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Er nahm sie mit auf eine geistige Reise hin zur anderen Seite des Mittelmeeres

Von Marina Mayrböck, 20. Oktober 2016, 12:03 Uhr
Er nahm sie mit auf eine geistige Reise hin zur anderen Seite des Mittelmeeres
Karim El-Gawhary diskutierte mit den Kfz-Berufsschülern Mattighofen. Bild: (mahu)

MATTIGHOFEN. Karim El-Gawhary diskutierte mit den Berufsschülern in Mattighofen über Krieg & Flucht.

Still war es. Eine Leere, obwohl der Turnsaal voll war. Physisch. Gedanklich waren die Berufsschüler bei der jungen Mutter im Mittelmeer, nicht weit von der ägyptischen Küste entfernt. Ihr Flüchtlingsboot ist gesunken. Nur sie ergatterte eine Schwimmweste, ihre vier kleinen Töchter nicht. Alle fünf würde die Weste nicht tragen, das war der Mutter bewusst. Sie hätte eines ihrer Kinder loslassen müssen, damit die anderen überleben. Sie konnte nicht. Das Meer entschied. Sie verlor drei Töchter.

Der Nahost-Experte Karim El-Gawhary diskutierte am Montag über Krieg und Flucht mit den Kfz-Berufsschülern in Mattighofen. Er nahm die Teenager geistig an der Hand, führte sie auf die andere Seite des Mittelmeers und packte sie am Gewissen. "Hand hoch: Wer von euch hat sich den Geburtsort selber ausgesucht? Es könntet genauso gut ihr sein, die mit dem Boot übers Mittelmeer flüchten." Man müsse sich der Gnade seines Geburtsortes bewusst sein, das sei das beste Rezept gegen Überheblichkeit und Indifferenz. "Ihr werdet mit diesen Menschen zu tun haben. Wie werdet ihr euch verhalten? Integration ist eine Zweibahnstraße, eine Aufgabe für beide Seiten. Die Frage ist, wie geht ihr damit um? Später wird entscheidend sein: Seid ihr an dieser Frage gescheitert oder gewachsen?", so El-Gawhary.

Eine Einbahnstraße war auch sein Vortrag nicht. Die Berufsschüler haben sich Tage zuvor in Politischer Bildung mit dem Syrienkrieg und der Flüchtlingskrise auseinandergesetzt und ihm interessante, teils kritische Fragen gestellt. Wer von dem Krieg profitiere, wann der Krieg zu Ende sein werde, wie der Alltag in Syrien aussehe und ob seine Arbeit gefährlich sei, wollten sie wissen.

El-Gawhary arbeitet seit mehr als 25 Jahren als freier Nahostkorrespondent mit Sitz in Kairo. Er hatte viel zu erzählen.

Privileg Schule

Wie eine banale Entscheidung "jetzt duschen oder später" sein Leben rettete, als im Irak unweit eines Hotels, in dem er untergebracht war, eine Autobombe explodierte und die Glasfront seines Hotel-Badezimmers einschlug. Oder wie er bei Recherchearbeiten den 13-jährigen Ibrahim traf, dessen Mutter neben ihm auf dem Flüchtlingsboot erschossen wurde. "Ich fragte Ibrahim: ,Was hättest du gemacht, wenn du es geschafft hättest, nach Europa zu kommen?’. Er sagte, er wäre dann zur Schule gegangen. Das, was euch jeden Morgen nervt – bei mir war das nicht anders –, ist ein großes Privileg für Ibrahim", sagte El-Gawhary.

Am Vortag faszinierte er in Mattighofen 450 Zuhörer in der Sepp-Öller-Halle. "Es ist ein erhebendes Gefühl, für so viele Menschen Gastgeber zu sein, die einen fast prophetisch wirksamen Menschen hören, sehen und möglicherweise dessen ermutigende, herausfordernde Botschaften umsetzen können", sagte Veranstalter Franz Wührer vom Katholischen Bildungswerk.

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