"Eine Asservatenkammer ist wahre Schatzkammer"
SANKT PANTALEON. Schriftsteller Ludwig Laher über sein neues Buch "Überführungsstücke" und seine Hauptfigur, die es wirklich gibt.
Zuweilen deplaziert, oft im Erklärungsnotstand, voller Fragezeichen und Skrupel, gleichzeitig hungrig nach Antworten und auch wieder nicht ... In Ludwig Lahers neuem Roman "Überführungsstücke" geht es um Oskar Brunngraber, einem bayrischen Justizverwaltungsinspektor. Er ist Herr über die Asservatenkammer, die Überführungsstücke Futter für seine Fantasie. Das Buch überzeugt als fein gesponnene Persönlichkeitsstudie, wie die OÖN berichteten. Der Schriftsteller aus St. Pantaleon über seinen Protagonisten, den er persönlich kennt und der ihm ein schönes Kompliment machte.
Einen spannenden Beruf haben Sie Ihrem Protagonisten gegeben!
Ich wollte diesmal keine lineare Handlung, sondern assoziativ erzählen. Gegenstände sollten im Mittelpunkt stehen, an die sich spannende Geschichten knüpfen, Gegenstände, die aber auch für Abgründe und Absurditäten menschlichen Tuns und Erlebens stehen. Ernsthaft sollte das Ganze auf die Leserschaft zukommen, aber zugleich auch augenzwinkernd, ja zuweilen humorvoll. Die Asservatenkammer ist eine wahre Schatzkammer für solche Dinge. Brauchte ich nur noch wen, der sie uns näherbringt. Da war der Weg zu Oskar Brunngraber nicht weit. Den aber wollte ich nicht als graue Beamtenmaus rüberkommen lassen, sondern mit überraschenden Zügen ausstatten.
Gibt es einen "Oskar Brunngraber" in Ihrem Bekannten- oder Freundeskreis?
Ja, einen solchen Menschen gibt es. Ursprünglich wollte ich ihn vor allem als Auskunftsperson für das berufliche Biotop meines Romans gewinnen, den Privatmann hätte ich mir fiktional zurechtgebastelt. Nicht zum ersten Mal in meiner Schriftstellerkarriere wurde aber mein differenziertes Zugehen auf eine Vorbildgestalt bei dieser zum Auslöser für eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben. Und nicht zum ersten Mal flossen schließlich, angeregt von der Auskunftsperson, am Ende viele reale, höchst bemerkenswerte biographische Elemente in den Text. Den Rest ergänzte ich. Als ich dem wirklichen "Brunngraber" das fertige Manuskript zum Lesen gab, meinte er, an manchen Stellen habe er nicht mehr recht gewusst, ob er das tatsächlich erlebt hat oder nicht. Das war mir das schönste Kompliment.
In welches Terrain führt Sie Ihre nächste Recherche?
Letztlich ist es immer dasselbe Terrain: Wie geht der Mensch mit sich selbst und anderen um? Eine unerschöpfliche Quelle. Ich werde versuchen, ihr in den nächsten Jahren weitere überraschende Facetten für ein dafür aufgeschlossenes Lesepublikum abzugewinnen.
Buch und Lesungen
Der neue dokumentarische Roman „Überführungsstücke“ von Ludwig Laher ist am 1. August im Wallstein-Verlag erschienen.
Lesungen mit Ludwig Laher:
Montag, 3. Oktober, 20 Uhr, Schloss Mattighofen; Freitag, 7. Oktober, 19.30 Uhr, Literaturhaus Salzburg; Dienstag, 11. Oktober, 20 Uhr, „Kunst im Keller“ Ried
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