anders angehe, weil ich viele Hintergründe von früher, wie was abgelaufen ist, nicht weiß.

Mussten Sie sich als Quereinsteigerin den Rückhalt in der eigenen Partei erstreiten?

Nein. Da könnte ich mich gar nicht beschweren. Ich hatte immer schon gute Zustimmung. Das passt.

Warum ist die SPÖ für Wähler anziehend?

Weil wir Themen ansprechen, die für alle Leute wichtig sind. Die SPÖ ist eine Partei, in der die Frauen wirklich hereingenommen werden, das fällt mir bei den anderen Parteien einfach nicht auf. Von den Themen ist es für die Wähler mittlerweile ein wenig schwierig, weil alle ähnliche Themen haben. Aber dennoch: Kinderbetreuung, Bildung, Pensionen – das sind alles Themen, die von den anderen nicht so stark aufgegriffen worden sind. Ich habe das Gefühl, dass die sozialen Themen in der SPÖ mehr Gewicht haben.

Spielt die Gründungsgeschichte – für die Rechte der Arbeit(nehm) er zu kämpfen – noch eine Rolle?

Ich glaube, dass die Bevölkerung das heute nicht mehr so sieht. Wenn ich zurückdenke, als ich hergekommen bin nach Braunau, hat das Parteibuch noch eine große Rolle gespielt. Das interessiert die Leute heute gar nicht mehr. Viele Arbeitnehmerrechte sind so selbstverständlich geworden, dass keiner mehr dran denkt, dass sie hart erkämpft worden sind in früheren Zeiten. Sie haben eher die Einstellung, dass ihnen das zusteht. Dass Kollektivverträge immer wieder verhandelt werden müssen, wissen viele Leute gar nicht oder wollen es nicht wissen.

Stichwort "steht uns zu": Was verbinden Sie mit dem SPÖ-Wahlslogan und glauben Sie, dass er die Leute anspricht?

Ich weiß es nicht recht. Manche Leute trauen sich zu wenig fragen oder wissen zu wenig, andere rennen einmal zu viel und wollen alles. Es ist so ähnlich wie die Kampagne "Würdige Arbeit".

Für Sie ist das Soziale wesentlich in der SPÖ...

Die zu unterstützen, die zu wenig haben oder sich zu wenig selber kümmern können, aber auch das wird immer schwieriger. Auch die zu erreichen. Manchmal muss man sich für diese Einstellung rechtfertigen, das ist mir auch schon passiert. Der Vorwurf ist dann, dass wir wollen, dass Sozialleistungen für alle ganz leicht zu erreichen sind. Das ist aber nicht gemeint. Mir geht es darum, zu schauen, wo es hapert und Betroffenen zu helfen.

Begleitet Sie der soziale Gedanke schon Ihr Leben lang?

Das habe ich schon lang. Ich bin auch so aufgewachsen. Unsere Eltern haben uns drei Geschwister gleich behandelt. In der Ausbildung habe ich mich schon im Betriebsrat engagiert und den Mund aufgemacht. Wenn jemand ganz schlimm benachteiligt wird, kann ich mich einfach nicht stadhalten.

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2  Kommentare
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tille48 (1.050 Kommentare)
am 28.09.2017 12:18

Wohltuend sachliche Aussage und weniger im Politjargon. Mit spürbarem Engagement,
dass eine Umsetzung sehr wahrscheinlich erscheinen lässt. Ein gutes Beispiel wie junge Menschen sich politischer Verantwortung stellen. Ein großer Bekanntheitsgrad könnte die Chancen für breite Zustimmung erhöhen.

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il-capone (10.341 Kommentare)
am 28.09.2017 09:38

Ich wähl zwar nicht rot, aber es ist schon höchst wohltuend, wenn sich eine Abgeordnete nicht wie die Stupiden fast nur als Islam- u. Ausländer-Phobist deklariert.
Rot ist eben doch menschlicher als Blau.

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