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Eine Dame, die beeindruckt: Eva Vogl

Von Marina Mayrböck, 05. März 2017, 07:04 Uhr
Eva Vogl
 Die Fünffachmutter und 26-fach Uroma zieht im Interview Bilanz.   Bild: (Marina Mayrböck)

MATTIGHOFEN. Stadtgespräche Mattighofen: Mit fast 97 geht sie noch ins Büro, mit 90 stand sie noch auf dem Tennisplatz, seit 70 Jahren engagiert sie sich in der Kirche: Eva Vogl erzählt am 9. März aus ihrem Leben

Eva Vogl von der gleichnamigen Fabrikantenfamilie in Mattighofen erzählt bei den Stadtgesprächen Mattighofen (Näheres im Infokasten) aus ihrem interessanten Leben. Wir haben die beeindruckende Dame auch über die Rolle der Frau gefragt. Die Fünffachmutter und 26-fach Uroma zieht im Interview Bilanz.

Mir wurde gesagt, wenn ich Sie erreichen möchte, dann müsse ich gleich in der Früh anrufen.

Jawohl.

Das klingt nach einem straffen Tagesplan.

Naja, es ist so, dass ich dreimal in der Woche noch ins Büro gehe, weil ich da die Verwaltung von einem Teil der ehemaligen Lederfabrik mache. Und ich habe es mir so eingeteilt, dass ich morgens sicher erreichbar bin.

Wie geht es Ihnen denn?

Nicht so schlecht. Wie es einem mit fast 97 Jahren geht (lacht).

Sie sprechen in Mattighofen auch als Person mit Verantwortung. So steht es auf der Einladung. Davon hatte die Familie Vogl viel. Wie ist sie damit umgegangen?

Eigentlich – glaube ich – gut. Wissens’, wenn man beteiligt ist, ist man nicht ganz objektiv. Aber sie haben zum Beispiel Arbeiterhäuser gebaut und darin haben die Leute alle umsonst gewohnt. Das hat sich mit der Zeit schon geändert, aber es waren sehr kulante Preise. Die Leute haben umsonst Strom, Holz und Kohle gehabt. Sie haben auf ihre Belegschaft wirklich sehr geschaut, das muss ich schon sagen.

Das große Rätselraten von heute: Kind und Karriere – wie klappt das? Sie haben fünf Kinder – wie haben Sie den Spagat geschafft?

Bei mir gab es diese Diskrepanz nicht. Das war bei mir überhaupt nicht der Fall. Ich musste nicht arbeiten gehen, weil mein Mann genug verdient hat. Als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, habe ich mir überlegt, was ich mache: Politik oder Kirche? Ich habe mich für die Kirche entschlossen. Die Frauenbewegung hat sich da besonders angeboten. Erst als mein Mann gestorben ist, das war 1998, habe ich die Verwaltung der Liegenschaften übernommen.

Waren Sie eine strenge Mutter?

Nein, ich glaube nicht. Wie man in den 50er, 60er Jahren erzogen hatte, war schon ein bisserl anders als heute – eher auf der autoritären Seite. Ich nicht. Autoritär, das war ich nie.

Das hat sich verändert. Wie finden Sie die Erziehung von heute?

Ich glaube, dass diese patriarchalische Sicht der Erziehung nicht besonders war. Ich finde besser, wie sie heute ist. Nicht ganz übertrieben – ich bin schon dafür, dass Kindern Grenzen gesetzt werden. Ganz ohne Grenzen würde ich meine Kinder nicht aufwachsen lassen – auch heute nicht. Das Leben bringt von selber Grenzen und das müssen Kinder lernen.

Die Rolle der Frau wird ja ständig neu geschrieben – zumindest auf dem Papier. Wie sieht denn Ihr Frauenbild aus?

Ich bin schon sehr dafür, dass Frauen Einfluss haben – sowohl in der Politik als auch in der Kirche. Das halte ich für ganz wichtig. Dafür habe ich mich in der Kirche immer eingesetzt. Wenn ich mir vorstelle: In Linz ist jetzt in der neuen Regierung eine Frau. Also was ist das? Es hat sich schon viel geändert, aber meiner Ansicht nach zu wenig – jedenfalls in der Politik und in der Kirche auch. In der Familie mehr. Die ist partnerschaftlicher geworden.

Heute ist es ganz selbstverständlich, dass ein Mann mit den Kindern genauso umgeht wie die Mutter. Dass die Männer den Kinderwagen schieben, die Kinder wickeln und baden. Im Privaten hat sich die Stellung der Frau mehr verändert als in der Öffentlichkeit.

Die Ansprüche an die Frau sind verflixt hoch: Schön muss sie sein, erfolgreich, sportlich, gebärfreudig sowieso, den Haushalt nicht zu vergessen. Was raten Sie jungen Frauen?

(lacht). Erstens einmal auf die Partnerschaft schauen. Der Mann muss bereit sein, auch im Haushalt und in der Kindererziehung etwas zu übernehmen, sonst geht’s nicht. Und zweitens versuchen ein gewisses Maß zu finden. Wenn es nicht unbedingt notwendig ist, einen vollen Arbeitstag zu haben, sich auch ein bisserl Zeit für daheim nehmen, das würde ich doch schon unterstreichen. Und von vornherein überlegen: Wie gestalte ich das Leben, damit ich nicht völlig ausgenützt werde und nur mehr noch ein Arbeitstier bin. Das, glaube ich, ist sehr wichtig.

Sicher, dass ich bei Ihnen richtig bin, war ich mir erst, als ich den Tennisplatz neben Ihrem Haus gesehen habe.

Eine wichtige Sportstätte, auch heute noch. Ich spiele nicht mehr, hab mit 90 Jahren aufgehört, aber meine Kinder und hauptsächlich die Enkel- und Urenkel sind begeistert. Mein Mann und ich haben viel Tennis gespielt. Mein Mann war ein begeisterter und guter Tennisspieler. Ich war Mannschaftsführerin von den Damen. Die sind so gut geworden, dass sie in die Landesliga gekommen sind. Das war schon sehr schön.

Sie arbeiten schon lange in der Pfarre mit. Waren Sie schon immer gläubig?

Ich habe es mir jetzt einmal angeschaut und es sind 70 Jahre. Damals wurde die Frauenbewegung gegründet. Gläubig war ich schon immer, von der Erziehung her, mein Vater ist früh gestorben.

Wie ging es Ihnen, als die Lederfabrik geschlossen wurde?

Das war schon bitter. Die Männer waren sehr verwurzelt in die Arbeit und man hat ja alles mitgemacht.

Worüber freuen Sie sich?

Enkel und Urenkelkinder. Ich habe 15 Enkel und 26 Urenkel und das freut mich schon sehr, wenn die da sind. Ansonsten, im Alter muss man mit den Freuden etwas bescheidener werden (lacht). Ich freue mich schon sehr, wenn die Menschen freundlich sind.

 

Stadtgespräche

Eva Vogl, Jahrgang 1920, ist ursprünglich aus Niederösterreich. Mit 19 Jahren heiratete sie Heinrich Vogl. Sie ist Mutter von fünf, Oma von 15 und Uroma von 26 Kindern. Seit 70 Jahren arbeitet sie in der Kirche mit und war Mitbegründerin der Katholischen Frauenbewegung in Mattighofen.

Stadtgespräche: Das Katholische Bildungswerk bittet Personen mit Verantwortung auf die Bühne.
Neben Eva Vogl wird Wolfgang Heindl über Persönliches, Berufliches und Kirchliches sprechen. Heindl ist Verantwortlicher der Hilfsaktion "Sei so frei" für die Erzdiözese Salzburg und exzellenter Kenner von Bischof Erwin Kräutler und der kirchlichen Entwicklungsarbeit. Heindl spricht am Donnerstag, 23. März. Beide Stadtgespräche finden jeweils um 19.30 Uhr im Veranstaltungssaal des Schlosses Mattighofen statt. Der Eintritt sind freiwillige Spenden.

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