Er maturierte mit Einskommanix und studierte in Nullkommanix

Von Marina Mayrböck   05.Oktober 2017

Verstehen und Gas geben. Es klingt so einfach, wenn Tobias Reichinger, der Mann mit dem Bestnoten-Abo, über seine Schullaufbahn spricht. Der 26-jährige Aspacher lernt schnell und arbeitet hart. Eine "ausgezeichnete" Kombination. Volksschule, Hauptschule, HTL und jetzt das Studium der Bauingenieurswissenschaften an der Technischen Universität in Graz: Tobias hat alles mit einem ausgezeichneten Erfolg abgeschlossen.

"Das hat sich so ergeben. Ich habe mir immer gedacht, wenn ich mich so gut vorbereite, dass ich alles verstehe, dann passt es für mich. Was dabei für eine Note herauskam, war eher nebensächlich. Natürlich ist es super, wenn du gut benotet wirst. Aber ich hatte nie den Anspruch an mich selber, alles mit ausgezeichnetem Erfolg abschließen zu müssen", sagt Reichinger. Kürzlich hat er sein Master-Studium absolviert. In der Mindeststudienzeit. Auch das war nicht geplant, aber "wir haben halt immer was getan."

In diesem "Wir" steckt ein Teil seiner Strategie, die sich schon früh als erfolgreich herausstellte: Lernen in der Gruppe. "Bei uns war das schon in der Hauptschule so, wir haben gemeinsam gelernt, uns die Hausübungen aufgeteilt und das lief", sagt Tobias. Auch in der HTL und im Studium suchte und fand er Gleichgesinnte, die ebenfalls alle mit einem ausgezeichneten Erfolg abgeschlossen haben.

An den vorbildhaften und pflichtbewussten Schüler erinnert sich Brigitte Ortner. Sie war Tobias Klassenvorstand in der Hauptschule Aspach. "Er hat ja immer lauter Einser gehabt, das ist selten. Er ist so ein feiner Mensch. Bei diesen Schülern weiß man, die gehen ihren Weg." Sein Weg führt ihn und seine Freundin von Graz zurück nach Aspach. Die beiden sind beim Übersiedeln. Auch in dieser Hinsicht ist der Musterschüler eine Ausnahme. Denn viele, die für ein Studium ihre Region verlassen, kehren oft nicht mehr zurück – zum Leidwesen der heimischen Wirtschaft, die ohnehin mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen hat.

Eine in Graz angebotene Doktoratsstelle hat er vorerst abgelehnt. Er wird demnächst in einem Rieder Statikbüro zu arbeiten beginnen. Fleißig gearbeitet hat er zuletzt an seiner Masterarbeit. Untersuchungsgegenstand waren Holzbauschrauben speziell für Hartlaubholz. 60 bis 80 Stunden pro Woche hat er von Februar bis Mitte August an seiner Abschlussarbeit geschrieben.

PS: Ab und zu rührten auch andere Noten im Einser-Einheitsbrei. In Zeichnen und Musik etwa finden sich Zweier. "Ja, das Kreative war noch nie so meins", sagt Tobias, der seine Freizeit bei der Feuerwehr Aspach verbringt.

 

Word-Rap

Kurz nachgefragt bei Tobias Reichinger: